E.T.A. Hoffmann: »Lebensansichten des Katers Murr« (1819/21)

Abt Chrysostomus

Abt des Klosters Kanzheim, Ende vierzig, »groß« und »wohlgebaut«. Mit dem »geistvollen Ausdruck im männlich schönen Antlitz« flößt er seiner Umwelt die seiner Stellung angemessene »Ehrfurcht« ein (300). Als eifriger »Kämpfer für die Kirche« und »rastloser Verfechter der Rechte seines Ordens, seines Klosters« führt er doch ein mildes Regiment und lässt seinen Untergebenen »alle Freiheit«, sofern sie ihm »mit geistlicher Sitte und Ordnung verträglich« scheint (300 f.).

Dem auf der Flucht befindlichen Kreisler bietet er Unterschlupf in seinem Kloster und bittet ihn schon nach kurzer Zeit, dem Orden beizutreten. Er glaubt, dass das Leben in der klösterlichen Ruhe und »vor allem das stete freie Aufschauen zur Lichtwelt« Kreisler vor dem Schicksal des wahnsinnig gewordenen Malers Ettlinger retten könne (307).

Er lässt sich ein Mirakelbild schicken, das auf geheimnisvolle Weise mit Cyprianus in Verbindung steht. Er zeigt es Kreisler, weicht seinen Fragen dazu allerdings aus. Als Cyprianus im Kloster ankommt, rät er Kreisler mit denselben Argumenten zur Abreise, mit denen er ihn kurz zuvor zum Bleiben überreden wollte. Als er aber kurz darauf von Cyprianus‘ Beichte und Zusammenbruch erfährt, ist er »ganz besonders heitrer Laune« und erzählt Kreisler, den er nun auf Augenhöhe sieht, den Rest der Mirakelgeschichte um die beiden Brüder und Angela (453).

Achilles

Ist eigentlich »ein gemeiner Fleischerhund«, der als Hofhund gehalten wird (315). Tagsüber ist er am Haus festgekettet und darf nur nachts frei laufen. Die meisten Katzen bedauern ihn deshalb »trotz seines unleidlichen Wesen« (315). Nach Murrs Meinung ist er dumm genug, zu glauben, »die schwer lastende Kette gereiche ihm zur Ehre und Zierde« (315). Behäbig, wie er ist, kann er die auf dem Dachboden lärmenden Katzen selbst nicht vertreiben. Erst ein paar Spitze, denen er »zuweilen die Ehre antat, mit ihnen zu spielen, indem er sie mit seinen ungeschickten Tatzen handhabte«, verbellen die Katzen eines Nachts so lang, bis ein Mensch auftaucht und die Falle aufstellt, in der Kater Muzius sein Leben verliert (315 f.).

Adjutant

Adjutant des Prinzen Hektor, der diesem bei seinen Absichten bezüglich Julias behilflich ist. Er ist sich sicher, dass sie dem Prinzen nicht wird widerstehen können. Auf Hektors Einwand, dass Julia sehr fromm sei, erwidert er lachend: »die frommen arglosen Kindlein sind es ja eben, die überrascht von dem Angriff des sieggewohnten Mannes duldend unterliegen, und dann alles für Gottes Fügung halten« (229).

Im Auftrag des Prinzen verübt er einen Anschlag auf Kreisler, unterliegt aber dessen Notwehr. Seine Leiche wird als die eines Fremden in die Abtei von Kanzheim gebracht, in der auch Kreisler nach dem Anschlag Unterschlupf gefunden hat. Außer Kreisler erkennt ihn nur Hektors Bruder Cyprianus, auf dessen Anordnung noch in der Nacht die Begräbnisfeier gehalten wird, bei der Kreisler vor dem Sarg in die Knie geht und mit seinem Gewissen hadert (vgl. 437).

Badine

Tante von Minona, die als »Windspiel in Diensten der fürstlichen Oberhofmeisterin« Gesellschaftsabende »der höheren Kultur« gibt (430f.). Auf Murrs Bitte nimmt Ponto ihn mit und stellt ihn »der schönen Wirtin« vor, die ihm »mit anmutiger Herablassung versicherte«, wie sehr sie sich freue, einen Kater wie Murr kennen zu lernen (432). Dass sie ihm diese knappe Aufmerksamkeit zukommen lässt, macht ihn für die anwesenden Hunde zu einem gesellschaftlich akzeptablen Gesprächspartner.

Benzon, Julia von

Ist die eheliche Tochter der Rätin Benzon, wächst mit Prinzessin Hedwiga auf und genießt Kreislers romantische Zuneigung. Sie ist das Gegenstück zu Hedwiga: weitaus reflektierter, weniger impulsiv und unbefangener im Umgang mit Fremden, speziell was Johannes Kreisler betrifft.

Sie nimmt Gesangsunterricht bei dem frisch eingetroffenen Kapellmeister und singt »mit dem Gefühl, der Begeisterung, die aus dem im Innersten bewegten Gemüt hervorströmt« (149). So verkörpert sie Kreislers Künstlerideal, was diesen zu einem begeisterten Urteil veranlasst, das dem Erzähler »nicht von sonderlichem Wert« zu sein scheint (148). Selbst berichtet dieser aber über ein Duett der beiden, bei dem ihre Stimmen »auf den Wellen des Gesanges wie schimmernde Schwäne« dem »goldnen strahlenden Gewölk« entgegenzustreben scheinen (152).

Gegen den zur Hochzeit mit Hedwiga angereisten Prinzen Hektor hegt sie von Anfang an eine tiefe Abneigung, vor allem wegen des neapolitanischen Tanzes, den er mit der Prinzessin tanzt. Es scheint ihr, als müssten die Frauen bei solchen Tänzen »den Männern eine Übermacht einräumen« und »alles aufgeben«, und sie träumt sogar, der Prinz wolle sie besitzen und umbringen (212). Im Traum kann Kreisler sie retten. Mit der nach diesem Abend ebenfalls verstörten Hedwiga betet sie in der Kapelle darum, »daß nie ein böser Geist Macht« über sie bekommen möge (216). Tatsächlich begehrt der Prinz sie heftig (»ha, sie muß mein werden, noch ehe ich der Prinzessin die Hand reiche«, 228) und versucht, sie zu verführen. Kreisler, der das Manöver vorhersieht, schreitet ein – ganz ähnlich wie in Julias ahnungsvollem Traum – und vertreibt Hektor, der sie aber später weiter bedrängt.

Der zurückgebliebene Prinz Ignaz mag sie sehr gern, weil ihr nie ein »Wort der Neckerei oder wohl gar der Verachtung« über die Lippen kommt und weil sie stundenlang geduldig mit ihm spielt (215). Ihn soll sie, nach dem Willen ihrer Mutter, heiraten. Aber sie fühlt sich zu Kreisler hingezogen und gesteht Hedwiga, dass sie »froh« sei, »wenn er kommt und traurig wenn er geht«; wenn das Liebe sei, dann könne sie gestehen, ihn zu lieben (328). Verwirrt von den Machenschaften um sie herum, sucht sie bei Abraham Hilfe. Dieser verspricht ihr, alle Geheimnisse zu offenbaren. Diese Offenbarung bleibt allerdings aus, weil das Fragment vorher abbricht. Aus Abrahams Schilderung des Festes geht hervor, dass auch sie auf eine Rückkehr Kreislers hofft (30 ff.).

Benzon, Rätin von

Mutter von Julia und ehemalige Geliebte des Fürsten Irenäus. Sie ist ein »besonderer Stern, der am Hofe« leuchtet, eine »Witwe in der Mitte der Dreißiger Jahre, sonst eine gebietende Schönheit, noch jetzt nicht ohne Liebreiz« (48). Ihre Sonderstellung zeigt sich darin, dass sie das einzige Mitglied des Hofes ohne Adelstitel ist, das »der Fürst dennoch ein für allemal als Courfähig [sic] angenommen« hat (48). Durch eine »gewisse Kälte des Charakters« gekennzeichnet, »die dem Talent zu herrschen unerläßlich« ist, zieht sie zweifellos die »Fäden des Puppenspiels an diesem Miniaturhofe« (48). Im Umgang mit ihrer Tochter Julia aber beweist sie »mütterliche […] Zärtlichkeit«, und auch für Hedwiga ist sie eine wichtige Bezugsperson, weshalb die Fürstin es ihr überlässt, sich um die Prinzessin zu kümmern, wenn sie verstört ist (211 ff.).

Als ehemalige Geliebte des Fürsten musste sie es hinnehmen, dass die gemeinsame uneheliche Tochter Angela mit einer Kinderfrau nach Neapel geschickt wurde. In einem Gespräch wirft sie ihm vor: »Diese Wunde, die mir Ihre Strenge schlug, werde ich niemals verschmerzen!« (339) Sie weiß nicht, dass Angela ermordet wurde, und ahnt auch nichts von der Verbindung zwischen Angela und Hektor. In diesem Gespräch deutet sie auch an, möglicherweise die leibliche Mutter Hedwigas zu sein. Diese Andeutung wird im Text aber sonst nicht bestätigt (336). Nach der Liaison mit dem Fürsten ging sie eine Vernunftehe mit Benzon ein, die ihr »Trost und Ruhe« bot. Obwohl sie damit auf ihre erste »Liebe« verzichten musste, die ihrer Meinung nach den höchsten »Lichtpunkt« im Leben einer Frau darstellt, behauptet sie Abraham gegenüber: »nie ist eine Klage, ein Vorwurf meinen Lippen entflohen« (257 f.).

Eine ähnliche Ehe plant sie für ihre zweite Tochter Julia mit dem zurückgebliebenen Prinzen Ignaz. Aber Julias Leidenschaft für Kreisler droht ihre Pläne zu durchkreuzen, und es bleibt der Verdacht im Raum stehen, dass sie an dem Anschlag auf Kreisler nicht unbeteiligt ist. Als sie versucht, Kreisler beim Fürsten in Misskredit zu bringen, scheitert sie und erstarrt vor »innerer Wut, sich so kalt abgefertigt zu sehen« (416).

Auch Abrahams Einfluss, der die Ehe zwischen Ignatius und Julia zugunsten seines Freundes Kreislers verhindern will, stellt eine Gefahr für ihre Pläne dar. Sie droht ihm unverhohlen: »wollt Ihr in den Kampf treten mit mir, so seht Euch vor« (259).

Aus dem Brief Abrahams an Kreisler geht hervor, dass es ihr gelingt, durch eine neuerliche Heirat den Adelstitel der »Reichsgräfin von Eschenau« zu ergattern, wodurch der geplanten Hochzeit ihrer Tochter mit dem Prinzen offiziell nichts mehr im Wege steht (455).

Benzoni, Angela

Die uneheliche Tochter der Rätin Benzon und des Fürsten Irenäus sowie heimliche Gattin des späteren Priesters Cyprianus. Fürst Irenäus ließ sie als kleines Kind mit einer alten Frau namens Magdala Sigrun nach Neapel bringen, um die Affäre am Sieghartshof zu vertuschen. Ihr Unterhalt, den er halbjährlich anweisen ließ, wurde von einem Bankier verwaltet, der den Eltern regelmäßig Bericht über das Wohlergehen des Mädchens abstattete. Schon vor geraumer Zeit musste er sie aber als vermisst melden (339).

Von Pater Cyprianus erfährt Kreisler, wie es ihr in Neapel ergangen ist. Denn dieser hatte sich als junger Mann – nach einigem Zutun der Kinderfrau Magdala – in das Mädchen verliebt, dessen Anblick ihm immer noch »der leuchtende Himmel aller Schönheit« zu sein scheint (449). Sie, »keusch und rein wie Schnee«, erwiderte seine Liebe und die beiden heirateten heimlich (451).

