Bennigsen
Deutschstämmiger General der russischen Armee, Gutsbesitzer im Gouvernement Wilna. Im 4. Koalitionskrieg (1806/07) konkurriert er mit Buxhoeveden um die Position des Oberkommandierenden, die ihm nach der Schlacht bei Pultusk zufällt (2/II,IX,651-658), und befehligt die Truppen bei der Schlacht von Preußisch-Eylau (2/II,VIII,649).
Im Juni 1812 findet in seinem Landhaus bei Wilna der Ball statt, auf dem der Kaiser die Nachricht vom Übertritt der napoleonischen Truppen über den Njemen erhält (3/I,III,20). Zu Beginn des Vaterländischen Krieges gehört er zur Entourage des Kaisers im Hauptquartier und steht dort als »vorzüglicher General« für die Ablösung von Barclay de Tolly »immer in Bereitschaft« (3/I,IX,61). Dasselbe gilt nach der Übertragung des Oberkommandos an Kutusow (3/II,XXII). Am Tag vor der Schlacht bei Borodino beobachtet Pierre, der in seinem Gefolge die Stellungen abreitet (3/II,XXII,296), dass Bennigsen Tutschkows Truppen, die nach Kutusows Willen hinter einer Anhöhe im Hinterhalt liegen sollen, eigenmächtig auf die Anhöhe verlegt (3/II,XXIII,298).
Er spricht sich für eine Verteidigung Moskaus aus, um im Fall ihres Misslingens Kutusow die Schuld zuschieben und im Fall ihres Gelingens den Erfolg für sich zu beanspruchen (3/III,III,401). Beim Kriegsrat in Fili lässt er Kutusow und die Generäle wegen eines Diners stundenlang warten (3/III,IV,404). Seit der Schlacht bei Tarutino ist er mit Kutusow »bis aufs Messer verfeindet« (4/II,XVI,745) und korrepondiert regelmäßig mit dem Kaiser (4/II,XVII,746).
Graf Leonti Leontjewitsch Bennigsen (1745-1826), eigtl. Levin August Gottlieb von Bennigsen, entstammte einem hannoverschen Adelsgeschlecht, trat 1773 in russische Dienste, war in verschiedenen Funktionen an den Koalitionskriegen beteiligt, 1807 als Oberkommandierender, im Vaterländischen Krieg 1812 Chef des Generalstabs.