Abt Chrysostomus
Abt des Klosters Kanzheim, Ende vierzig, »groß« und »wohlgebaut«. Mit dem »geistvollen Ausdruck im männlich schönen Antlitz« flößt er seiner Umwelt die seiner Stellung angemessene »Ehrfurcht« ein (300). Als eifriger »Kämpfer für die Kirche« und »rastloser Verfechter der Rechte seines Ordens, seines Klosters« führt er doch ein mildes Regiment und lässt seinen Untergebenen »alle Freiheit«, sofern sie ihm »mit geistlicher Sitte und Ordnung verträglich« scheint (300 f.).
Dem auf der Flucht befindlichen Kreisler bietet er Unterschlupf in seinem Kloster und bittet ihn schon nach kurzer Zeit, dem Orden beizutreten. Er glaubt, dass das Leben in der klösterlichen Ruhe und »vor allem das stete freie Aufschauen zur Lichtwelt« Kreisler vor dem Schicksal des wahnsinnig gewordenen Malers Ettlinger retten könne (307).
Er lässt sich ein Mirakelbild schicken, das auf geheimnisvolle Weise mit Cyprianus in Verbindung steht. Er zeigt es Kreisler, weicht seinen Fragen dazu allerdings aus. Als Cyprianus im Kloster ankommt, rät er Kreisler mit denselben Argumenten zur Abreise, mit denen er ihn kurz zuvor zum Bleiben überreden wollte. Als er aber kurz darauf von Cyprianus‘ Beichte und Zusammenbruch erfährt, ist er »ganz besonders heitrer Laune« und erzählt Kreisler, den er nun auf Augenhöhe sieht, den Rest der Mirakelgeschichte um die beiden Brüder und Angela (453).