Sein Bruder Hektor kam der heimlichen Ehe seines Bruders auf die Spur. Er verliebte sich auf den ersten Blick in die Schöne, und schnell »loderte das Feuer« der Eifersucht zwischen den Brüdern (450). Hektor versuchte, seinen Bruder zu töten, der vor diesem Anschlag aus Eifersucht wiederum Angela vergiftet hatte. Angela starb in Hektors Armen, während Cyprianus den Stich durch sein Herz überlebte und deshalb kirchlicherseits zum Wunder erklärt wurde.

Das geheimnisvolle Amulett, mit dem Kreisler sowohl Hektor als auch Cyprianus im Laufe der Geschichte mehrmals schockiert, enthält ein Bild von ihr und kleine Zettelchen, die die Brüder als Beweise ihres »doppelten Mordes« fürchten (454).

Chiara

Das ›unsichtbare Mädchen‹ des Magiers Severino, das Abraham nach dessen Tod in Obhut nimmt. Die beiden werden ein Paar. Ihre Geschichte wird vornehmlich von Abraham berichtet: Als achtjähriges Zigeunermädchen wurde sie von dem Gaukler und Magier Severino auf einem Markt für »zehn Dukaten« Bestechungsgeld gekauft, weil ihr »prophetischer Geist« ihm für sein Orakel passend schien (190 f.). Er untersuchte sie, fand heraus, dass sie »nach empfundenem Schmerz« noch besser wahrsagen konnte, und »geißelte« sie fortan vor ihren Auftritten (191). Während Severinos Reisen musste sie sich in einer kleinen Kiste verstecken, um nicht entdeckt zu werden.

Nach Severinos Tod fand Abraham sie, ein »zart gebautes liebliches Ding in der Größe eines zwölfjährigen Mädchens«, das aber schon mindestens 16 Jahre alt gewesen sein muss, wie er sagt (189). Er brachte sie mit Mitteln aus Severinos Nachlass bei den Wirtsleuten des Hauses unter. Nach einem Jahr aber floh sie und suchte Abraham auf. Sie überredete ihn, nun für ihn als ›unsichtbares Mädchen‹ zu arbeiten, denn diese Rolle sei ihr »zum Bedürfnis geworden« (194). In Sieghartsweiler lebte sie heimlich im Dorf und durfte Abraham, den sie inzwischen geheiratet hatte, am Hof nur des Nachts besuchen, um das Geheimnis des Orakels zu schützen. Unter anderem wahrsagte sie auch dem alten Fürsten, »wie von überirdischer Kraft beseelt«, bis zu seinem Tod (194). Daraufhin wollte das Paar nach Göniönesmühl umsiedeln, um endlich ein bürgerliches Leben ohne Geheimniskrämerei führen zu können. Aber Chiara verschwand vor der Abreise spurlos: »nie – nie – hab ich sie wiedergesehen!« schließt Abraham seine Erzählung (195). An anderer Stelle erfährt man, dass Fürst Irenäus, der von ihrer Existenz wusste und sie für eine »böse Zauberin« hielt, sie heimlich hatte fortschaffen lassen (341).

Später blättert Abraham, mit seinem Schicksal hadernd, noch einmal in der Anleitung für das Orakel und schaut sich Chiaras Bild an. Wie ein »Mondsüchtiger« baut er das Orakel auf, und hört Chiaras Stimme. Die »süßen Töne« lassen ihn einschlafen, und er träumt: »Chiara lag wieder an des Meisters Brust und beide waren wieder jung und selig« (405).

Vom Abt erfährt Kreisler, dass Abraham sie in Neapel gesucht hat, wo auch die kleine Angela Benzoni lebte. Er habe dort, so der Abt, auch Spuren von ihr gefunden, »da ihm jene alte Zigeunerin in den Weg kam, Magdala Sigrun geheißen« (454). Welcher Art diese Spuren sind, erfährt man nicht.

Chirurgus, der aschgraue

Der »kleine lichtgraue« Kater wird von Muzius zu einem Duell zwischen Murr und dem Schwarzgraugelben herangezogen, weil er sich »ganz außerordentlich auf Chirurgie verstehen« soll (294). Er verarztet den ohnmächtigen Bunten nach seiner Niederlage, indem er ihn mit einer Flüssigkeit, die er »immer bei sich führte« und die einen ›scharfen beizenden Geruch‹ verbreitet, über und über »besprengte« (296). Murr selbst lehnt die Behandlung seiner eigenenWunden durch den Chirurg ab und ist nach der Pflege durch seinen Meister Abraham froh, »des aschgrauen Chirurgus fatales Hausmittel« ausgeschlagen zu haben (298).

Cyprianus, Pater

Älterer Bruder von Prinz Hektor, sein ursprünglicher Name ist Antonio (454). Die Brüder traten bei Kriegsausbruch in den Militärdienst, weil der Thron des Vaters vom »Sturm der Zeit« umgeworfen worden war (448).

Zum Zeitpunkt der Geschehnisse der Kreisler-Biographie ist er ein fanatischer Benediktinermönch, der im Auftrag Roms als Heiliger durch die Klöster zieht, um darin Zucht und Ordnung wiederherzustellen. Pater Hilarius fürchtet, dass der »Aszetiker« den Chor verbieten und den Weinkeller schließen wird (374). Hilarius und der Abt raten Kreisler zur Abreise, weil Cyprianus‘ Ankunft das Ende der »mit frommer Sitte vereinbare[n] Freiheit« bedeuten werde (441). Tatsächlich herrscht er Kreisler wegen des »weltlichen Klingklang[s]« seiner Musik an, mit dem er selbst die »frömmsten Gemüter« betöre (444f.).

Bei seiner Ankunft erkennt Kreisler in ihm sofort den jungen Mann, der auf der Außenseite des kleinen Amuletts abgebildet ist, das Kreisler von Abraham erhalten hat (375).Wie schon bei Hektor tut das Amulett auch bei Cyprianus starke Wirkung. Beim Anblick des Bildes schlägt Cyprianus sich »in wilder Verzweiflung mit beiden Fäusten vor die Stirn« und stößt einen »Herzzermalmenden [sic] Schmerzenslaut« aus (446). Darauf beichtet er Kreisler die Geschichte mit seiner ermordeten Frau Angela, deretwegen sein Bruder ihn erstechen wollte. Dass er diesen Anschlag überlebte, ist das Motiv eines Mirakelbildes, das der Abt in seinem Zimmer stehen hat, und die Grundlage seines kirchlichen Status‘ als »einer der Erkornen« (442). Er verschweigt dabei aber, dass er selbst Angela aus Eifersucht das tödliche Gift verabreicht hatte. Das erfährt Kreisler erst später vom Abt, der keinen Hehl aus seiner Genugtuung über Cyprianus’ Zusammenbruch macht.

Dümmler, Herr

Der Verleger des Buches, sesshaft Unter den Linden in Berlin, der vom Herausgeber die Biographie des Katers zum Druck erhielt (11).

Der Verlagsbuchhändler Ferdinand D. Dümmler in Berlin hat 1819 E.T.A. Hoffmanns Märchen »Klein Zaches, genannt Zinnober« und 1820 die »Lebens-Ansichten des Katers Murr« verlegt.

Ettlinger, Leonhard

Früher war er Maler in Sieghartshof, dem Kreisler wie ein »Bruder« ähnlich sieht, wie Hedwiga behauptet. Seine unglückliche Liebe zur Fürstin schlug »zuletzt in Wut und Raserei« um, und er versuchte die Prinzessin umzubringen (172 f.). Er »muß ein milder guter Mensch gewesen sein«, erzählt Hedwiga, die als kleines Mädchen gerne und viel mit ihm gespielt hat (170). Als er eines Tages verschwand, habe man ihr erzählt, er sei gestorben. Tatsächlich sei sie ihm aber doch noch einmal begegnet, und er habe – in »zerissenen Kleidern, mit verwildertem Haar« – gedroht, sie mit dem Messer zu töten, um fortan als »roter Geier« mit ihrem Blut zu malen (171). Erst im letzten Moment hätten herbeigeeilte Männer ihn davon abhalten können.

Kreisler ist von dieser Schilderung stark beunruhigt, denn er fürchtet selbst schon lange, dass der Wahnsinn ihn befallen könnte. Dieses warnende Beispiel begleitet Kreisler, der sich sogar einbildet, seinem vermeintlichen Doppelgänger Ettlinger am See zu begegnen, durch die Geschichte.

Frau, eine

Die »in braune Gewänder gehüllte Frau« scheint eines Abends vor dem Schloss auf Julia und Hedwiga zu warten, nachdem die Prinzessin einen Schwächeanfall erlitten hat. Die »tiefen Schatten ließen die Züge ihres Gesichts nicht erkennen« (218). Sie setzt sich mit Hedwiga auf die Bank, legt ihr die Hand auf die Stirn und spricht »langsam und leise« in einer fremden Sprache auf sie ein, bis sie schläft (219). Danach schickt Sie Julia ins Haus, um Hilfe zu holen, und verschwindet. Am nächsten Morgen erzählt die wiederhergestellte Hedwiga, die Frau habe ihr als kleinem Mädchen schon einmal das Leben gerettet, als sie sehr krank war: Sie saß plötzlich am Bett und »lullte mich, wie heute, ein in süßen Schlummer, von dem ich ganz genesen erwachte« (219). Auch die Benzon scheint die Frau zu kennen: »Hm! – Die Alte ist bei ihr gewesen – mag das diesmal hingehen!« (220). Ihr Geheimnis wird nicht gelüftet.

Fürst, der alte

Der zur Zeit der Kreislerbiographie bereits verstorbene Vater von Fürst Irenäus war ein Mann von »einfachen milden Sitten« (48). Er verzichtete auf jegliche Regierungstätigkeit, um das »Räderwerk der Staatsmaschine« keiner zu starken »Kraftäußerung« auszusetzen, woran es »zerbrechen müsse«, hatte aber einen »Hang zum Abenteuerlichen, Seltsamen, Geheimnisvollen« (48f). Wenn die Abenteuerlust ihn überkam, »setzte er einen runden Hut auf, und zog einen grauen Überrock an, so daß jedermann auf den ersten Blick wußte, daß der Fürst nun nicht zu erkennen« sei, und ging aus (49).

Die Bekanntschaft des geheimnisvollen Meister Abraham reizte ihn ganz besonders, und er quartierte ihn kurzerhand in seinem Schloss ein. Sein Zimmer ließ er mit seinem eigenen »Studierzimmer mittelst eines geheimen Ganges« verbinden. Über das Treiben der beiden Männer entbrannte unter den Untergebenen ein »angenehmer Wettstreit alberner, sinnloser, Vermutungen« (51 f.). Als der Fürst starb, verließ Abraham den Hof für lange Zeit.

Geheimer Rat, der kleine

Ist an einem Gesellschaftsabend am Sieghartweiler Hof anwesend und von der ungewöhnlichen und »unbeschreiblichen Sanftmut« überrascht, mit der Johannes Kreislers auf die stümperhafte Dichtung des Lieutenants reagiert (97). Diese günstige Stimmung will er ausnutzen und bittet Kreisler um »einige Blicke« in sein »früheres Leben« (101). Die Ironie des Künstlers, die nun wieder hervorbricht, erträgt er aber schlecht: Seine Neugierde kenne doch »keine andere Quelle hat, als die innigste Zuneigung recht aus dem tiefsten Herzen« (101).

Kreislers Erzählungen von Tante Füßchen und ihrer »Trompette marine« verdächtigt er allerdings gleich, nichts als »Träumereien« zu sein (106). Als er in Kochs Musiklexikon dann tatsächlich eine Beschreibung des Instruments findet, bittet er Abraham »mit glänzenden Augen«, ihm eines zu bauen (107). 

Die Trompette marine (auch Trumscheit oder Trompetengeige) ist ein Streichinstrument mit nur einer Saite.

