Der Schatz (1750/1755)

Verfasserin: Karolina Kubista

Leander

Der wohlhabende junge Mann will Kamilla, die Tochter des Anselmus, heiraten. Er bittet seinen Vormund Staleno, für ihn um Kamillas Hand zu werben, weicht jedoch dessen Fragen nach ihrer Aussteuer aus. Er ist schwärmerisch in Kamilla verliebt, die Aussteuer ist ihm gleichgültig. Als er schließlich eingesteht, dass Kamilla kein Geld mit in die Ehe bringen kann, weil ihr Bruder Lelio den Besitz des seit neun Jahren abwesenden Vaters verschwendet hat, verweigert der Vormund ihm die Unterstützung.

Dann aber erfährt Staleno von Philto, dass im Haus des Anselmus ein Schatz versteckt ist, der unter anderem für Kamillas Aussteuer gedacht ist. Nun hat er keine Einwände mehr gegen die Verbindung und schmiedet mit Philto einen Plan, um Kamilla die Mitgift zukommen zu lassen, ohne ihren verschwenderischen Bruder auf den Schatz aufmerksam zu machen.

Bevor dieser Plan zur Ausführung kommt, kehrt Kamillas Vater Anselmus von seiner langjährigen Reise heim. Da er seinem Freund Pandolfo auf dem Sterbebett versprochen hatte, dessen Sohn mit seiner Tochter Kamilla zu verheiraten, glaubt er zunächst, Leanders Antrag ablehnen zu müssen. Dann aber stellt sich heraus, dass Leander niemand anderes als der Sohn des Pandolfo ist.

Staleno

Vormund des Leander. Sein Mündel bittet ihn, für ihn um Kamilla anzuhalten, die Tochter des seit neun Jahren auf Reisen befindliche Anselmus. Als Staleno erfährt, dass Kamilla kein Geld in die Ehe bringen kann, weil ihr verschwenderischer Bruder Lelio den väterlichen Besitz nahezu durchgebracht hat, verweigert er Leander die Bitte, obwohl Anselmus früher sein »Herzensfreund« war und obwohl er, wäre Leander sein eigener Sohn, nichts gegen die Verbindung mit einem mittellosen Mädchen einzuwenden hätte (1. Auftritt; LM II, 131). Er glaubt, es seiner Rolle als Vormund schuldig zu sein, Leanders finanzielle Ansprüche zu wahren, und befürchtet, er könnte für den Fall, dass die Ehe unglücklich wird, am Ende als Schuldiger dastehen (ebd.).

Überhaupt sorgt er sich sehr um seinen guten Ruf: Wie er später im Gespräch mit Philto eingesteht, fürchtet er zudem, die Leute könnten denken, er habe seinem Mündel »ein armes Mädchen angehangen«, um es dann als Komplizin für Unregelmäßigkeiten bei der Vermögensverwaltung seines Mündels zu missbrauchen (3. Auftritt; LM II, 138 f.). Er vertröstet Leander auf seine Volljährigkeit, »alsdann kann Er machen, was Er will« (1. Auftritt; LM II, 131).

Dann aber erfährt er von Philto, dass Anselmus vor seiner Abreise einen Schatz in seinem Haus versteckt hat, der unter anderem Kamilla als Aussteuer dienen soll. Nun sieht er eine Möglichkeit, Leanders Wünsche mit seinen Pflichten als Vormund zur Deckung zu bringen, zumal Philto, der während Anselmus‘ Abwesenheit die Vaterstelle bei Kamilla und Lelio vertritt, eine Verbindung Kamillas mit Leander sehr begrüßt.

Beide hecken einen Plan aus, die Heirat zu bewerkstelligen, ohne dass Lelio von dem Schatz erfährt und ohne dass sie beide selbst unter falschen Verdacht geraten: Ein Bote soll sich als Freund des Anselmus ausgeben und Philto die (von Philto selbst vorgestreckte) Aussteuer von 6000 Talern sowie einen fingierten Brief des Anselmus überbringen, in dem dieser den Freund bittet, seine Tochter zu verheiraten, »im Fall sie eine gute Gelegenheit finden sollte« (3. Auftritt; LM II, 140). Lelio aber soll einen ebenfalls fingierten Brief des Vaters erhalten, in dem er zu umsichtiger, sparsamer Wirtschaftsweise ermahnt wird (ebd.).

