Denissow, Wassili Dmitrijewitsch (Wassili Dmitritsch, Waska, Wasja)
Rittmeister im Pawlograder Husarenregiment und Chef der zweiten Schwadron, in der Nikolai Rostow dient (1/II,IV,221), mit dem er in freundschaftlicher Beziehung steht. Er ist ein »kleiner Mann mit rotem Gesicht, glänzenden schwarzen Augen, schwarzem zerzaustem Schnurrbart und ebensolchen Haaren« (1/II,IV,223) und hat ein hitziges Temperament.
Während eines längeren Urlaubs im Jahr 1806, den er teilweise in Moskau bei den Rostows verbringt (2/I,I,519), verliebt er sich in Natascha und macht der 14-Jährigen einen Antrag, den sie ablehnt (2/I,XVI,603). Anders als Dolochow lässt er Nikolai diesen Misserfolg nicht entgelten, vielmehr vertieft sich seine Freundschaft zu ihm (2/II,XV,697).
Zurück im Regiment, eignet er sich einen für die Infanterie bestimmten Provianttransport mit Gewalt an, um seine Schwadron zu versorgen, die schon seit zwei Wochen nichts zu essen hat (2/II,XVI,700f.). Als er herausfindet, dass Teljanin, der ihn im Jahr zuvor bestohlen hat, mutmaßlich für die Unterversorgung seiner Schwadron verantwortlich ist, schlägt er ihn nieder, worauf ein Verfahren beim Kriegsgericht gegen ihn eröffnet wird (2/II,XVI,703f.). Um sich dem zu entziehen, lässt er sich wegen einer leichten Verwundung ins Lazarett einweisen (2/II,XVI,704f.). Ein Gnadengesuch an den Kaiser, zu dem ihn Rostow und Hauptmann Tuschin im Sommer 1807 überreden (2/II,XVIII,713), wird abschlägig beschieden (2/II,XX,724).
Wie es ihm in dieser Sache weiter ergangen ist, wird nicht erzählt. Erst fünf Jahre später, kurz vor der Schlacht bei Borodino (1812), erscheint er wieder auf der Bildfläche, nun Oberstleutnant der Husaren (3/II,XV,246), und wenige Monate später, im Oktober 1812, ist er Führer eines Partisanentrupps (4/III,III,766), der gemeinsam mit einer Freischar des ebenfalls in den Partisanenkrieg gewechselten Dolochow einen französischen Proviantzug überfällt und dabei russische Gefangene befreit, unter denen sich auch Pierre Besuchow befindet (4/III,III-XI). Dass Petja Rostow, der sich Denissow einige Tage zuvor angeschlossen hat, bei dieser Aktion getötet wird, kommt Denissow hart an (4/III,XI,804f.). Die charakterlichen Gegensätze zwischen ihm und Dolochow werden auch hier deutlich markiert, insbesondere hinsichtlich ihres Umgangs mit Kriegsgefangenen (4/III,VIII,789; 4/III,XV,818f.).
Acht Jahre später, im Dezember 1820, besucht Denissow seinen alten Freund Nikolai Rostow in Lyssyje Gory (E/I,IX,964). Er ist nun General im Ruhestand und mit der politischen Lage unzufrieden (E/I,XI,978; E/I,XIII,991f.; E/I,XIV,995f.).
Vorbild für die Gestaltung der fiktiven Figur war der Offizier, Militärschriftsteller und Dichter Denis Wassiljewitsch Dawydow (1784-1839). Dawydow, Held des Vaterländischen Krieges 1812, nahm von 1807 an als Adjutant Bagrations an den Kriegen teil; er war Theoretiker und Initiator des Partisanenkriegs (vgl. Kommentar Bd.1, 1068f., Bd.2, 1135). – Im Vierten Buch und im Epilog erscheint Denissow abweichend mit dem Vatersnamen Fjodorowitsch (4/III,VII,784; 4/III,XI,801; E/I,IX,964).