Giuseppe

Während der nächtlichen Begräbnisfeier für Hektors Adjutanten im Kloster Kanzheim wird Kreisler von einem »großen stämmigen Burschen, der etwa achtzehn bis zwanzig Jahre« alt ist, angegriffen (439). Sein Gesicht ist »nichts weniger als häßlich zu nennen«, trägt einen trotzigen Ausdruck und wird von struppigen schwarzen Haaren gerahmt (439). Seine Kleidung ist spärlich. Er attackiert Kreisler mit den Worten: »Du Verdammter, wer hieß Dich meinen Bruder ermorden?« (440) Cyprianus hält ihn davon ab, Kreisler zu erwürgen, und droht mit den Kirchenknechten, die den Fliehenden aber nicht weiter verfolgen. Der Abt erzählt später, dass er nur ein »verlaufener halb wahnsinniger Zigeunerbube« sei, mit dem Cyprianus diesen Auftritt inszeniert habe, um Eindruck zu machen (442).

Hedwiga, Prinzessin

Tochter des Fürsten Irenäus, Schwester von Prinz Ignatius und Freundin von Julia Benzon, mit der sie zusammen aufwuchs. Julias Mutter, die Rätin Benzon, hat den größten Einfluss auf ihre »Geistesbildung«, weshalb sie im »Kreise der fürstlichen Familie wie eine Fremde« wirkt, die »sonderbar abstach gegen den Bruder«, der zurückgeblieben ist und für den sie sich schämt (48).

Ihr Lächeln, so Meister Abraham, sei mit »dem Wirbel zu vergleichen auf der Oberfläche des Wassers, wenn sich in der Tiefe etwas bedrohliches rührt« (60). Tatsächlich verändert sich ihre Stimmung mehrmals extrem. Auf die erste Begegnung mit dem exaltierten Johannes Kreisler reagiert sie außergewöhnlich aggressiv und ängstlich. Sie geht ihm offensichtlich aus dem Weg, bittet ihn aber schließlich doch um Gesangsunterricht. Ihr Gesang kann aber mit dem Julias nicht mithalten, sie »verirrte« sich »in Takt und Ton, sie machte Fehler über Fehler« (168). Im Gegenzug hat sie ein Talent dafür, »Bäume und Gebüsche, Berge, Seen, so ganz nach der Natur« zu zeichnen (59). In einer der Gesangstunden gesteht sie Kreisler, dass ihre heftigen, fast hysterischen Reaktionen auf ihn in einem Trauma begründet seien: Er sehe dem ehemaligen Hofmaler Ettlinger, der sie als Kind im Wahn umzubringen versucht habe, ähnlich wie »sein Bruder« (172).

Ihrem Verlobten Hektor begegnet sie im ersten Moment »still, in sich gekehrt, teilnahmslos«, während dieser in ihren Augen das »Feuer« des Vesuvs blitzen sehen will (208 f.). Plötzlich aber wird sie von »seltsamer krampfhafter Lustigkeit« beherrscht und fällt nach dem dritten »neapolitanischen Volkstanz« mit Hektor in Ohnmacht (209 f.). Später erklärt sie, Hektor habe sich während des Tanzes in ein »drachenartiges Ungeheuer« verwandelt (211). Am folgenden Abend sucht sie, »totenbleich, mit starren Augen, in weißem Kleide, gespenstisch«, Julia auf und bittet sie um Hilfe (215). Auf dem Rückweg von einem Spaziergang überlässt Julia die immer schwächer werdende Hedwiga einer geheimnisvollen Frau, die die beiden auf einer Bank zu erwarten scheint und die Prinzessin in den Schlaf wiegt. Am nächsten Morgen wacht Hedwiga erfrischt wieder auf und erzählt, die Frau sei ihr als Kind schon einmal begegnet und habe sie während schwerer Krankheit auf die gleiche Weise vor dem Tod gerettet.

Durch das Geräusch eines Schusses, der Kreisler gilt, wird sie schlagartig in einen katatonischen Zustand versetzt, aus dem sie mehrere Tage nicht erwacht. Einzig ihr Bruder Ignatius freut sich darüber, denn aus seiner Perspektive ist sie jetzt endlich »gut und artig geworden« und tut alles, was er will. Mit einem weiteren Knall während seiner Spielereien weckt er sie unbeabsichtigt wieder auf.

In einem Gepräch mit Julia macht sie Kreislers unbeständiges Gemüt für ihre Ausfälle verantwortlich und behauptet, froh zu sein, dass er endlich fort sei und in das Benediktinerkloster eintreten wolle. Darüber hinaus erkennt sie sehr deutlich und ohne es Julia anzulasten, dass Hektors Leidenschaft Julia gilt: »Ich war, ich bin seine Braut, du aber Julia, bist seine Geliebte« (332). Die einzige Lösung dieser Situation sieht sie in ihrer Hochzeit mit Hektor. Nur durch ihr Opfer löse »sich vielleicht das ungeheure Mißverständnis des Lebens« und wenigstens Julia werde durch des »Himmels wunderbare Fügung« gerettet (332).

Um Hedwiga gibt es einige Geheimnisse, die nicht aufgelöst werden: Wie bei Abrahams Frau Chiara gehen auch von ihrer Hand bei Berührung elektrische Schläge aus (188). Die Rätin Benzon, die mit dem Fürsten ein uneheliches Kind hat, deutet an, dass sie auch die leibliche Mutter Hedwigas sein könne (336).

Hektor, Prinz

Der Bräutigam von Hedwiga und jüngere Bruder des Cyprianus ist »ein junger Mann von stattlichem Ansehen«, der seinen ersten Auftritt in Sieghartshof »in reicher Uniform der neapolitanischen Garde, Sterne und Kreuze auf der Brust« absolviert (178). Der Erzähler weiß zu berichten, dass sein Vater ebenso wie Fürst Irenäus »sein Ländlein aus der Tasche verloren« hat. Der junge Prinz wollte, wenn es schon nichts mehr zu regieren gab, »wenigstens kommandieren« und ging nach Neapel, wo er so »geschwinde General« wurde, »wie es nur irgendeinem Prinz geschehen kann« (205).

Als er Hedwigas Bild sieht, das Irenäus ihm hat zuspielen lassen, gerät er in »dieselbe Extase, wie sein prinzlicher Kollege in der Zauberflöte« und bittet Irenäus um Hedwigas Hand (207). Bei seinem Empfang in Sieghartshof entfaltet er »vor der Prinzessin den bunten prahlenden Pfauenschweif seiner Galanterie« (209). Während eines Tanzes bricht Hedwiga in seinen Armen zusammen und behauptet später, er habe sich während des Tanzes »in ein drachenartiges Ungeheuer« verwandelt (211). Auch Julia sieht »entsetzliches [sic] in diesem Prinzen« (211f.).

Seine unlauteren Absichten enthüllen sich in einem Gespräch mit seinem Adjutanten: Die Prinzessin findet er zwar »schön«, aber die »kleine Benzon« findet er »göttlich« (228). Deshalb will er sie noch vor der Hochzeit erobern. Allerdings verschmäht sogar der Schwan im See sein Brot, und sein Versuch, Julia in der Fischerhütte zu verführen, wird von Kreisler gestört. Seinen Unmut gegen diesen »Monsieur de Krösel« verbirgt er, »giftige Blicke schießend«, nicht (231). Kreisler schlägt ihn mit einem kleinen Amulett in die Flucht, das er von Abraham erhalten hat. Es enthält Beweise für Hektors Mordversuch an seinem Bruder, den er aus Eifersucht wegen dessen Frau Angela vor langer Zeit begangen hat.

Der Prinz dringt nachts in Julias Gemächer ein, um sie zu verführen, mit »Ausdrücken wie sie nur die Raserei der heftigsten Leidenschaft einzugeben vermag« (346). Selbst in Anwesenheit seiner Braut Hedwiga flüstert er Julia noch Unanständigkeiten ins Ohr, und erst der Anblick Meister Abrahams bremst ihn: »kalter Angsteschweiß« tritt auf seine Stirn, und er verspricht, Julia in Frieden zu lassen, sofern Abraham sein Geheimnis nicht verrät (420).

Dem Brief Abrahams zufolge muss Hektor wieder in den Krieg ziehen. Die Hochzeit mit Hedwiga ist allerdings weiterhin fest für die Zeit nach seiner Rückkehr geplant und soll zu einer Doppelhochzeit mit Julia und Ignaz erweitert werden.

Herausgeber

Der Verfasser des ersten Vorwortes und der ›Nachschrift‹. Er räumt ein, an der Vermischung der beiden Biographien von Kater Murr und dem Kapellmeister Kreisler Schuld zu tragen, weil er das Manuskript nicht geprüft habe. Seine ausdrucksstarke Zerknirschung wird jedoch durch die Feststellung relativiert, dass viele Autoren »ihre kühnsten Gedanken, die außerordentlichsten Wendungen, oft ihren gütigen Setzern« auf solche Weise verdankten (12). Er zeichnet das Vorwort mit den Worten: »Berlin, im November 1819, E.T.A. Hoffmann« (14).

Im Text kommentiert er Plagiate des Katers, beklagt die Lücken der Kreisler-Biographie und verfasst den Nachruf auf Murr, den er persönlich gekannt habe. Er kündigt einen dritten Band mit Murrs Reflexionen an, die er bei Kreisler gefunden habe, und endet: »ich habe dich lieb gehabt und lieber als manchen – Nun! – schlafe wohl – Friede deiner Asche!« (457)

E.T.A. Hoffmann selbst hatte einen Kater namens Murr, nach dessen Tod er im November 1821 Todesanzeigen, u.a. an seinen Verleger Hitzig, verschickte. – Abb.: Todesanzeige für Kater Murr vom 1.12.1821. Litographie nach einem Billett E.T.A. Hoffmanns an seinen Freund Theodor Gottlieb von Hippel. Bildquelle: Staatsbibliothek Bamberg.

Hilarius, Pater

Den Benediktinermönch und »alten gemütlichen Freund«, der »mehr als wohlgenährt« ist, trifft Kreisler auf seiner Flucht aus Sieghartshof (275). Er schildert dem Mönch während eines üppigen Frühstücks sein moralisches Dilemma wegen des toten Adjutanten, den er in Gegenwehr getötet hat, und Hilarius kommt zu dem Schluss, dass Blutvergießen zwar eine Sünde, Notwehr an sich aber nicht verboten sei.

Der Pater, »der keine größere Qual kannte, als Wein zu trinken von schlechtem Gewächs und nur die Angst, die ihm eine neue Partitur verursachte, welche er nicht gleich verstand«, nimmt den Komponisten Kreisler mit in die Abtei (306). Wenig später rät er Kreisler bei einem weiteren Becher Wein dringend davon ab, in das Kloster einzutreten, weil er »noch zu ganz anderen Dingen aufgehoben sei«, womit er die Frauen meint und Kreisler in arge Verlegenheit bringt (372). Außerdem befürchtet er harte Einschnitte in das gemütliche Klosterleben durch die Ankunft von Bruder Cyprianus. Bei der Vorstellung, der Chor könne verboten und sein Weinkeller geschlossen werden, hebt er schnell noch einmal den Becher: »Man muß sich vor der Zeit keine Gedanken machen, ergo – gluc-gluc« (374).

Hinzmann, Kater

Ein »hübscher, anständig in Weiß und schwarz gekleideter Jüngling«, der die Trauerrede für den verstorbenen Muzius hält (349). Er ist der Meinung, dass eine solche Rede so langweilig wie möglich sein muss, weil dies nach der Aussage »bewährter Psychologen am besten jede Betrübnis zerstört«, womit dem Verstorbenen ebenso wie den Trauernden geholfen sei (351).

Unter diesem Gesichtspunkt ist seine Rede äußerst gelungen: Er selbst schläft ein, bis der hungrige Senior Puff ihn weckt. Murr aber hegt den Verdacht, dass Hinzmann die Rede nur gehalten hat, »um ein glänzendes Rednertalent zu zeigen, als den armen Muzius noch zu ehren«, zumal die Zweideutigkeit seines Lobs nicht so recht auf den Verblichenen passe.