Der Plan kommt nicht zur Ausführung, weil Anselmus unverhofft von seiner Reise zurückkehrt, erzeugt aber allerlei Missverständnisse. Nach deren Aufklärung kann Staleno, den Anselmus freudig als seinen »guten alten Freund« begrüßt, das glückliche Ende mit der Nachricht besiegeln, dass Leander eben jener Sohn des Pandolfo ist, dem Anselmus seine Tochter zuvor schon versprochen hatte (16. Auftritt).

Philto

Der alte Mann, mit Anselmus und Staleno befreundet, hat während Anselmus‘ langer Abwesenheit die Obhut über dessen Kinder Lelio und Kamilla übernommen. Die »lüderlichen Ausschweifungen« des Lelio kann er aber nicht verhindern, weil dieser ihn mit viel Raffinesse stets vor vollendete Tatsachen stellt (3. Auftritt).

Er ist ein ehrlicher, rechtschaffener Mann und verlässlicher Freund. Als Lelio in schwere Geldnöte gerät, kauft er ihm selbstlos das väterliche Haus ab, um Lelio vor dem Gefängnis zu bewahren, vor allem aber, um den Schatz zu retten, den Anselmus in seinem Haus versteckt hat für den Fall, dass er von seinen Reisen nicht zurückkehren sollte. Dann nämlich soll Philto daraus Kamillas Mitgift finanzieren und den Rest an Lelio als Erbe geben. Der Kauf des Hauses bringt Philto in der ganzen Stadt üble Nachreden ein. Man wirft ihm vor, Lelios verschwenderischen Lebenswandel zu unterstützen, und verdächtigt ihn, aus dem Haus Profit schlagen zu wollen. Philto nimmt das als unvermeidliches Opfer der Freundschaft in Kauf. Ihm ist es »genug, wenn ich bey mir überzeugt bin, daß man mir Unrecht thut« (3. Auftritt; LM II, 133).

Als aber selbst Staleno ihm die Freundschaft kündigen will, vertraut er ihm das Geheimnis um Anselmus‘ Schatz an, um sich zu rechtfertigen. Gemeinsam schmieden die Freunde den Plan, der Leander und Kamilla die Heirat ermöglichen soll, ohne dass Lelio Wind von dem Schatz bekommt (vgl. Staleno). Philto ist es »ärgerlich genug, daß ich in meinen alten Tagen noch solche Kniffe brauchen muß, und zwar des lüderlichen Lelios wegen!« (3. Auftritt; LM II, 140)

Er streckt die Mitgift von 6000 Talern selbst vor, er will es »lieber unterdessen von dem Meinigen nehmen, bis ich es dort sicher ausgraben kann« (ebd.). Die Möglichkeit, Kamilla das Geld direkt zu geben, verwirft er, weil er den üblen Nachreden, die über ihn in Umlauf sind, nicht noch mehr Nahrung geben will. Man würde nach seiner Überzeugung unfehlbar vermuten, er handele aus schlechtem Gewissen (3. Auftritt; LM II, 138). 

Der Plan kommt freilich nicht zur Ausführung, weil Anselmus unverhofft von seiner Reise zurückkehrt. Als er, schon beunruhigt durch die Begegnung mit Raps (11. Auftritt), von einem Gepäckträger erfährt, dass Philto seinem Sohn das Haus abgekauft hat (12. Auftritt), glaubt er sich von dem Freund schändlich verraten. Doch der treue Philto, der, von Raps benachrichtigt, sogleich zur Stelle ist, kann seine Verdächtigungen rasch ausräumen (13./15. Auftritt), so dass sich schließlich alles zum Guten wendet.

