Behude, Dr.

Ehemaliger Militärarzt, jetzt »Facharzt für Psychiatrie und Neurologie« (II, 46). Zu seinen Patienten gehören auch Philipp, Messalina und Schnakenbach.

Wie viele andere ehemalige Militärärzte, die nicht mehr gebraucht werden, spendet Dr. Behude Blut, um an Geld zu kommen, denn die meisten seiner Patienten können ihn nicht bezahlen (II, 25 f.). Für jede Blutspende bekommt er zehn Mark.

Die Blutspende gehört auch zu seinem Programm der Selbstkasteiung, die er seinem ›kleinen, zierlichen, strammen Körper‹ zumutet (II, 25). »Es war eine mönchische Geißelung, der er sich unterzog, und die Blutentnahme war ein Versuch, wie die Hanteln, die Morgenläufe, die Rumpfbeugen, die Atemübungen, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen den Kräften und Forderungen des Körpers und der Seele.« Er »reinigte sich, er bereitete sich vor« für seine Patienten, »die Kraft und Lebensmut von ihm zapfen wollen« (II, 26).

Auf dem Rückweg wird ihm auf seinem Fahrrad schwindlig (II, 46). Er fährt zu Schnakenbach, um ihm das Medikament zu bringen, das er ihm verweigert hatte. Er trifft Schnakenbach nicht an, schaut sich kurz in seiner Kellerbehausung um und legt ihm die Packung Pervitin auf den Gartentisch (II, 122).

Er mag Philipps Frau Emilia und hält sie für gefährdeter als ihn. Aber »Emilia kam nicht in seine Sprechstunde und versteckte sich, wenn er Philipp zu Hause besuchte« (II, 46). Während er Philipp in seiner Praxis behandelt, beginnt er, über Emilias und Philipps Ehe nachzudenken. Er möchte beide heilen, gesteht sich aber ein, dass er eigentlich nur mit Emilia schlafen möchte: »ich müßte mehr Sport treiben, ich denke zuviel an Emilias infantile Reize, mit mir wird sie nicht schlafen, bis sie geheilt ist schläft sie nur mit Philipp« (II, 142).

Nach Beendigung seiner Sprechstunde fühlte Behude sich »schlapp und leer« (II, 174). Er kehrt, wohl in der leisen Hoffnung, Emilia hier zu treffen, am Stehausschank des alten Nazis ein und trinkt Wodka, obwohl er Alkohol gar nicht mag (II, 173) und eigentlich auch kein Geld hat. »Zwei Patienten hatten Behude wieder angepumpt. Behude konnte sie nicht abweisen. Er behandelte ja die Leute wegen Lebensuntüchtigkeit.« Das politische Geschwätz des alten Nazis stößt ihn ab. »›Sie haben wieder Oberwasser‹, dachte Behude, ›was auch geschehen mag, es treibt sie nach oben‹« (II, 174).

Er geht zu Mr. Edwins Vortrag, er möchte »das Gespräch über den abendländischen Geist, die Rede über die Macht des Geistes, Sieg des Geistes über die Materie« hören (II, 46). Er sieht, wie Schnakenbach das Mikrofon an sich nimmt und eine Rede zu halten beginnt (II, 185). Er führt ihn vom Mikrophon weg und setzt sich mit ihm neben die Schüler einer Philosophieklasse des Priesterseminars (II, 203).

Nach dem Vortrag bringt er Schnakenbach nach Hause, der ihm bei dieser Gelegenheit sein Weltbild erklärt. »Es ist Blödsinn, aber vielleicht hat er recht, wir kennen uns weder im Kleinen noch im Großen aus, wir sind gar nicht mehr zu Hause in dieser Welt, die Schnakenbach mir in einer Formel deuten will, wußte Edwin eine Deutung? Er wußte keine, sein Vortrag ließ mich kalt« (II, 215).