Zea, Pater
Pater Zea ist Leiter einer Jesuitenmission am Orinoko, deren Geistliche »schwer bewaffnet, vierschrötig und Soldaten ähnlicher als Priester« sind (113). Er hilft Humboldt und Bonpland zunächst bei der Überwindung der gefährlichen Katarakte des Orinoko, indem er zwei Eingeborene ein kleineres, wendigeres Schiff durch die Stromschnellen fahren lässt. Da diese offenbar unfreiwillig ausgewählt wurden, lässt er ihnen Fußfesseln anlegen und tut Humboldts Einwände ab: »Ach woher, rief Pater Zea, das habe nichts zu bedeuten und liege nur an der Unberechenbarkeit dieser Menschen. Sie meldeten sich freiwillig, und dann könne man sie plötzlich nicht mehr finden. Auch sähen sich alle so ähnlich!« (113 f.) Auch sonst ist sein Umgang mit den Eingeborenen nicht eben zimperlich und eine Geduldsprobe für Humboldts aufklärerische Überzeugungen.
Am Abend lädt er seine Gäste zu einem Essen ein und erzählt ihnen von den Vorgängern Humboldts, La Condamine, Bouguer und Godin, die Jahrzehnte zuvor die Meridianlänge des Äquators vermessen sollten und alle an der widerspenstigen Natur verzweifelt seien. Dabei gerät er mit Humboldt in einen Disput über den Sinn von Landvermessungen: »Den Äquator messen, fuhr Pater Zea fort. Also eine Linie ziehen, wo nie eine gewesen sei. Ob sie sich dort draußen umgesehen hätten? Linien gebe es woanders.« (115)
Pater Zeas »kostbarster Besitz« (118) ist ein Papagei, der »im Idiom eines ausgestorbenen Stammes« (118) spricht. Nach drei Tagen können Bonpland und Humboldt ihre Reise fortsetzen. Auf ihrer Rückreise machen sie erneut Halt in Pater Zeas Mission, der sie allerdings zur raschen Weiterreise nötigt: Bei ihrem ersten Zusammentreffen hatte Humboldt menschliche Skelette aus einer Höhle gestohlen, was ihm die Eingeborenen immer noch nachtragen. (139)