Anselmus (Anselmo)

Der rechtschaffene und gutmütige Vater von Lelio und Kamilla befindet sich seit mehreren Jahren auf Reisen. Er ist befreundet mit Philto, dessen Obhut er seine Kinder anvertraut hat; auch mit Staleno verbindet ihn eine alte Freundschaft (1. und 16. Auftritt). Vor der Abreise hatte er Philto anvertraut, dass er Geld in seinem Haus versteckt hat, und den Freund gebeten, für den Fall, dass er von seinen Reisen nicht zurückkehren sollte, Kamilla davon 6000 Taler als Aussteuer und den Rest Lelio als Erbe zu geben. Eindringlich hatte er ihm eingeschärft, unbedingtes Stillschweigen über den Schatz zu wahren, damit Lelio, dessen verschwenderischen Charakter er kennt, keine Möglichkeit hat, vor der Zeit an das Geld zu kommen.

Lelios Verschwendungssucht zwingt Philto, früher als vorgesehen auf den Schatz zurückzugreifen, um Kamillas Heirat mit Leander zu ermöglichen. In dem Moment, da er und Staleno ihren Plan, die Mitgift hinter Lelios Rücken zu beschaffen (vgl. Staleno), umsetzen wollen, kehrt Anselmus von seiner Reise wieder. Er trifft ausgerechnet auf den zum ›Geldboten‹ ausersehenen Raps, der seinen Auftrag gerade auszuführen im Begriff steht und, seine Rolle einübend, sich dem Fremden als Freund und Bote des Anselmus vorstellt, der Philto einen Brief und 6000 Taler überbringen soll. Als Anselmus sich ihm als eben dieser Anselmus vorstellt und ihm das Geld abfordert, hält Raps ihn für einen Betrüger und benachrichtigt Philto über den Vorfall (11. Auftritt; LM II, 163). Der verdutzte Anselmus ahnt nichts Gutes, kann sich aber keinen Reim auf die Sache machen (ebd).

Dann erfährt er durch einen Gepäckträger, dass Philto seinem Sohn das Haus abgekauft hat, und glaubt sich verloren und aufs schändlichste verraten (12. Auftritt).

Die Entwirrung und glückliche Auflösung folgt auf dem Fuße: Philto, der, von Raps benachrichtigt, sehen will, »wer hier das Herz hat, sich für den Anselmo auszugeben« (13. Auftritt; LM II, 164 f.), eilt herbei, erkennt mit Freuden den Freund und klärt ihn über alles auf (13./15. Auftritt). Staleno, wohl ebenfalls von Raps benachrichtigt, steuert zum glücklichen Ende die gute Nachricht bei, dass Leander eben derselbe junge Mann ist, dem Kamilla zur Frau zu geben Anselmus seinem Freund Pandolfo versprochen hatte (16. Auftritt). Und schließlich kommt auch Lelio hinzu und bittet seinen Vater auf Knien um Verzeihung, die ihm unter strengsten Auflagen gewährt wird (18. Auftritt). Nur Leander, der glückliche Bräutigam, fehlt auf dem Schlusstableau. Ebenso Kamilla: Sie ist in dem Stück nur als Name gegenwärtig.

Anselmus erscheint in der Liste der Dramatis personae als »Anselmus«, im Text selbst dagegen nur in den ersten drei Auftritten. Danach steht durchgehend »Anselmo«.

Lelio

Sohn des Anselmus und Bruder der Kamilla. In der ganzen Stadt nennt man den leichtsinnigen jungen Mann den »lüderlichen Lelio« (1. Auftritt; LM II, 130), da er sein Geld für ein ausschweifendes Leben durchbringt. Zu seinen Ausgaben zählen Geschenke für Frauen, »Austern und italiänische Weine« (4. Auftritt; LM II, 142), Kleidung und das Spiel. Aus Geldnot und um sich vom Gefängnis freizukaufen, verkauft er das väterliche Haus an Philto, dessen Obhut er anvertraut ist. Seine Tage verbringt er mit Maskarill, seinem Bediensteten, obwohl er weiß, dass Maskarill ein Betrüger und Lügner ist, der ihn bestiehlt.

