Mutter
Obwohl Nathanaels Mutter zum Zeitpunkt der erzählten Ereignisse noch lebt (und ihren Sohn überlebt), ist von ihr fast ausschließlich in Nathanaels Rückblicken auf seine Kinderjahre die Rede. Die unheimlichen Geschehnisse, die ihrem erwachsenen Sohn zustoßen, werden ihr nach Möglichkeit verschwiegen, »denn man wußte, daß sie nicht ohne Entsetzen an ihn [Coppelius] denken konnte, weil sie, wie Nathanael, ihm den Tod ihres Mannes schuld gab« (34).
Nathanael beschreibt sie in seinen Rückblicken als fürsorgliche und liebevolle Mutter, deren »Frohsinn« und »heiteres unbefangenes Wesen« sich allerdings immer dann »in traurigen, düstern Ernst« verwandelte, wenn der Besuch des »Sandmanns« bevorstand (16). An diesen Abenden hatte sie die Kinder immer mit den Worten: »Der Sandmann kommt« ins Bett geschickt (12). Ihren neugierigen und von den Erzählungen der Kinderfrau geängstigten Sohn hatte sie zu beruhigen versucht: »Es gibt keinen Sandmann, mein liebes Kind«, das sei nur so eine Redensart (12 f.), und nach Nathanaels nächtlicher Begegnung mit Coppelius hatte sie ihm versichert, er werde nie wieder kommen (18).
Als Coppelius nach einem Jahr dann doch wieder auftauchte, habe sie, wie Nathanael sich erinnert, zu weinen begonnen. Wenig später habe er sie dann bewusstlos neben der Leiche des Vaters liegend gefunden.
Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie die verwaisten Geschwister Clara und Lothar, mit denen sie weitläufig verwandt ist, bei sich aufgenommen (19).