Einige Zeit später erwischt Murr seine ehemalige Gattin Miesmies und Hinzmann auf dem Dach, wo dieser sie mit »inniger Zärtlichkeit« begrüßt. Das Pärchen eilt daraufhin hastig an Murr vorbei, der daraus schließt, dass Hinzmann sich »ganz gewiss« vor ihm schämte (380).

Ignaz, Prinz (Ignatius)

Thronerbe im Zwergenstaat Sieghartsweiler, Sohn von Fürst Irenäus und seiner Frau Maria, Bruder von Prinzessin Hedwiga. Er ist zu »ewiger Kindheit verdammt, beinahe blödsinnig zu nennen« (48). Am liebsten sortiert er seine Tassen, die er leidenschaftlich sammelt, aber auch Hedwigas Beschäftigungsvorschlag, Bücher in einem Regal zu sortieren, nimmt er »unter fröhlichem Gelächter« an (177). Hedwiga schämt sich ihres »imbezillen« Bruders (177). Seine Mutter macht sich Vorwürfe, diesen unmündigen Sohn geboren zu haben, und auch Irenäus ist wegen seines Thronerben besorgt (244 f. und 334 f.).

Nur Julia Benzon nimmt sich stundenlang Zeit, um mit dem Prinzen, »der ihr tiefes Mitleid einflößte, zu spielen« (215). Weil sie ihm gegenüber auch keinerlei »Verachtung« zeigt, schätzt er ihre Gegenwart sehr (215). Deshalb ist es der Rätin ein Leichtes, ihre Tochter als Heiratskandidatin für den Prinzen ins Gespräch zu bringen und den Fürsten davon zu überzeugen, dass es Julia gelingen wird, sich »ganz zu ihm hinabzuneigen, um ihn dann allmählich zu sich heraufzuziehen« (335). Abraham berichtet Kreisler in einem Brief, dass die Hochzeit so gut wie besiegelt sei.

Der Gesellschaft seiner Schwester kann Ignaz erst etwas abgewinnen, als sie in einen katatonischen Zustand verfällt und widerspruchslos mit sich spielen lässt. Als der Arzt ihn während Hedwigas Behandlung aus dem Zimmer schicken will, beschwert er sich lautstark aber erfolglos darüber, dass »jetzt allerlei Leute die gar keine Prinzen wären, und nicht einmal von Adel«, ihn kommandieren (244).

Die unbewegliche Hedwiga soll als Zeugin für ein Tribunal über einen kleinen ›Verräter‹-Vogel dienen. Aber Ignatius füllt zu viel Schießpulver in die Rohre, und der mächtige Knall führt zu dreierlei: Ignatius verbrennt sich die Hand, sein Vater spricht ihn zum dritten Mal in seinem Leben persönlich an – und zwar »mit Er und Ignaz«, was immer Ausdruck des »wildesten, schwer zu sühnenden« Zorns ist – und Hedwiga erwacht durch diesen Knall aus ihrer Katatonie (285).

Irenäus, Fürst

Vater von Prinz Ignaz und Prinzessin Hedwiga. Er ist der Fürst des Zwergenstaates Sieghartshof, der »längst schon dem Großherzogtum [...] einverleibt« worden ist. »Man sagt«, er habe sein Land »auf einem Spaziergange über die Grenze, aus der Tasche verloren« (45). Er hält sich aber immer noch einen kompletten Hofstaat und füllt seine Rolle als Regierender mit dem »wirkungsvollsten Pathos« aus (47).

Im Grunde genommen ist er aber schon zufrieden, wenn die Dinge an seinem Hof den Schein der Hofsitte erfüllen (vgl. 148). Verwirrende Situationen meistert er gewöhnlich, indem er mit »einigen französischen Brocken ohne sonderliche Bedeutung« um sich wirft, bis jemand das Problem löst (422). Seine beiden Kinder – eine nervenschwache Tochter und ein geistig zurückgebliebener Sohn – erfüllen seine Vorstellungen von Hoffähigkeit allerdings so wenig, dass er wegen seines Kummers oft in eine »ganz unschickliche Gemütsunruhe« verfällt (334).

Seiner früheren Geliebten Benzon gegenüber plagt ihn ein schlechtes Gewissen, weil er Angela, die gemeinsame uneheliche Tochter, vom Hof hat entfernen lassen. Auf die Andeutung der Rätin, dass sie die leibliche Mutter von Prinzessin Hedwiga sein könnte, geht er wegen seines Widerwillens gegen komplizierte Sachverhalte nicht weiter ein, so bleibt auch weiterhin unklar, ob diese Andeutung der Wahrheit entspricht (336).

Die Benzon nutzt ihren Einfluss auf ihn unter anderem auch, um ihn zur Hochzeit seines Sohnes Ignatius mit ihrer zweiten Tochter Julia zu überreden (vgl. 335). Ihre Intrigen gegen Kreisler, der ihre Pläne gefährdet, stoßen bei ihm auf harsche Ablehnung, weil der Künstler den Fürsten »amüsiert trotz seines närrischen Wesens et cela suffit!« (416)

Nachdem er von dem Tod »seines fürstlichen Freundes und Gefährten«, des Vaters von Prinz Hektor, gehört hat, plant er die Vermählung seiner Tochter Hedwiga mit dem jungen Prinzen in der Hoffnung, dass dieser eines Tages doch noch ein »Szepter« in Händen halten wird (206). Er lässt ihm ein Bildnis seiner Tochter zuspielen, worauf Hektor sogleich um Hedwigas Hand anhält. Dass er selbst zur Hochzeit kommen will, statt einen ›Bevollmächtigten‹ zu schicken, missfällt Irenäus , weil ihm die Heirat mit einem Stellvertreter, der den »Bettsprung« vollzieht, »schöner, erhabener, fürstlicher« erscheint (207).

Als sein Jäger ihm erzählt, dass an seinem Hof eine Intrige im Gange sei, glaubt er, seine Träume »von allerlei höfischen Kabalen und bösen Nachstellungen« würden endlich wahr, und lässt sein Völkchen zu den Waffen rufen (408). Als sich die Geschichte dann durch das Eingreifen der Benzon plötzlich als harmlos herausstellt, ist er damit aber auch zufrieden und deklariert die Waffenversammlung kurzerhand zu einem Willkommensfest für den wiedergefundenen Prinzen Hektor um.

Kater, schwarzgraugelber (Der Bunte)

Er spannt Murr seine Gattin Miesmies aus und ist Murrs erster Duellgegner. Nachdem er »im Felde gedient« hat, lebt er in Murrs Nachbarschaft von »Fischgräten und Speisabgang«, die er von einem Pensionswirt geschenkt bekommt (223). Für bewiesene Tapferkeit bei einer Mäusejagd trägt er das »Ehrenzeichen des gebrannten Specks auf der Brust« und fällt damit »allen Mädchen und Frauen in der Gegend auf« (223 ff.). Muzius klärt Murr darüber auf, dass er mit Miesmies eine Affäre »hinter dem Schornstein oder im Keller« pflegt (224). Murr beschließt daraufhin, dass der Anstand es erfordert, »dem Schwarzgraugelben zu Leibe zu gehen« (225). Dabei ist er ihm aber körperlich unterlegen und büßt »mehreres Pelzwerk« ein, ehe der Bunte mit Miesmies verschwindet (225). Derart zerrupft hält Murr es dann auch nicht mehr für sonderlich schändlich, »Miesmies dem Schwarzgraugelben ganz und gar zu überlassen« (225).

Bei einer neuerlichen Begegnung berühren sich ihre Schweife »unsanft«, Muzius klärt Murr darüber auf, dass auf diesen »Tusch« eine Duellforderung folgen müsse, und die Vorbereitungen zu dem Zweikampf nehmen ihren Lauf (292). Murr gewinnt das »Duell auf den Biss«, und der ohnmächtige Bunte kann sich nicht gegen die Wundbehandlung durch den Chirurgus wehren, der eine Flüssigkeit benutzt, die Murr »ihres scharfen beizendes Geruchs halber« für sich ablehnt (296). Miesmies erzählt Murr später, dass der Bunte verschwand, nachdem seine Wunden verheilt waren.

Kreisler, Johannes

Ist der romantische Held der Künstler-Biographie, die Kater Murr nach Auskunft des Herausgebers zerrissen und als Löschpapier verwendet hat.

Chronologisch beginnt die fragmentarisch eingestreute Biographie Kreislers mit seiner Ankunft am Sieghartshof. Er ist aus der großherzoglichen Residenz geflohen, in der er es, angeekelt von der ihm abgeforderten Auftragskunst nach Publikumsgeschmack, nicht mehr ausgehalten hat, und will seinen Freund Meister Abraham aufsuchen, der ihn kurz zuvor mit einem Brief nach Sieghartsweiler eingeladen hat. Der etwa 30-jährige Mann, »nach dem Zuschnitt der letzten Mode schwarz gekleidet«, trifft im Park von Sieghartshof auf die Prinzessin Hedwiga und ihre Freundin Julia (64 f.). Obwohl sein Anzug selbst durchaus normal wirkt, »hatte sein Ansehen etwas seltsames, fremdartiges [sic]«, dazu sieht man ihm die Reisestrapazen deutlich an (65).

Den bis zur Lächerlichkeit steifen Hofstaat von Sieghartshof bringt er mit seiner »Herz zerschneidenden Ironie« schon bald durcheinander (77). Sein »toll verzerrtes Lächeln«, das sich oft bis zum »Possierlichen, bis zum Skurrilen« steigert, bricht immer dann aus ihm heraus, wenn er im Spannungsfeld zwischen seinem Kunstideal und seiner philiströsen Umwelt agieren muss (66).

Vor allem die Prinzessin verstört er derart, dass sie zeitweilig jeder Begegnung mit ihm ausweicht (vgl. 150). Später erzählt sie ihm, dass er sie an den wahnsinnig gewordenen Maler Leonhard Ettlinger erinnere, der sie als Kind zu ermorden versucht habe. Kreisler, der sich selbst vom Wahnsinn bedroht fühlt, begegnet diesem Maler auf einem Spaziergang als seinem Doppelgänger und flüchtet sich zu Abraham in die Fischerhütte, der einen Teil der Verwirrung mit seinen optischen Gerätschaften erklärt (vgl. 181 ff.). Statt erleichtert zu sein, ist Kreisler nun aber verärgert, »wie jeder, dem das Wunderbare, woran er geglaubt, zu Wasser gemacht wird« (183).

Er gibt den beiden jungen Frauen Gesangsunterricht. Während Hedwiga ihn, von wenigen Augenblicken der Nähe abgesehen, mit ihrer Exaltiertheit schreckt, gilt seine Sympathie von vornherein Julia, deren Spiel und Gesang seinem Kunst-Ideal entsprechen. Sie ist in der Lage, der von ihm verschmähten Gitarre »Himmelstöne« zu entlocken (65), und während ihres gemeinsamen Duetts schillern ihre Stimmen »auf den Wellen des Gesanges wie schimmernde Schwäne« und rühren die Zuhörer zu Tränen (152).

Das begehrliche Verhalten des Prinzen Hektor gegenüber Julia macht Kreisler fast rasend, und er stellt sich bereits vor, sich mit ihm zu duellieren. Dankbar nimmt er von Abraham ein Amulett an, mit dem er den »Neapolitaner« als »guter Feldherr« in die Flucht schlagen kann, ohne einen Säbel anfassen zu müssen (228 f.). Nach einem geheimnisvollen Mordanschlag – erst später stellt sich heraus, dass Hektors Adjutant versuchte, Kreisler umzubringen, und dabei selbst getötet wurde – flieht Kreisler aus Sieghartshof. Unterwegs begegnet er Pater Hilarius, der ihn mit in die Abtei Kanzheim nimmt. In einem Brief an Abraham äußert er die Hoffnung, er könne endlich an seinem »Ankerplatz« gelandet sein, eine »besonders wohltätige Ruhe« durchströme ihn seit seiner Ankunft (279). In der Abgeschiedenheit des Klosters ist er so produktiv wie nie zuvor, und der Abt versucht, ihn zum Eintritt in die Bruderschaft zu bewegen.

