Amenhotep III.

Der bei Josephs Ankunft in Ägypten herrschende Pharao wird im Roman mit zahlreichen Namensvarianten bezeichnet: Neb-ma-rê, Neb-ma-Rê-Amenhotep, Amenhotep-Nebmarê, Neb-ma-rê-Amenhotpe, Neb-ma-rê-Amun-hotpe-Nimmuria und Amun-ist-zufrieden.

Amenhotep III. ist Echnatôns Vater, Gatte der ›Großen Gemahlin‹ Teje, Sohn Tutmoses IV. und der mitannischen Prinzessin Mutemweje, einer mitannischen Prinzessin (V, 971). Sein Name, Neb-ma-Rê-Amenhotep, bedeutet »Herr der Wahrheit ist Rê« und »Amun ist zufrieden«, und der »syrische Zusatz ›Nimmuria‹« trägt die Bedeutung »Er geht zu seinem Schicksal« (IV, 682).

Pharao »war dick und untersetzt«, wie Joseph, der ihn bei verschiedenen Festen einige Male zu Gesicht bekommt, feststellt, und »die Farbe seines Antlitzes war nicht die Beste« (V, 969). Er leidet am »Zahnwurm«, weil er zuviel Zuckerwerk nascht, und muss so manchen Staatsempfang mit dicker Backe absolvieren (V, 970). In Josephs zweitem Jahr in Ägypten begeht er sein dreißigjähriges Regierungsjubiläum, das mit dem Hebsed-Fest gefeiert wird (V, 970-977). Bei der prunkvollen Ausfahrt des Königs zu diesem Anlass erblickt Joseph den Pharao erneut und findet ihn »schon ziemlich greis, man sah es an seinem Munde, der einfiel, an dem mühsamen Blick seiner Augen und an seinem Rücken, der unter dem lotusweißen Linnen des Obergewandes etwas gekrümmt erschien« (V, 974).

Das mindert den Prunk des Schauspiels nicht, das ausgiebig beschrieben wird (V, 974-977). Pharao selbst ist prachtvoll angetan und geschmückt, und sein Haupt bedeckt »bis hinter die Ohren und bis in den Nacken die blaue Tiare«, an deren Stirnseite »aufgerichtet und in Emaillefarben schimmernd die giftige Blähschlange«, der Uräus, steht, »der Abwehrzauber des Rê« (V, 974 f.).

Bei dieser Gelegenheit sieht Joseph auch Echnatôn zum ersten Mal. Der künftige Amenhotep IV., der sich später Ech-n-atôn nennen wird, ist zu diesem Zeitpunkt noch ein Knabe von acht oder neun Jahren, der seinem Vater, in einem eigenen vergoldeten Wagen stehend, folgt und vom Volk als der »Knabe Hor in der Locke« bejubelt wird (V, 975 f.).

Seit dem Hebsed-Fest nimmt Amenhoteps Gesundheit stark ab, was seinen mitannischen Schwager Tuschratta (dessen Schwester Giluchipa eine Nebengemahlin Amenhoteps III. ist) veranlasst, ihm ein heilbringendes Bild der Ischtar zu senden, das aber kaum Wirkung tut (V, 971).

In dieser Zeit heckt eine von Pharaos Nebenfrauen einen Anschlag auf sein Leben aus, um bei einer anschließenden Palastrevolution ihren Sohn, Noferka-Ptach, auf den Thron zu bringen (V, 1347-1352). Ihr mythisches Vorbild ist die Geschichte von Isis und Rê (vgl. Eset). Die Verschwörung, obwohl sie also »von bestem Vorbilde eingegeben war«, schlägt fehl, die zweite Isis wird kurzerhand erwürgt, und die insgesamt 72 Verschwörer, unter denen sich »eine Reihe von wirklichen Herzensfreunden des Gottes« befinden, werden »unter der Gesamtbezeichnung ›Abscheu des Landes‹« in Haft genommen (V, 1352). Unter den Verhafteten befinden sich auch Mersu-Rê, Pharaos Oberster Bäcker, und Nefer-em-Wêse, Pharaos Obermundschenk, (V, 1334), denen Joseph, der zu dieser Zeit schon in seiner zweiten ›Grube‹, im Gefängnis von Zawi-Rê, liegt, aufwarten muss (V, 1335).

Unter den politischen Leistungen Amenhoteps hebt der Erzähler die Trennung von staatlichen und geistlichen Ämtern hervor: Um die Macht der Priesterschaft des Amun zu schwächen, habe er sich »bewogen gesehen, die geistliche von der bürgerlichen Gewalt zu trennen und weltliche Männer als Wesire des Südens und Nordens einzusetzen« (V, 1376).

Nach vierzig Regierungsjahren stirbt Amenhotep III. (V, 1362) und wird mit großem Prunk begraben (V, 1362 f.). Seine Gemahlin Teje übernimmt die Regentschaft für die nach angemessener Trauerzeit jauchzend bejubelte »Folgesonne« Amenhotep IV., denn Echnaton ist zu diesem Zeitpunkt, »wenn man recht gezählt hatte«, erst fünfzehn Jahre alt (V, 1363).

Ganz recht scheint man nicht gezählt zu haben, denn wenn Echnaton beim Hebsed-Fest, dem dreißigjährigen Thronjubiläum seines Vaters, acht oder neun Jahre alt war (V, 975), müsste er bei dessen Tod im 40. Regierungsjahr (V, 1362) schon 18 oder 19 Jahre alt sein.

Die Beschreibung der äußeren Erscheinung Amenhoteps III. (Amenophis III.) folgt vermutlich Schäfer, dem zufolge »wir wissen, daß der Vater Echnatôns ein fetter, untersetzter Mann gewesen ist« (Text zu Tafel 8 im Abbildungsteil). – Auch die Aussagen über das Aussehen des gealterten Königs dürften sich auf Schäfer stützen, der die hier farbig (bei Schäfer monochrom) abgebildete Kalksteintafel mit folgendem Kommentar versieht: »Wir sehen einen Greis mit müde geneigtem Haupte, zusammengesunkenem Körper und schlaff über das Knie hängender Hand« (Text zu Tafel 7 im Abbildungsteil). – Von dem (an der Mumie des Königs festgestellten) Zahnleiden des Königs berichtet Wiedemann (33), über seine Regierungszeit und Bautätigkeit Steindorff I (80-82).

Die Darstellung des Hebsed-Festes stützt sich vermutlich auf Erman/Ranke (70-72), ebenso die Beschreibung der Ausfahrt des Königs (vgl. den hier verfügbaren Auszug aus Erman/Ranke, 68 f.). – Von Tuschrattas Sendung eines Ischtar-Bildes berichtet Meissner (II, 126).

Abb.: Amenophis III. und Teje. Kalksteintafel aus der Amarnazeit.

Letzte Änderung: 16.06.2018  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück