Clara

ist die Verlobte von Nathanael und Lothars Schwester. Sie und Lothar, als Kinder verwaist, wurden von der verwitweten Mutter Nathanaels aufgenommen. »Clara und Nathanael faßten eine heftige Zuneigung zu einander, wogegen kein Mensch auf Erden etwas einzuwenden hatte« (27). Als Nathanael zum Studium nach G. zieht, sind sie bereits verlobt.

»Für schön konnte Clara keinesweges gelten; das meinten alle, die sich von Amtswegen auf Schönheit verstehen«, Architekten aber loben »die reinen Verhältnisse ihres Wuchses« (27 f.). Vor allem aber hat sie die »lebenskräftige Fantasie des heitern unbefangenen, kindischen Kindes, ein tiefes weiblich zartes Gemüt, einen gar hellen scharf sichtenden Verstand« (28). Das Übersinnliche und Geheimnisvolle dagegen entspricht ihrem Charakter nicht, deshalb wird sie »von vielen kalt, gefühllos, prosaisch gescholten«, vor allem von ihrem Verlobten, der sich »dunklen Mächten« unterworfen sieht (28 f.). Seine schwärmerischen und grausigen Phantasien stoßen sie ab. Trotzdem ist sie sehr geduldig mit ihm. Mit psychologischem Scharfsinn erläutert sie ihm immer wieder, dass die Ursache für seine Neigung, den Advokaten Coppelius für den ›Sandmann‹ zu halten, in ihm selbst liege: Der »Dämon« existiere »nur in seinem eignen Innern« (30).

Als Nathanael zu einem zweiwöchigen Urlaub in seine Vaterstadt kommt, fliegt sie ihm voll »Entzücken« in die Arme (29). Aber mit der Zeit wird immer deutlicher, dass sie »ihren Unmut über Nathanael´s dunkle, düstere, langweilige Mystik nicht überwinden« kann, »und so entfernten beide im Innern sich immer mehr von einander, ohne es selbst zu bemerken« (30).

Nachdem Nathanael seine alptraumhafte Dichtung vorgetragen hat, kommt es zum Eklat: Clara fordert ihn ruhig, aber ernst auf, das Gedicht ins Feuer zu werfen, woraufhin er sie als »lebloses, verdammtes Automat« beschimpft (32). Lothar, der seine Schwester nicht leiden sehen kann, mischt sich in den Streit ein. kann Erst im letzten Augenblick kann Clara ein Duell zwischen den beiden jungen Männern verhindern.

Aber sie ist nicht nachtragend. Als Nathanael nach seinem Zusammenbruch in G. nach Hause kommt, ist sie wieder überglücklich, ihn zu sehen, und glaubt, er sei nun endlich wieder gesund. Als der Umzug der Familie aufs Land bevorsteht (vgl. Nathanael), möchte sie mit Nathanael den Ratsturm besteigen, um noch einmal »in das ferne Gebirge hinein« zu schauen (48). Oben angekommen, will der verwirrte Nathanael sie vom Turm stoßen. Ihr Bruder rettet sie, und Nathanael stürzt sich selbst in die Tiefe.

Später – so hat der Erzähler gehört – hat sie geheiratet, »zwei muntre Knaben« bekommen und doch noch das häusliche Glück gefunden, das »ihrem heitern lebenslustigen Sinn zusagte« (49).