Graf von G***, Der schwedische
Er ist gebildet, tolerant, schön und begütert. Seine 16jährige spätere Gemahlin verliebt sich sehr rasch in ihn, als er um sie wirbt. Die Trauung findet dann in seinem Herrenhaus statt, Zeremonien gibt es nicht, man besucht abends nur einen Freund, Herrn R**.
Zuvor hatte er ein Liebesverhältnis mit Caroline, einer Bürgerlichen, die zwei Kinder von ihm hat. Er hatte sie heiraten wollen, aber der Hof hatte ihm die Heiratserlaubnis verweigert. Daraufhin hatte Caroline großmütig auf ihn verzichtet (17). Als seine Gemahlin auf einem der Güter auf Caroline stößt, erklärt er ihr die Zusammenhänge. Obwohl die Gräfin sogar Mitleid mit Caroline hat, wird die junge Frau mit ihrem Kind »entfernt«, um keinen Anstoß zu erregen, nicht ohne eine großzügige Entschädigung (15 f.).
Die Ehe ist glücklich, der Graf ist ein guter Hausherr, bildet seine junge Frau auch weiter, ebenso tut das sein alter Vater. Dessen Sterben ist »lehrreich« (19) – er ruft alle Bediensteten und Untertanen zu sich und erklärt, dass er und sie im nächsten Leben gleich sein werden.
Das junge Paar lebt gern in Ruhe auf dem Land, besonders nachdem sein befohlenes Erscheinen bei Hofe unerwünschte Annäherungen des Prinzen von S** an die Gräfin zur Folge hatte. Beide genießen die Gesellschaft seines Freundes, Herrn R**.
Der Graf muß an einem Feldzug gegen Polen teilnehmen und soll dann wegen eines militärischen Misserfolgs exekutiert werden – die Rache des abgewiesenen Prinzen. Er schreibt einen Abschiedsbrief an seine Frau, stirbt dann aber an seinen Verwundungen (26). So scheint es wenigstens. Aber nach zehn Jahren, als seine Gemahlin längst mit seinem Freund R** verheiratet ist, kommt er plötzlich mit einem russischen Schiff in Amsterdam an. Was tun? Verwirrung erfasst alle drei. Der Graf sieht ein Verhängnis am Werk – oder die Strafe für seine Liebe zu Caroline. Aber dann kommen sie überein, die erste Ehe wiederherzustellen, R** bleibt Freund der Familie, und auch Caroline bleibt (64).
Im zweiten Teil erfahren wir, was dem Grafen in den vergangenen zehn Jahren zugestoßen ist. Er war in Russland gefangen, davon 5 Jahre in Sibirien. Von seinen Geschicken berichtete er seiner Gemahlin in drei Briefen, von denen zwei – allerdings erst nach seiner Rückkehr – eintrafen, da er nicht wusste, wohin sie geflohen war. Diese langen Briefe werden nun wiedergegeben (68-94). Der zweite Brief (79 ff.) sollte durch einen polnischen Juden überbracht werden, der sich als hilfreicher Mensch erwies.
Wie verhält man sich im Elend? Zunächst steht die Sehnsucht nach Gattin und Heimat im Vordergrund. Die erwünschte Gelassenheit ist gefährdet (74), auch bei Steeley, einem englischen Freund, mit dem der Graf das Elend teilt. Steeley kann ihre äußeren Umstände durch etwas Geld verbessern. Auch unter den schwedischen Gefangenen gibt es rührenden Altruismus. Aber der Graf und Steeley machen sich einen Popen in Moskau zum Feind, Steeley und dessen Vetter Sidne werden gefoltert, der Vetter stirbt daran. Die beiden werden nun nach Sibirien verbannt, wo sie im Wald Zobel fangen müssen; sie werden getrennt und hoffen nur noch auf den Tod. Doch der Jude vermittelt Bauzeichnungen des Grafen an den Gouverneur. Der Graf hat eine Unterredung mit dessen Gattin Amalia, die aus Kurland stammt. Sein Vater war Gesandter in Moskau. Ihr Mitleid kontrastiert mit der Barbarei der Russen, deren gelegentliche Freundlichkeit nur gegen Bezahlung zu haben ist – bei Gefängniswärtern wie beim Gouverneur. Heimlich schenkt Amalia dem Grafen wertvolle Juwelen.
Seine Geschichte in den nächsten eineinhalb Jahren gibt dann die Gräfin als Erzählung wieder. Der Graf wurde mit Steeley wieder vereinigt, die Freude überwältigte beide. Steeley war es noch schlimmer ergangen, ein Mitgefangener hatte ihn gequält. Aber ein kosakisches Mädchen hatte sein Leben als Zobelfänger leichter gemacht. – Die Gouverneursgattin Amalia sorgte im Stillen für die Freilassung des Grafen, bevor die Reizbarkeit des Gouverneurs gefährlich wurde. Steeley mußte bleiben – heftige Empfindungen beider. Der Graf kann mit genügend Geld – durch den Verkauf der Juwelen – auf die Rückreise gehen, die ihn zufällig nach Holland führt (106 f.).
Die Gräfin setzt die Erzählung fort (107-153), unterbrochen durch eine lange Erzählung Amalias. In Den Haag lebt das Paar nun wieder glücklich zusammen. Als kleine Strafe für ihre unschuldige Untreue veranlasst er sie, die Geschichte ihrer Ehe mit R** in dessen und Carolines Gegenwart zu erzählen (108).
Sie lesen viel und üben Wohltätigkeit. Nach einem halben Jahr ist der ehrliche alte Jude zu Gast bei ihnen, der dem Grafen so unschätzbare Dienste geleistet hat. Auch zu Steeleys Rückkehr hat er geholfen, nachdem der Gouverneur gestorben war. Steeley trifft mit Amalia ein, und nach beider Trauung reist der ganze Haushalt nach London zu Steeleys Vater. Sie verbringen einige Zeit auf einem Landgut, werden von einem Nachbarn, Staatssekretär Robert, eingeladen, und dort erscheint jener Prinz von S***, der der Gräfin nachgestellt hatte und der für die Verbannung des Grafen verantwortlich war. Der Schrecken macht den Grafen krank, er stirbt (152). Dann wirbt der Prinz um die Gräfin, natürlich vergebens.