Josef

Gepäckträger vom Bahnhof. »Die rote Dienstmannsmütze saß streng, militärisch gerade auf dem kahlen Haupt.« Mit seinen bald siebzig Jahren sitzt er vor dem Bahnhof, »das Nummernschild an der Mütze. Der Leib war zusammengeschrumpft, die Augen blinzelten noch munter hinter der stahlgefaßten Brille, lustige Fältlein liefen vom Lid in das Feld der Haut, strömten ein in das Altersgrau, in die Luftbräune, die Bierröte des Gesichts. Die Kollegenschaft ersetzte die Familie« (II, 29 f.). Josef hat immer in dieser Stadt als Gepäckträger gelebt, nur einmal ist er »verreist«, in den »Argonnerwald und zum Chemin-des-Dames«, und musste auf Leute schießen, »die ihm zu Hause als fremde Reisende ein gutes Trinkgeld gegeben hätten« (II, 111). Im zweiten Weltkrieg, als »alle zum zweitenmal verrückt wurden«, hat er seinen Sohn verloren (II, 112).

Er bietet Odysseus Cotton seine Dienste an und folgt »dem schwarzen Mann, er folgte dem Befreier, dem Eroberer, folgte der Schutz- und Besatzungsmacht in die Stadt« (II, 33) und zeigt ihm verschiedene Sehenswürdigkeiten und Kneipen. Bei einer Pause auf einer Parkbank isst er ein Sandwich, obwohl es ihm nicht schmeckt. »Er durfte Odysseus, seinen Herrn, nicht beleidigen« (II, 124). Bei einem Baseball-Spiel im Stadion (II, 127) schläft er ein und glaubt im Traum, in einem Armenspital zu sterben (II, 131 f.).

In einer schäbigen Kneipe im ehemaligen Stadtzentrum, in der sie Schnaps trinken, gibt Odysseus ihm 50 Mark und bittet ihn, bis zum Abend bei ihm zu bleiben. Susanne setzt sich zu Odysseus und schiebt »den Koffer und den alten Mann wie zwei tote Dinge zur Seite« (II, 152). Als Odysseus bemerkt, dass er bestohlen worden ist, und sich in der Kneipe ein Tumult entwickelt, fühlt Josef sich erneut an den Krieg erinnert (II, 158). Er flieht mit Odysseus ins Freie. Zwischen den Ruinen schlägt Odysseus ihm plötzlich mit einem Stein gegen den Kopf und nimmt ihm das Geld wieder ab.

Josef wird ins Heiliggeistspital gebracht, wo er, begleitet von einem Priester und in Gegenwart von Emmi und Hillegonda, die ihm gefolgt sind, stirbt. Mit seinen letzten Worten teilt er ihnen mit, dass es »der Reisende« gewesen sei. »Er sagte es nicht, um anzuklagen. Er war froh, daß es der Reisende gewesen war. Die Schuld war beglichen. Der Priester sprach die Absolution« (II, 178).