Bald aber schon verfolgt ihn die geheimnisvolle Geschichte um Hektor, Hedwiga, Julia und Angela in Gestalt des Paters Cyprianus bis in das Kloster. Sowohl Hilarius als auch der Abt raten ihm, das Kloster zu verlassen. Zuletzt ruft Abraham ihn mit einem Brief zurück nach Sieghartshof zu einem Fest, auf dem er die Verlobung von Julia und Ignatius verhindern will.

Mit Abrahams rückblickender Schilderung dieses Festes, das zu diesem Zeitpunkt schon »ziemlich lange her« ist (25), beginnt die zyklisch angeordnete fragmentarische Biographie. Ihr zufolge verließ Kreisler das Fest »wie ein Wahnsinniger« und durchkreuzte damit Abrahams Pläne, deren Ziel es war, die Verlobung Julias mit Prinz Ignaz zu verhindern. (26). Chronologisch endet die Biographie mit diesem Fragment, in dem Kreisler Abraham unter anderem auch zusagt, seinen Kater Murr zu sich zu nehmen (vgl. 37 f.).

Lebrecht

Leibjäger von Fürst Irenäus. Er ist Zeuge von Hektors Eindringen in Julias Zimmer, nachdem er sie selbst nach Hause begleitet hat. Er beobachtet weiter, dass der Eindringling vom Kastellan Rupert in das Pavillon eingelassen wird. Dies schildert er am folgenden Tag dem Fürsten Irenäus in erstaunlich »ruhiger Verfassung«: Er hat bereits Vorkehrungen getroffen und den Pavillon umstellen lassen, so »daß keine Katze herauskann, vielweniger ein Mensch« (406 ff.). Die Aussicht auf die Verdienstmedaille, die Irenäus dieser hervorragenden Umsicht halber »selber erfinden und ausprägen lassen« will, schwindet allerdings nach wenigen Momenten wieder, weil die Rätin Benzon und Rupert die Sache so geschickt zu verdrehen wissen, dass der Fürst ihn daraufhin rüde des Hauses verweist (409).

Leibarzt

Er behandelt die katatonische Hedwiga und schätzt sich glücklich, an ihr diese höchst seltene »Art des Starrkrampfs« untersuchen zu dürfen (245). Er geht davon aus, dass ihr Zustand zwar bedrohlich wirkt, aber ohne bleibende Schäden beendet werden kann, sobald die Ursache bekannt ist, die er in Hedwigas Psyche vermutet. Er ist sich sicher, dass »irgendein plötzlicher Liebeszwist« hinter den Symptomen steckt, und versucht, der Mutter die Informationen, die er »zur heilsamen Kur« benötigt, zu entlocken (247 f.). Diese allerdings empfindet sein Anliegen als ›unschicklich‹ und lässt ihn stehen, obwohl er »nichts wollte als helfen« (248 f.).

Lieutenant

Ein »junger hoffnungsvoller Lieutenant mit roten Wangen und wohlgekräuseltem Haupthaar«. Er hat einen »langen und noch langweiligern ersten Akt eines entsetzlichen Trauerspiels« geschrieben, den er an einem Gesellschaftsabend auf dem Sieghartshof zum Besten gibt (97). Nach seinem Vortrag fragt er Kreisler nach seiner Meinung. Die bissig ironisch gemeinte Antwort nimmt er wörtlich und läuft »voller Enthusiasmus von dannen« (97). Die Anwesenden sind über Kreislers Gelassenheit angesichts der geknechteten Kunst erstaunt, und auf Betreiben des geheimen Rates entspinnt sich ein Gespräch über die Vergangenheit des Musikers.

Liscov, Abraham

Besitzer des Katers Murr, früherer Erzieher und nun Freund von Johannes Kreisler, Ehemann der verschwundenen Zigeunerin Chiara, »Maitre de Plaisir des Irenäusschen Hofes« und ironischer »Schwarzkünstler« (48). Er hat »schneeweißes Haar« und dazu »Rabenschwarze [sic] Augenbraunen« (22).

Als Sohn eines Orgelbauers lernte er unter Zwang den Beruf des Vaters, den er »bisweilen tief verachtete, zu anderer Zeit aber hoch in den Himmel erhob, so daß man nicht recht wußte, was er eigentlich wollte« (126). Ein »durchdringender Verstand, ein tiefes Gemüt« sowie die »ungewöhnliche Erregbarkeit des Geistes« prägen sein Wesen (129). Auch in Kreislers Familie wurde zwar mit »hoher Bewunderung« von ihm gesprochen, nur seine »tollen Grillen« sorgten immer wieder für Irritation. Aber das Kind Johannes Kreisler ließ sich von seinem beißenden Spott nicht abschrecken und gewann durch eine schlagfertige Erwiderung, mit der er die Musik in Schutz nahm, seinen Respekt. Einige Jahre begleitete Abraham den musikalischen Werdegang des Jungen, ehe er ihn plötzlich und ohne Begründung verließ: »Aber nun renne ich fort, und lasse dich im Stich« (131).

Nach dem Tod des Magiers Severino entdeckte Abraham Chiara, das ›unsichtbare Mädchen‹ aus dessen Orakel. Er befreite sie und brachte sie mit den Mitteln aus Severinos Nachlass unter. Als sie ihn nach einem Jahr aufsuchte, ließ er sich von ihr überreden, das Orakelkunststück mit ihr wieder aufzuführen, weil die Rolle des ›unsichtbaren Mädchens‹ ihr »zum Bedürfnis geworden« war. Bald darauf wurden beide ein Paar (194). Seit ihrem plötzlichen Verschwinden bereut er es, ihrem Wunsch nachgegeben zu haben: »beim Handwerk mußtest Du bleiben, Orgeln bauen und nicht den Hexenmeister spielen und den Wahrsager. – Sie hätten sie mir nicht gestohlen« (403). Während er Kreisler erzählt, dass er Chiara nie wiedergesehen habe, berichtet der Abt, dass Liscov unter dem Namen Severino nach Neapel gereist sei, um sie zu suchen. Es heißt weiter, dass er tatsächlich Spuren von ihr fand, »da ihm jene alte Zigeunerin in den Weg kam, Magdala Sigrun geheißen« (454). Von der Zigeunerin hat er das Amulett bekommen, das er Kreisler im Laufe der Geschichte als »Waffe« gegen Hektor aushändigt (229). Die heftige Reaktion Hektors bei der Begegnung mit Abraham bestätigt, dass die beiden sich kennen.

Abraham versucht, seinen »Herzensfreund« Kreisler in Sieghartshof als Kapellmeister unterzubringen (145). Dem Fürsten versichert er zu diesem Zweck, dass Kreislers Herkunft standesgemäß sei und dass der Musiker nicht verrückter sei als er selbst. Mit Scherenschnitten, die er während eines langweiligen Gesellschaftsabends anfertigt, führt er Kreislers Erzählungen aus seiner Kindheit an und ermahnt ihn: »Aber lügt nicht Johannes« (102).

Sein Einfluss am Hof erregt den Unmut der Rätin Benzon, die ihre Pläne gefährdet sieht. Tatsächlich sabotiert er nach Kräften ihr ehrgeiziges Vorhaben, ihre Tochter Julia mit dem Prinzen zu verheiraten, weil er von Kreislers Liebe zu Julia weiß. Bei dem Fest zum Namenstag der Fürstin möchte er Julias Verlobung mit Ignatius platzen lassen, denn die Intrige der Benzon steckt ihm »im Halse und droht« ihn »zu ersticken« (455). In einem Brief am Ende des Romans fordert er Kreisler auf, die Abtei zu verlassen und zu diesem Fest zu kommen. (455). Im ersten Fragment der zyklischen Kreisler-Biographie blicken die beiden Männer zurück auf dieses Fest, und Abraham macht Kreisler Vorwürfe, weil er nicht da war und alles unnütz gewesen sei.

Zu Ende des Festes hat er den kleinen Kater Murr »aus purer uneigennütziger Menschenliebe« (35) gerettet und mitgenommen. So verbringt der Kater sein Leben bei Meister Abraham, bis dieser ihn wegen einer Reise in Kreislers Obhut gibt. Als Professor Lothario ihn auf Murrs schriftstellerische Ambitionen aufmerksam macht und ihm vorwirft, mit seinem Kater die »wunderlichsten Experimente« zu unternehmen, lacht er ihn zunächst aus. Allerdings beobachtet er Murr danach mit einigem Misstrauen und verschließt zu dessen Verdruss den Bücherschrank. Dennoch pflegt er den Kater freundlich, wann immer dieser zerrupft und hungrig von seinen Abenteuern zurückkehrt, und Murr ist der Meinung, dass der Meister mit »gebildeten Katern umzugehen« weiß (298). Allerdings ist er auch gelegentlich ernsthaft beleidigt, wenn Abraham über ihn lacht, sein Streben nach Geistesbildung nicht ausreichend würdigt oder gar blockiert.

Lothario, Lätitia

Gattin von Professor Lothario. Die Informationen über die »blutjunge und dabei bildhübsche Frau« stammen allesamt von dem Pudel Ponto, der ihr gegenüber nicht als unvoreingenommen zu betrachten ist, weil er auf ihr Betreiben hin aus dem Haus gejagt wurde (386).

Er erzählt, dass sie das Haus »niemals vor zwölf Uhr« verlasse und dass sie als »Frau eines Professors der Ästhetik« naturgemäß einen Sinn für die »schöne äußere Gestaltung« ihrer eigenen Person beweise, wofür sie ein Vermögen ausgebe (386 f.). Im Zweifelsfall stocke sie ihr Haushaltsgeld heimlich aus der Kasse ihrer Bediensteten auf.

Auch erzählt er, dass sie zahlreiche Affären pflege, unter anderem mit dem Baron von Wipp. Aus Rache für den Verrat durch den Pudel, der ihrem Mann unbedacht einen liegen gebliebenen Handschuh des Geliebten apportierte, habe sie ihr theatralisches und intrigantes Talent eingesetzt und ihm eine Reihe von Fallen gestellt. Zum guten Schluss habe sie behauptet, vom Pudel gebissen worden zu sein, was dieser vehement abstreitet. Allerdings muss er einräumen, sie habe tatsächlich Blutstropfen an ihrem Finger gehabt.

Bei einer neuerlichen Begegnung mit Ponto, der mittlerweile beim Baron lebt, habe sie sich aber konziliant gegeben und nutze nun seine Briefträger- und Wachdienste eifrig, um ihre Affäre mit dem Baron fortzuführen (396 f.).

Lothario, Professor

»Professor der Ästhetik am Gymnasio zu Sieghartsweiler«, Gatte von Lätitia und erstes Herrchen von Ponto (87). Kater Murr mag den gelegentlichen Gast Abrahams recht gern, bis dieser eines Tages zu seinem Entsetzen seinen Pudel Ponto mitbringt. Lothario aber ist überzeugt davon, dass Hund und Katze Freundschaft schließen werden, und er behält Recht. Als Ponto ihm eines Tages ein Manuskript des Katers apportiert, hat er den Verdacht, dass Abraham mit dem Kater Experimente durchführt und ihn zum Dichter ausbildet: Sein »Glaube an die innere, höhere, angeborne Geisteskraft« steht dabei auf dem Spiel (89). Weiter fürchtet er, dass der Kater ihm als Autor »gute Honorare« wegschnappen könnte (167). Während er mit einigen Männern wegen eines Hausbrandes Abrahams Sachen zusammenräumt, überlegt er deshalb kurz, den Kater zu töten.

