Gauß, Eugen

Als Sohn von Minna, der zweiten und ungeliebten Ehefrau von Carl Friedrich Gauß, hat er einen schweren Stand bei seinem Vater. Obwohl er sich mehr für Politik interessiert, beginnt er neben seinem Jurastudium auf Druck seines Vaters ein Studium der Mathematik. Zusätzlich arbeitet er als dessen Assistent bei der Landvermessung im Königreich Hannover. Er teilt die Melancholie seines Vaters, kann sich aber ansonsten nicht mit ihm identifizieren. Der Vater lässt keine Gelegenheit aus, ihn zu kritisieren oder zu demütigen. In ständiger Angst vor dessen Wutausbrüchen und Schlägen wagt Eugen keine Widerworte, nur seine längeren Haare sind ein Zeichen seiner Rebellion.

Eugen schreibt Gedichte und fühlt sich von Schillers Freiheitsgedanken und den nationalistischen Ideen Turnvater Jahns angezogen. Er trägt, zum Unmut seines Vaters, Jahns Buch Deutsche Turnkunst sowie einen Knotenstock, Zeichen für seinen Status als Student, mit sich.

Im September 1828 begleitet er seinen Vater auf dessen Reise von Braunschweig nach Berlin. Am zweiten Abend seines Aufenthalts lernt er in einem Wirtshaus eine Gruppe von Burschenschaftern kennen und besucht mit ihnen eine Kundgebung des (vermeintlichen) Friedrich Ludwig Jahn. Die Geheimversammlung wird durch eine Polizeirazzia gestört, und Eugen wird verhaftet. Er spürt, dass er Teil einer Bewegung ist, die nur einen Anstoß braucht, um zu agieren. »Er konnte es tun. Ein paar Sekunden stellte er es sich vor. Dann wußte er, daß er zu feige war.« (234)

Da sein Vater ihn im Stich lässt, indem er den Polizeikommandanten beleidigt, statt ihn zu bestechen, muss Eugen das Land verlassen und ins amerikanische Exil reisen. Endlich von seinem übermächtigen Vater getrennt, fühlt er sich befreit und wird sich zum ersten Mal seiner eigenen Fähigkeiten bewusst, erfährt auch er zum ersten Mal Überlegenheit: »Eugen wunderte sich, warum die Leute immer so lange brauchten, um zu antworten.« (299)

Eugen Gauß (1811-1896)