Hartert

Lehrling im Bankhaus Oppner & Goldschmidt (40). Der »picklige junge Mann« ist selig über die Einladung zum Einweihungsfest des Oppnerschen Hauses in der Bendlerstraße im Oktober 1885 und tanzt mit allen Mädchen, die sitzenbleiben (120), darunter auch mit Fräulein Schulte, Tochter eines Baumwollfabrikanten (120). Später heißt es, dass er sie geheiratet hat und in die Firma ihres Vaters eingetreten ist (243). Etwa 15 Jahre später gibt er seinen Sohn bei Oppner & Goldschmidt in die Lehre; er ist inzwischen Bankdirektor, »Kragen hoch, Haarschur knapp, ›Es ist erreicht‹-Schnurrbart« (342), und ein begeisterter Anhänger der aggressiven nationalistischen Politik Wilhelms II. (343). Emmanuel Oppner bereut sogleich, den Jungen als Lehrling angenommen zu haben: »Das scheinen mir ja gefährliche Leute zu sein.« (Ebd.) Dieser Eindruck bewahrheitet sich Jahre später: Hartert junior bereichert sich an der Erweiterung der Effinger-Werke (722), und Hartert senior verweigert Theodor Oppner im April 1931 die Verlängerung eines Kredits, wohl wissend, dass er das Bankhaus Oppner & Goldschmidt damit vernichtet (806). Neid auf die Oppners und die fixe Idee, dass die Juden »alles Geld« haben, sind die Grundlage eines radikalen Antisemitismus, der ihn zum Parteigänger der Nationalsozialisten macht (807). Um Theodor vollends zu ruinieren, gräbt er dessen jugendliche Liebesbeziehung mit Wanda Pybschewska aus (807) und lanciert einen üblen Hetzartikel über ihn und das Bankhaus in einem Nazi-Blatt (812). Trotzdem spricht er im Sommer 1932 am Grab von Karl Effinger (816f.). Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten eignet er sich Theodors Villa an (859), steuert die ›Arisierung‹ der Effinger-Werke (856f.) und wird an Waldemar Goldschmidts Stelle Vorsitzender des Aufsichtsrats (863).