Der Ehebruch seiner Frau Lätitia, auf den ihn sein Hund Ponto aufmerksam macht, weckt ihn aus »dem betörenden Traum« einer liebevollen Ehe. Er stellt den Rivalen, Baron von Wipp, zur Rede, läuft aber davon, ehe dieser antworten kann (390), und lässt sich von seiner Frau sehr rasch einlullen. Schon wenig später sind die beiden, wie Ponto seinem Freund Murr erzählt, »zärtlicher miteinander als jemals«: Er nennt sie »mein Mäuschen« und sie ihn »englischer Mann« (391 f.). Auf ihr Betreiben jagt er den verräterischen Pudel aus dem Haus. Er kann nicht ahnen, dass er damit der Affäre seiner Frau mit dem Baron nur Vorschub leistet, denn der Pudel findet beim Baron Unterkunft und betätigt sich fortan als Postillon d’amour, indem er Briefchen zwischen beiden hin und herträgt.

Mann, ein ernsthafter

Er gehört zu einer Gruppe von Männern, die Abrahams Hausstand während eines Brandes zusammenräumen. Er hält Professor Lothario davon ab, Kater Murr zu töten. Ein gebildeter Kater ist für ihn kein Problem, und er unterstellt dem Professor der Ästhetik, lediglich eifersüchtig auf den Kater zu sein, »weil er Verse macht« (166). Er hält es für völlig ausreichend, den Kater dazu zu nötigen, sich seine »spitzen Krallen schneiden zu lassen«, so könne man sicher sein, »daß er uns nie verwunde, wenn er ein Autor worden« (167).

Maria, Fürstin

Frau von Fürst Irenäus sowie Mutter von Hedwiga und Ignaz. Sie ist eigentlich eine Frau mit »Gemüt und Herz«, aber »das seltsam halb lächerliche, halb widrige Ungeheuer, Etiquette genannt«, hat sie so fest im Griff, dass »keine Seufzer, kein Zeichen des innern Lebens« mehr aus ihr dringen können (249). Auch die Vorwürfe, die sie sich wegen ihrer unzulänglichen Kinder macht, verschließt sie in sich. Die Erziehung und Betreuung Hedwigas überlässt sie weitestgehend der Rätin Benzon. Die Idee des Arztes, »daß irgend ein plötzlicher Liebeszwist« hinter der Erkrankung ihrer Tochter stecken könnte, weist sie als »Unschicklichkeit« weit von sich und verweigert jede Auskunft (248).

Ihr Geburts- und Namenstag ist Anlass zu dem großen Fest, von dem zu Beginn und am Ende der zyklisch strukturierten Biographie Kreislers erzählt wird. Ihren Namenstag teilt sie mit Julia Benzon, die mit zweitem Namen Maria heißt, was Abraham zum Anlass nimmt, die Sabotage der geplanten Ehe zwischen Julia und Ignaz auf diesem Fest zu einem Höhepunkt zu treiben.

Miesmies

Die erste große Liebe von Kater Murr, die sich im Laufe der Zeit zur enervierenden Gattin entwickelt. Sie ist ganz weiß, »nur ein kleines schwarzes Samtkäppchen bedeckte die niedliche Stirn«, und sie trägt »schwarze Strümpfchen an den zarten Beinen« (198). Von ihrem Niesen völlig verzückt, versucht Murr sich ihr zu nähern, doch sie ziert sich eine Zeit lang. Schließlich erklärt sie ihm aber doch, dass er die »Bequemlichkeiten des Lebens«, welche er bei seinem Meister Abraham genieße, wohl mit einer »zärtlichen Gattin« teilen könnte (205).

Erst einmal liiert, lässt bald ihre Körperpflege nach und sie wirkt in Murrs Gegenwart »zerstreut«. Sie lässt ihn immer öfter warten und hat allerlei Ausflüchte parat. Von Muzius erfährt Murr, dass sie einen Geliebten, den Bunten, hat. Die beiden trennen sich gütlich mit der Erklärung, dass sie »einander ganz unausstehlich« geworden sind, und sind dabei fest »von der Seelengröße« des anderen überzeugt (226).

Bei Muzius’ Beerdigung erzählt sie ihm, dass der Bunte sich nach dem verlorenen Duell gegen Murr aus dem Staub gemacht hat. Daraufhin habe sie Muzius ihre Hand versprochen. Ihre Tochter Mina, in die Murr sich soeben verliebt hat, sei aber nicht von Muzius gezeugt worden, sondern zuvor schon von Murr, behauptet sie. Als Miesmies erkennt, dass dies für Murr kein Hindernis darstellt, beschimpft sie ihn als Barbaren und vertreibt ihn mit ihren Tiraden.

Bei ihrer nächsten Begegnung auf dem Dach ist die »leichtsinnige kokette Witwe« dann mit dem Kater Hinzmann liiert und eilt grußlos an Murr vorbei (380).

Mina, die ältere

Ist eine »große, schöne, weiß und schwarz gefleckte Katze« und die Mutter von Murr, den sie »ohne sonderliche Schmerzen geboren« (54). Murr beschließt mit der Schilderung ihrer Begegnung einen »Abschnitt in meinem Leben«, sein Jugendalter (53).

Mina erzählt ihm, dass sie ihn und seine Geschwister vor dem »unseligen Appetit« des Vaters, der die Jungen »verspeisen« wollte, gerettet hat (55). Sie verteidigte die Kleinen »tapfer« gegen den »unnatürlichen Barbaren«, bis dieser sie endlich für immer verließ, was sie allerdings seiner Schönheit wegen bedauert (55). Kurz darauf wurden die Kleinen von einem alten Weib weggebracht und ins Wasser geworfen.

Als Murr ihr von seiner »hohen Ausbildung« erzählt, warnt sie ihn eindringlich davor, Abraham diese Fähigkeiten zu zeigen, weil sie glaubt, der Meister würde ihn in »Knechtschaft« bringen und als Schreiber missbrauchen (56). Murr nimmt ihre Sorge als Zeichen ihrer »Abscheu gegen die Wissenschaften« und räumt ein, erst später erkannt zu haben, dass es »wirkliche Lebensweisheit war« (56).

Sie leidet Hunger und wartet vergeblich auf den überzähligen Heringskopf, den Murr ihr versprochen hat, aber auf dem Weg zu ihr, von großem Appetit übermannt, selber frisst, während er sie »ängstlich« seinen Namen rufen hört. Auch das Vorhaben, sie »zur Frühstücksmilch« einzuladen (57), hält er nicht ein (69).

Mina, die jüngere

Eines der drei Katzenmädchen, die für den (vermeintlichen) Vater Muzius ein Trauerlied auf die Melodie von »O Tannenbaum!« singen (357). Sie ist zwischen sechs und acht Monaten alt, und Murr scheint es, als habe er »nie eine Katzenjungfrau von dieser siegenden Schönheit« erblickt (358). Sie spricht mit »Wärme von einem Milchbrei, den sie wenige Tage vor des Vaters Tode nicht ohne Appetit« verspeist hat. Ihre »süße Stimme«, ihr »heller, klarer Verstand« und nicht zuletzt ihre »frommen grünstrahlenden Taubenaugen« tun ihr Übriges: Murr verliebt sich in sie und fordert sie zum Tanz auf (358).

Miesmies eröffnet ihm darauf, dass Mina seine Tochter sei. Das stört ihn allerdings nicht weiter, weil unter Katzen »die nächsten verwandtschaftlichen Verhältnisse kein kanonisches Ehehindernis« darstellten (361). Während des Streits zwischen den beiden sucht sich die unbekümmerte Mina einen neuen Tanzpartner.

Minona

Ein »anmutiges schneeweißes Windspielfräulein« und Nichte Badines (433). Sie spricht Murr auf Badines Gesellschaftsabend an, weil er sich zu »ennuyieren« scheint, und amüsiert sich über seinen »Katzenpuckel« im Anschluss an sein Nickerchen (433). Im Gespräch stellt der Kater beglückt fest, dass Minona seine Werke »nicht nur gelesen sondern in der höchsten Bedeutung aufgefaßt« hat (434). Einiges davon kann sie sogar auswendig und rezitiert es »mit einer Begeisterung, mit einer Anmut«, die ihn »in einen ganzen Himmel voll Poesie« versetzt, so dass er sich in die Hündin verliebt (434).

Fortan verfolgt er sie – ein »verblendeter Tor«, wie er selbst bemerkt – und gibt vor ihrem Fenster in Minnesängermanier die »zärtlichsten spanischen Weisen« zum Besten, obwohl er sie nur knurren hört (434 f.). Erst ein Eimer Wasser kann ihn stoppen. Nach einigen »Fieberfantasien von vornehmer Kultur, Windspielen u. s. w.« erwacht er und ist von seiner »törichten Liebe« zu der Hündin Minona »ganz genesen« (436).

Murr, Kater

Erzähler und Held der »Lebensansichten«, ein Kater mit gelehrten Ambitionen, der sich bei seinem Herrn, Meister Abraham, das Lesen und Schreiben abguckt.

Nach Auskunft des Erzählers der Kreisler-Geschichte ist Murr »wirklich in seiner Art ein Wunder von Schönheit zu nennen«. Die »grauen und schwarzen Streifen« seines Fells laufen vom Rücken auf der Stirn zusammen, wo sie eine »Hieroglyphenschrift« bilden (36). Er trägt einen »stattlichen Schweif«, sein »buntes Kleid« glänzt und schimmert und aus seinen Augen blitzen »Geist und Verstand« (36).

Während des Festes zum Namenstag der Fürstin Maria, mit dem die Kreisler-Geschichte endet, hatte Meister Abraham ihn als Welpen vor dem Ertrinken gerettet und bei sich aufgenommen. Grundsätzlich überlässt Abraham es dem Kater, sich »selbst zu erziehen«, nur »gewisse Normalprinzipien« bringt er ihm durch ein »sehr fatales Birkenreis« bei (39). Als Resultat dieser Erziehung unterlässt Murr es fortan, seine Krallen gegen Abraham einzusetzen, Essen vom Tisch zu stehlen oder Manuskripte zu zerfleddern.

Vor allem lernt er beim Meister das Lesen durch Nachahmung, was er selbst seinem »besonderem Ingenium« zu verdanken meint (42). Schnell erwacht in ihm der Wunsch, auch schreiben zu können, um die Gedanken, die sein Genie gebiert, der »Vergessenheit zu entreißen« (43). Das gestaltet sich allerdings mangels Daumen schwieriger, als gedacht. Der Durchbruch gelingt ihm mit der Idee, auf die Schreibfeder zu verzichten und stattdessen die Kralle zu benutzen.

Angesichts dieser Fähigkeiten stellt sich ihm die Frage, ob »das auf zwei Füßen aufrecht einhergehen etwas so großes« sei, dass es die Herrschaft über alle anderen Lebewesen rechtfertige. Auch die Vernunft, die die Menschen zur Rechtfertigung ihrer Überlegenheit anführen, scheint ihm kein Alleinstellungsmerkmal zu sein (19). Außerdem, so stellt er später fest, gibt es auf Kater einen Reim, während der »Mensch ein ungereimtes Tier ist« (204).

Seine Jugendfreundschaft mit dem Pudel Ponto ist geprägt von dem Antagonismus zwischen der prätendierten höheren Geistesbildung des Katers und der pragmatischen Weltklugheit des Pudels. Gegen des Pudels Anbiederung an den Menschen, die ihm Sicherheit und Futter verschafft, lehnt sich des Katers »angeborner Sinn« auf (135). Als Murr sich allerdings in der Stadt verirrt, nimmt er Pontos Hilfe bereitwillig an, nicht ohne wieder eine Grundsatzdiskussion über die hündische »Unterwürfigkeit« mit ihm zu führen (135). Der erste Bruch dieser Freundschaft wird von Ponto provoziert, der eines von Murrs Manuskripten zu seinem Herrn bringt, und damit dem Kater einige Scherereien einbringt.

Die Warnung seiner Mutter Mina, seine intellektuellen Fähigkeiten nicht preiszugeben, erkennt er erst viel später als »wirkliche Lebensweisheit« an (56). Den Heringskopf, den er der hungernden Mutter verspricht, frisst er vom Appetit übermannt selbst und rollt sich, von Scham und Reue gebeutelt, unter dem Ofen des Meisters zum Schlafen zusammen. Seine Lehrjahre beschließt er mit der Erkenntnis, dass es »Frevel« sei, sich »der Mutter Natur« – also dem Hunger – zugunsten Notleidender zu widersetzen (58).