Als er erfährt, dass Kamilla nicht heiraten kann, weil er das väterliche Vermögen verschwendet hat, plagen ihn Gewissensbisse. Um der Schwester die Heirat mit Leander doch noch zu ermöglichen, bietet er ein Vorwerk zum Verkauf an – das einzige, was er noch besitzt (6. Auftritt). Von dem im Haus versteckten Schatz weiß er nichts. Nachdem er erfahren hat, dass sein Vater zurückgekehrt ist, wirft er sich ihm zu Füssen und bittet ihn um Vergebung, die ihm unter strenger Auflage gewährt wird: »die kleinste Ausschweifung, die du wieder begehst, soll die gewisse Strafe für alle andre nach sich ziehen« (18. Auftritt; LM II, 169 f.).

Maskarill

Der Bedienstete des Lelio wird als Dieb, Betrüger und Lügner eingeführt. Lelio weiß um Maskarills schlechten Charakter, behält ihn aber auch dann noch in seinen Diensten, als dieser ihn zu bestehlen versucht. Der vorlaute Diener scheint stets zu sagen, was er denkt, denkt aber tatsächlich stets an den eigenen Vorteil. Als er erfährt, dass Kamilla und Leander nicht heiraten können, weil Lelio Kamillas Aussteuer verschwendet hat, macht er nicht Lelio, sondern Philto Vorwürfe und beschimpft ihn als Geizhals (4. Auftritt; LM II, 143). Dem zurückgekehrten Anselmus gaukelt er vor, Lelio sei ein großer Kaufmann geworden. Anselmus erkennt den üblen Charakter Maskarills und rät Lelio, ihn zu entlassen.

Raps

Raps ist der Mann, der Stalenos und Philtos Plan umsetzen soll: Er soll sich als ein Freund und Bote des Anselmus ausgeben und Philto die (von diesem selbst vorgestreckte) Aussteuer von 6000 Talern sowie einen fingierten Brief des Anselmus überbringen, in dem dieser den Freund bittet, seine Tochter möglichst bald zu verheiraten (3. Auftritt; LM II, 140). Lelio aber soll er einen ebenfalls fingierten Brief bringen, in dem ihn der Vater zu umsichtiger, sparsamer Wirtschaftsweise ermahnt (ebd.).

Zufällig trifft er den unverhofft zurückgekehrten Anselmus (den er nicht kennt) vor dessen Haus und fragt ihn nach dem Weg zu Lelios und Philtos Haus. Anselmus, neugierig geworden, verstrickt ihn in ein Gespräch, das Raps als Gelegenheit nimmt, seine »Rolle zu probiren« (11. Auftritt; LM II, 157). Er stellt sich ihm als Freund und Bote des Anselmus vor und plaudert auch seinen Auftrag aus. Als Anselmus sich ihm als eben jener Anselmus vorstellt, dessen Freund zu sein er vorgibt, und das Geld von ihm fordert, hält Raps ihn für einen Betrüger: »Sobald er hört, daß ich Geld bey mir habe: husch! ist er Anselmo. Aber, mein guter Vater, so geschwind Sie Sich anselmisirt haben, so geschwind werden Sie Sich auch wieder entanselmisiren müssen« (11. Auftritt, LM II, 162). Er kündigt ihm an, ihm jemanden schicken zu wollen, »der dich besser kennen soll« (ebd.; LM II, 163), und benachrichtigt Philto.

Träger, Ein

Nach der Begegnung mit Raps bittet Anselmus einen vorübergehenden Mann, ihm seinen Koffer »zu dem Kaufmann Lelio« zu tragen. Der Mann eröffnet Anselmus, dass er keinen »Kaufmann Lelio«, sondern nur einen »lüderlichen Lelio« kenne, der all sein Geld verschwendet habe. Außerdem erfährt Anselmus von ihm, dass sein Haus an Philto verkauft wurde, damit Lelio seine Verschwendungssucht finanzieren könne. Als der von Raps benachrichtigte Philto des Weges kommt, läuft der Träger, auf sein Trinkgeld verzichtend, davon (12. Auftritt; LM II, 163 f.).