Murrs erste Liebe ist Miesmies, und ihr Niesen erfüllt sein »Innerstes mit süßen Schauern« (199). Während seiner ersten Werbungsversuche erhält er eine Tracht Prügel von zwei fremden Katern, worauf er mit Ovids Hilfe der Liebe zu entsagen versucht, was misslingt. Er besinnt sich auf das letzte verbleibende Mittel und ergibt sich, indem er ihr »Herz und Pfote« anbietet. Schon kurz nachdem die beiden »ein Paar worden«, erlischt zuerst sein Liebesschmerz, dann seine Liebe, und die »tötendste Langeweile« erfasst ihn in ihrer Nähe (223). Ihr ergeht es ähnlich und sie betrügt ihn mit dem Bunten, der ihn bei einer Konfrontation »mehreres Pelzwerk« kostet (225). Murr und Miesmies werden sich einig, dass sie »einander ganz unausstehlich« geworden sind, sie trennen sich »auf ewig« und weinen dabei »heiße Tränen der Freude und des Entzückens« (226).

Murrs neuer Freund, der schwarze Kater und Burschenschafter Muzius, führt ihm vor Augen, dass er im Begriff ist, ein »abscheulicher Philister« zu werden (241). Nachdem Muzius ihm erklärt hat, was unter diesem Schimpfwort überhaupt zu verstehen sei, will er unter keinen Umständen einer sein und lässt sich von dem Kater in ein »frisches, frohes Burschenleben« einführen (291). Die entscheidenden Stationen nach seiner Initiation sind ein schlimmer Brummschädel nach dem übermäßigen Genuss von »Katzpunsch« sowie sein erstes – siegreiches – Duell gegen den Bunten, der ihm Miesmies ausgespannt hat (291).

Bei einem neuerlichen Besuch Pontos schämt Murr sich plötzlich vor dem »stutzerhaften Pudel« für seine fortschreitende äußerliche Verwilderung, die das Burschenleben mit sich bringt (321). Nach einer gründlichen Reinigung durch Abraham kommen Murr »große Zweifel gegen die Anständigkeit und Nützlichkeit des Burschenklubs«, und er betrachtet auch diesen Lebensabschnitt nach der Beerdigungsfeier seines Freundes Muzius, auf der er sich noch spontan in seine Tochter Mina verliebt, als beendet (324).

Mit Ponto macht er nun als »kultivierter Elegant« auf einem Gesellschaftsabend der Windspieldame Badine seine Erfahrungen (436). Das geistlose Geschwätz erinnert ihn aber an das »eintönige Geklapper einer Mühle« und animiert ihn, sich zu einem Nickerchen zusammenzurollen (433). Geweckt wird er von  Minona, einem schönen Windspielfräulein. Er verliebt sich wieder heftig und gibt vor ihrem Fenster die »zärtlichsten spanischen Weisen« zum Besten, bis er einen Eimer kaltes Wasser übergeschüttet bekommt und sich furchtbar erkältet (435).

Wegen einer Reise Abrahams soll er beim Kapellmeister Kreisler einquartiert werden und nimmt dies zum Anlass, erneut einen Lebensabschnitt für abgeschlossen zu erklären. Er sieht sich nun in die »reiferen Monate des Mannes« eintreten, die von der Erkenntnis geprägt sein sollen, dass man »weder Katzbursch noch kultivierter Elegant« sein dürfe, »um sich gerade so zu gestalten, wie es die tieferen und bessern Ansprüche des Lebens erfordern« (436). – In der ›Nachschrift‹ gibt der Herausgeber Murrs Tod bekannt und schließt mit den Worten: »ich habe dich lieb gehabt und lieber als manchen – Nun! – schlafe wohl – Friede Deiner Asche!« (457)

E.T.A. Hoffmanns realer Kater namens Murr verstarb am 30. Nov. 1820. Eine private Traueranzeige des Autors an seinen Verleger Hitzig ist überliefert. – Abb.: (1) Detail der Einbandillustrationen zu Band 1. Aquatinta-Radierungen von Carl Friedrich Thiele nach Vorlagen E.T.A. Hoffmanns. – (2) Detail der Einbandillustrationen zu Band 2. Aquatinta-Radierungen von Carl Friedrich Thiele nach Vorlagen E.T.A. Hoffmanns. – (3) Todesanzeige für Kater Murr vom 1.12.1821. Litographie nach einem Billett E.T.A. Hoffmanns an seinen Freund Theodor Gottlieb von Hippel. Bildquellen für alle drei Abbildungen: Staatsbibliothek Bamberg, die inzwischen nicht mehr alle greifbar sind. Vgl. daher jetzt auch die Digitalisate des E.T.A. Hoffmann Portals der Staatsbibliothek zu Berlin.

Muzius, Kater

Freund von Kater Murr, »Katzbursch« und späterer Mann von Murrs erster Liebe Miesmies (436). Mit der Ankündigung, die »Freundespflicht« habe ihm geboten, Murr »die Augen zu öffnen«, spricht er ihn eines Tages an. In »abgebrochenen geheimnisvollen Worten« berichtet er ihm, dass seine Gattin Miesmies eine Affäre mit dem bunten Kater hat (224). Weiter warnt er ihn davor, ein »arger abscheulicher Philister zu werden« (241). Sein Mittel der Wahl gegen diese Bedrohung ist ein Fest von Kater Puff, auf dem Murr in »das Burschentum« eingeführt werden soll (263). Nach einer Provokation des Bunten macht Muzius ihm auch klar, dass ein Duell unausweichlich sei, und organisiert alles Weitere. Er schafft einen »Chirurgus« zur Wundversorgung bei, steht Murr als Sekundant zur Seite und drückt ihn nach dessen Sieg »feurig an seine Brust« (296).

Kurz darauf fällt er einem Fuchseisen zum Opfer. In der Trauerrede charakterisiert Kater Hinzmann ihn als ein »würdiges Glied der Katzengesellschaft«, weil er immer zu Aufopferungen bereit gewesen sei, solange genau das »geschah, was er wollte« (354). Ein guter Vater sei er gewesen, weil er seine Welpen nicht gefressen, sondern sie von der Mutter habe wegschleppen lassen. Auch ein »treuer Freund in der Not« sei er gewesen, denn wenn er in Not war, habe er von seinen Freunden nicht abgelassen, selbst nicht »von denjenigen Freunden, die er sonst ganz vernachlässigt, ganz vergessen« habe (354).

Bei diesem Anlass stellt sich auch heraus, dass er nach Murrs Duell mit dem Bunten um Miesmies‘ Pfote angehalten und mit ihr kleine Kätzchen gezeugt hat. Murr hält es für einen Beweis seines Zartgefühls, »daß er mir dies Verhältnis gänzlich verschwieg« (360).

Nanni

Dienstmädchen von Julia und der Rätin Benzon. Sie klagt eines Abends »über Kopfschmerz und Fieberfrost« und lässt sich ins Bett schicken (344). Statt zu schlafen, öffnet sie dem vermeintlich verschwundenen Hektor die Tür, der daraufhin die ahnungslose Julia in ihrem Zimmer bedrängt. Sie wird dabei von Lebrecht beobachtet, der am folgenden Tag dem Fürsten berichtet: »Es war die Nanni, Sie kennen sie doch, durchlauchtigster Herr, der Frau Rätin schöne Nanni?« (406)

Oheim

Onkel mütterlicherseits von Johannes Kreisler und dessen Vormund, nachdem die Mutter verstarb. Nach Aussage Kreislers erzog der »bis zum Stumpfsinn gleichgültige, ruhige« Onkel den Jungen »ganz und gar nicht«, sondern überließ das »der Willkür der Lehrer die ins Haus kamen« (110). In seiner Bibliothek durfte der Junge stöbern und lesen, was ihm gefiel. Ob er etwas lernte oder nicht, sei ihm aber im Grunde genommen egal gewesen, mutmaßt Kreisler weiter. Lediglich drei Ohrfeigen weichen in seiner Schilderung von dieser demonstrativen Gleichgültigkeit ab. Die zweite davon erteilte er dem Jungen in dem Glauben, dass dieser die Vorhänge seines Zimmers angezündet habe. Kreisler aber beschwört, dass er an dem Brand völlig unschuldig war und nur auf dem Bett liegend auf künstlerische Eingebung gewartet habe. Diese Verknüpfung von Ohrfeige und Kunst sei für sein lange Zeit gestörtes Verhältnis zur Kunst verantwortlich gewesen.

An anderer Stelle heißt es, dass Kreisler vom Bruder seines Vaters erzogen worden sei (130).

Ponto, Pudel

Er ist der Jugendfreund des Katers Murr, dem er einige Lektionen über »weltkluges Benehmen« beibringt (137). Sein erster Besitzer ist Professor Lothario, später lebt er bei dem Baron Alzibiades von Wipp.

Bei ihrer ersten Begegnung hält Murr ihn für ein »schwarzes zottiges Ungeheuer mit glühenden Augen« (71). Schon bald aber sieht er in den Augen des Pudels nur noch »Gutmütigkeit« und empfindet sein Gebell und Gehüpfe als »Äußerungen eines herrlichen lebenskräftigen Gemüts« (72). Die beiden freunden sich an, und Murr kann lange Zeit nichts anderes mehr denken als »Pudel – Pudel – Pudel!« (73). Diese Eindrücke fließen in sein Erstlingswerk »Gedanke und Ahnung, oder Kater und Hund« ein (73 f.). Nach Murrs Meinung hindert ein »unüberwindlicher Leichtsinn, ja ein gewisser Übermut« den Pudel am Zugang zu den »Künsten und Wissenschaften« (76). Ponto dagegen ist es unverständlich, wieso der Kater sich mit »derlei Dingen« abgibt (76). Für seine Begriffe geht dem Kater einfach »alle Weltklugheit« ab (135). Dieser Diskurs begleitet die Freundschaft der beiden. Auch Pontos Onkel Skaramuz ist der Meinung, dass Ponto im Grunde genommen zwar »ein guter Kerl« sei, aber »leichtsinnig! zu allen tollen Streichen aufgelegt«; er kenne einfach keinen »Ernst des Lebens, keine Sitte« (382).

Er kompromittiert die Gattin des Professors Lothario, indem er seinem Herrn den Handschuh ihres Geliebten apportiert. Lothario lobt ihn dafür zuerst als »treue ehrliche Seele«, bald aber fällt Ponto, wie er Murr erzählt, einer Intrige der Frau Professor zum Opfer und wird aus dem Haus gejagt (389). Er schwört dem Kater zwar, sie nicht gebissen zu haben, räumt aber ein, dass sie tatsächlich »ein Paar kleine Blutstropfen« an ihrem Daumen hatte (394). Nach dem Rauswurf trifft er auf den Geliebten seiner ehemaligen Herrin, Baron von Wipp, und schmeichelt sich bei ihm ein. Nach anfänglicher Zurückhaltung ist der Baron plötzlich sehr von ihm angetan, als er erkennt, wessen Pudel er da Unterschlupf gewährt. Fortan trägt Ponto willig Nachrichten zwischen den Geliebten hin und her und steht während ihrer Schäferstündchen Wache.

Murrs moralische Bedenken wegen der »Liebeskuppeleien« wischt er lachend vom Tisch: »Wir Pudel sind nicht solche überstrenge Moralisten, daß wir in unserm eignen Fleische wühlen und die im Leben schon sonst knapp genug zugeschnittene gute Bissen verschmähen sollten« (397 f.). Ponto führt Murr auch in die »höhere gesellschaftliche Kultur« ein, und nimmt ihn zu einem von der Windspielhündin Badine ausgerichteten Gesellschaftsabend mit (428 f.).

Puff, Senior

Der »Katzsenior« organisiert das Burschenschaftsfest, auf dem Murr als »Katzbursch« initiiert wird (263), und stimmt, mit »einer Stimme die weit über viele Dächer hinwegdonnerte«, das Studentenlied »Gaudeamus igitur« an (266). Von ihm erhält Murr die Unglücksnachricht von Kater Muzius‘ Tod. Auf der Beerdigung weckt Puff den Trauerredner Hinzmann wieder auf, der während seiner Rede eingeschlafen ist: »Mache nur, daß du fertig wirst mit deinem Sermon, denn wir verspüren alle einen desperaten Hunger« (356). Nach dem Leichenschmaus ist es auch der »ernste Senior Puff selbst, welcher vorschlug, ein Tänzchen zu machen« (359).

Rupert

Kastellan am Sieghartshof und ein »ausgemachter Spitzbube«: Er wird von Lebrecht dabei beobachtet, wie er Prinz Hektor in den Pavillon einlässt, nachdem dieser Julia in ihrem Zimmer bedrängt hat (406 f .). Irenäus mag die Geschichte nicht glauben, hat doch sein »alter treuer Kastellan« schließlich »funfzig Jahre dem Fürstenhause gedient, ohne jemals ein Schloß einrosten zu lassen« (406). Rupert kann sich herausreden, und es begibt sich, wie die Rätin Benzon bemerkt, »daß einer für besonders ehrlich und tugendhaft gehalten wird, gerade in dem Augenblick, wenn er einen Spitzbubenstreich« begeht (413).

Severino

Magier und Erfinder des »unsichtbaren Mädchens«, einem »Kunststück« mit der orakelnden Chiara, die er dafür misshandelte (185). Die Geschichte des verstorbenen »Tausendkünstlers« wird von Abraham erzählt.

Er gab sich als Magier aus, von dem das Volk glaubte, »er stehe mit dem Teufel oder wenigstens mit andern honetteren Geistern im Bunde« (185). Tatsächlich hielt er in seinem Orakel das kleine Zigeunermädchen versteckt, das er wegen seiner prophetischen Gaben für zehn Dukaten auf irgendeinem Markt gekauft hatte. Er fand heraus, dass die Gabe des Mädchens nach »empfundenem Schmerz« stärker wirkte, und quälte es fortan »auf die grausamste Weise« (191). Wenn er auf Reisen ging, versteckte er es in einem kleinen Kasten, damit sein Geheimnis nicht entdeckt würde.

Er verachtete Abrahams mechanische Künste, bat ihn dennoch um den Bau einer Wasserorgel, um damit sein Orakel besser in Szene setzen zu können. Als Gegenleistung versprach er, Abraham das Geheimnis des Orakels zu verraten. Im Sterben liegend, vertraute er Abraham dann seinen Schlüssel an, mit dem dieser das Mädchen fand und befreite. Später reiste Abraham unter seinem Namen nach Neapel, um Chiara zu suchen (454).

Sigrun, Magdala

Pflegerin Angela Benzonis, der unehelichen Tochter der jungen Rätin Benzon und des Fürsten Irenäus, mit der sie seinerzeit nach Neapel geschickt wurde.

Pater Cyprianus erzählt, dass ihn in seiner Zeit beim Militär in Neapel eines Tages ein »abgelumptes Zigeunerweib« auf der Straße ansprach, er solle sich doch nicht mit »gemeinen Dirnen« abgeben, da er »in den Armen der schönsten Prinzessin liegen« könne (448) Zuerst sei sie ihm wie eine »gemeine Kupplerin« erschienen, sie habe aber das gebotene Geld nicht angenommen und ihm geweissagt, dass er sie sehr bald schon mit »großem Kummer und Weh im Herzen« aufsuchen werde (449). Später sei sie ihm als »sehr alte ehrbar gekleidete« Frau begegnet, die nur durch »ihre ganz ungewöhnliche Größe und seltsame Unbehülflichkeit« aufgefallen sei, aber das »fratzenhafte Lächeln« und »ihr leises Kopfnicken« hätten sie zu erkennen gegeben (449). Bei dieser Gelegenheit habe er sich, wie von ihr vorhergesagt, sofort in Angela verliebt, die sie begleitete.

Der Bankier Sperzi versicherte ihm, dass es »keine treuere sorgsamere Pflegerin gebe als die Alte« und dass die Verkleidung als Zigeunerin nichts weiter sei als »eine wunderliche Grille« (451). In ihrem »Zigeunerhabit«(451) führte sie Cyprianus dann zu Angela und redete ihm zu, das Mädchen vorerst heimlich zu heiraten, versprach ihm aber zugleich, Angela in späterer Zukunft auch offiziell »das fürstliche Diadem auf die Stirn drücken« zu können (451).

Der Abt deutet an, dass sie mit der verschwundenen Chiara zu tun hatte. Meister Abraham sei auf der Suche nach seiner Frau nach Neapel gereist und fand dort Spuren von ihr, »da ihm jene alte Zigeunerin in den Weg kam, Magdala Sigrun geheißen« (454). Wie diese Spuren ausgesehen haben, bleibt geheimnisvoll, ebenso wie der Ursprung gemeinsamer Eigenschaften: Die Angewohnheit, gelegentlich Zigeunerkleider zu tragen, sowie ihre prophetische Gabe verbinden sie auf rätselhafte Weise mit Chiara. Abraham erzählt Kreisler, er habe Chiara seit der Nacht, in der sie verschwand, nie mehr gesehen (195). Das Amulett, das Beweismittel für die Verbrechen der beiden Brüder Cyprianus und Hektor enthält, hat Abraham von Magdala bekommen.

Skaramuz

Ein »großer schwarzer Pudel« und Onkel von Ponto (137). Er hält den Kater Murr für nicht »Assembleefähig [sic]«, weil schon seine »kleinen Ohren« eine »niedere Abkunft verrieten«, die von »großgeohrten Pudeln« missbilligt werden müsse (138). Bei einer zufälligen Begegnung auf der Straße herrscht er Murr, der sich nicht zum ersten Mal furchtbar vor ihm erschreckt, an: »Sei Er kein Hasenfuß und bleib Er ruhig sitzen; glaubt Er, ich werd ihn fressen? (381) Er befragt Murr nach seinem »liederlichen Neffen« Ponto und warnt ihn vor ihm: »Au fond« sei der zwar ein »guter Kerl«, aber er sei eben auch furchtbar »leichtsinnig« (382f.).

»Grämlich und geizig« sei er, findet Ponto, »wie denn nun einmal alle Oheime sind« (384). Einer der Gründe für das schlechte Verhältnis zwischen Onkel und Neffe dürfte der Umstand sein, dass Skaramuz Pontos Spielschulden in Form von »Zervelaten, Grützen und Lebern« beim Krämer auslösen musste (384).

Sophie (Tante Füßchen)

Jüngere Schwester von Kreislers Mutter. Dieser virtuosen Lautenistin schreibt Kreisler, der sie auch Tante Füßchen nennt, seine Begeisterung für die Musik zu. An ihr Lautenspiel, das er in »in begierigen Zügen« aufgenommen habe, will er noch Erinnerungen aus dem Alter von »noch nicht drei« Jahren haben (103). Als sie krank wurde, habe man ihn, das Kind, aus Furcht vor Ansteckung aus dem Haus gebracht und erst wieder zurück geholt, als sie bereits tot und beerdigt war (104). Daraufhin fiel er für Jahre in eine derart »dumpfe Betäubung«, dass sogar der Tod seiner Mutter »keinen sonderlichen Eindruck« mehr auf ihn machen konnte, wie er erzählt (109).

Sperzi, Alessandro

Bankier und in »gewisser Art« Angela Benzonis Vormund in Neapel (450). Er wohnte auf dem »großen Platze Largo delle Piane«, auf dem auch Angela wohnte (450). Er wusste, dass es sich bei seinem Mündel um »die Frucht eines verbotenen Verhältnisses unter Personen des vornehmsten Standes« handelte (450 f.). Seine Aufgabe war es, ihr Vermögen zu verwalten und einem »Augsburger Handlungshause über das ganze Leben des Mädchens die genaueste Nachricht« zu geben (450). Als Bankier von Hektors Bruder, dem späteren Pater Cyprianus, erzählte er diesem alles, was er über das Mädchen wusste.

Turtel, Monsieur

Lehrer von Tante Füßchen. Er war »klein von Person mit hinlänglich krummen Beinen«. Der Lautenist trug eine »sehr saubere weiße Perücke mit einem breiten Haarbeutel« und einen »roten Mantel« (103). Die Schilderung dieser Person führt Kreisler als Beweis seines hervorragenden Gedächtnisses an.

Wenzel, Ottfried

Der jüngere Bruder von Kreislers Vormund, Legationsrat und großes Vorbild Johannes Kreislers im Kindesalter, den er einst »O-weh-Onkel nannte, weil er sich mit Vornamen Ottfried Wenzel schrieb« (114). Der Scherenschnitt Abrahams von diesem längst verstorbenen Onkel wirft das Bild eines »kleinen wunderlich gebauten Mannes« an die Wand, über das Kreisler aber nicht lachen mag. Der Onkel sei eine Figur, wie jede Familie sie habe: Eine »ziemlich wichtige Person«, die sich durch »besonderes Genie« oder das »glückliche Zusammentreffen günstiger Ereignisse, zu einer gewissen Höhe« aufgeschwungen habe, wo sie von allen anderen Familienmitgliedern bewundert werde (114).

Auch der junge Kreisler eiferte diesem Familienidol nach und muss »als zehnjähriger Knabe, anmutig genug ausgesehen haben, im himmelhoch frisierten Toupee« und im »Zeisiggrünen Rock mit schmaler silberner Stickerei, seidenen Strümpfen und kleinem Degen« (115). Vor allem der Versuch, ihm beruflich nachzueifern, war nach Kreislers Einschätzung ein Akt der Gewalt an der Kunst, der einzig wahren »Tendenz meines Lebens« (115).

Wipp, Alzibiades Baron von

Liebhaber von Lotharios Gattin Lätitia, später neuer Herr von Ponto. Er ist »sehr groß und nicht so wohl schlank gewachsen als spindeldürr« (402). Sein ganzes Äußeres erscheint Murr als »Prototypus der letzten Mode«, wenn auch ein wenig übertrieben, so dass er etwas »seltsames, abenteuerliches [sic]« an sich hat (402). Dazu trägt er ein »kleines sehr dünnes Röhrchen mit einer stählernen Krücke« (402).

Er vergisst einen seiner »pomeranzfarbnen« Handschuhe bei seiner Geliebten Lätitia Lothario. Der Pudel Ponto findet und apportiert ihn ihrem Ehemann, Professor Lothario. Der stellt den Baron zur Rede, rennt aber davon, ohne »des sichtlich betretenen Barons Antwort abzuwarten« (390).

Von dem Pudel, der bald darauf heimatlos und zerzaust bei ihm auftaucht, ist er zwar nicht besonders angetan, duldet ihn aber bei sich, zunächst ohne ihn zu erkennen. Erst als er bemerkt, dass es sich hier um den ehemaligen Hund des Ehepaars Lothario handelt, wendet sich für Ponto das Blatt: Der Baron gibt ihm den Auftrag, kleine Liebesbriefe hin und her zu tragen und bei den so verabredeten Schäferstündchen Wache zu halten. Außerdem darf Ponto nun bei ihm im Schlafzimmer nächtigen und erzählt Murr, dass er und der Baron »viel zu harmonisch miteinander schnarchen, um beim plötzlichen Erwachen zu wissen wer geschnarcht hat« (399). Der Baron lässt dem Pudel morgens Kaffee mit Sahne servieren und spielt mit ihm.

Auch pflegt er die Leute auf der Straße zu beobachten, und wenn das ihn langweilt, übt er sich darin, in ein »kleines eingebröckeltes Loch« im Pflaster vor seinem Fenster zu spucken (399).

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