Miss Sara Sampson (1755)

Verfasserin: Karolina Kubista

Sampson, Sir William

Der »zärtliche Vater« (III, 3; LM II, 302) liebt seine Tochter Sara, die mit Mellefont durchgebrannt ist, weil er der Verbindung beider nicht zustimmen wollte. Nun plagen ihn Schuldgefühle, auch deshalb, weil er es war, der Sara mit Mellefont bekannt gemacht hat (III, 1; LM II, 299). Von Marwood über den Aufenthaltsort des flüchtigen Paars instruiert (II, 4; LM II, 291), reist er der Tochter mit seinem alten Diener Waitwell nach, um ihr zu vergeben und sie samt Liebhaber nach Hause zu holen.

Sir William ist ein empfindsamer Mann und vergießt viele Tränen um seine Tochter. Dabei handelt es sich freilich nicht nur um Tränen der Liebe, sondern auch der Selbstliebe. Denn er fühlt sich ohne sie einsam, »kann sie nicht länger entbehren« und will die »Stütze meines Alters« nicht verlieren (I, 1; LM II, 268). Deshalb knüpft er seine Vergebungsbereitschaft an eine Bedingung: Er möchte zuvor Gewissheit haben, dass Sara ihn noch liebt. Das ist ihm, wie er sich selbst und Waitwell eingesteht, erheblich wichtiger als die Tugendfrage: »Ich würde doch lieber von einer lasterhaften Tochter, als von keiner, geliebt seyn wollen« (ebd.).

Das ist der Grund, warum er, obwohl er in demselben Gasthof Quartier nimmt, ja sogar Wand an Wand mit seiner Tochter wohnt (I, 2; LM II, 269), zunächst seinen Diener mit einem Brief zu ihr schickt und ihm aufträgt, »auf alle ihre Mienen« achtzugeben und sich »ja keinen Zug entgehen« zu lassen, »der etwa eine Gleichgültigkeit gegen mich, eine Verschmähung ihres Vaters, anzeigen könnte«, denn für diesen Fall ist er entschlossen, »sie ihrem Schicksale zu überlassen« (III, 1; LM II, 299 f.). Die dadurch und durch seinen Wunsch nach einer ebenfalls schriftlichen Antwort der Tochter (III, 3; LM II, 308) entstehende Verzögerung des Wiedersehens schafft die nötige Zeit für Marwoods Aktionen, befördert mithin das katastrophale Ende: Als Sir William seine Tochter endlich in die Arme schließt (V, 9), hat sie Marwoods Gift schon in sich.

Nun erst erkennt Sir William seinen Fehler: »Soll ein Vater so eigennützig handeln? Sollen wir nur die lieben, die uns lieben? Tadle mich, liebste Sara, tadle mich; ich sahe mehr auf meine Freude an dir, als auf dich selbst« (V, 9; LM II, 347).

Nach Saras Tod und Mellefonts Selbstmord beschließt Sampson, beiden ein gemeinsames Grab zu geben und sich Mellefonts und Marwoods Tochter Arabella anzunehmen: »Sie sey, wer sie sey: sie ist ein Vermächtniß meiner Tochter« (V, 11; LM II, 353). 

Der Name Sampson ist vermutlich nach der Figur des »Sampson Legend« aus William Congreves Komödie »Love for Love« (1695) gewählt. In der zweiten Fassung von 1772 ändert Lessing, dem englischen Sprachgebrauch folgend, den Namen »Sir Sampson« in »Sir William«. – Alle Personennamen der »Sara Sampson« entlehnt Lessing aus englischen Dramen und Romanen, ohne die damit verbundenen Charaktere zu übernehmen. Vgl. dazu G. E. Lessing: Werke und Briefe in 12 Bänden, hg. von Wilfried Barner zusammen mit Klaus Bohnen u. a. Frankfurt/M. 1985 ff., hier Bd. 3: »Werke 1754-1757«, hg. von Conrad Wiedemann unter Mitwirkung von Wilfried Barner und Jürgen Stenzel (2003), S. 1261.

Sampson, Sara

Die tugendhafte Tochter Sir William Sampsons ist mit ihrem Geliebten Mellefont durchgebrannt, weil ihr Vater der Verbindung seine Zustimmung verweigert hatte. Seit neun Wochen lebt sie mit Mellefont in einem »elenden Wirthshause« (I, 1; LM II, 267) und wartet sehnlich darauf, dass er sie heiratet. Ihr Heiratswunsch hat weniger gesellschaftliche als vielmehr religiöse Gründe. Von dem göttlichen Segen erhofft sie sich eine Beruhigung ihres Gewissens (I, 7; LM II, 276): »ein einziger Segen, der von einem Friedensbothen im Namen der ewigen Güte auf uns gelegt wird, kann meine zerrüttete Phantasie wieder heilen« (I, 7; LM II, 274).

Ob das zur Heilung genügen würde, möchte man bezweifeln, denn der fehlende Segen des geliebten Vaters plagt Sara nicht minder. Tag und Nacht wird sie von Schuldgefühlen überwältigt, die sie offen bis zur Redseligkeit artikuliert und mit denen sie sogar ihren Geliebten ansteckt, so dass der seinerseits kaum noch Schlaf findet (I, 3; LM II, 270).

Nachts verfolgen sie Alpträume, darunter einer, der sich am Ende als ›Wahrtraum‹ enthüllt: Darin wird sie von einer ›ihr ähnlichen Person‹ vor dem Sturz in einen Abgrund bewahrt, gleich darauf aber von dieser selben Person erdolcht, die sie anherrscht, sie habe sie nur gerettet, um sie zu verderben (I, 7; LM II, 274 f.). Später wird Sara diese Person in Mellefonts früherer Geliebten Marwood wiedererkennen, allerdings nur die Mörderin, nicht auch die Retterin (die wider Willen die Versöhnung mit dem Vater möglich machte). Und gegen ihre traumhafte Einsicht in ihre ›Ähnlichkeit‹ mit der Rivalin wird sie sich so hochmütig verwahren, dass sie damit deren maßlose Rache auf sich zieht (IV, 8).

Was es mit ihren exzentrischen, selbstzerstörerischen Schuldgefühlen auf sich hat, wird deutlich, als Waitwell ihr einen Brief ihres Vaters bringt, in dem dieser ihr seine Verzeihung und seine Bereitschaft ankündigt, Mellefont als Sohn anzuerkennen (III, 3). Sie ziert sich lange, den »grausamen Brief« anzunehmen, maßt sich an, die moralische Legitimität der väterlichen Vergebung zu beurteilen, kommt zu dem Schluss, dass sie sie ablehnen muss, um den Vater vor einem Verstoß gegen die Forderungen der Tugend zu bewahren, legt mithin einen rigiden Tugendstolz an den Tag, der ihre Unfähigkeit erklärt, mit ihrer eigenen Fehlbarkeit umzugehen.

Es ist der alte Waitwell, der sie mit einfachen Worten aus ihren exzentrischen Raisonnements auf den Boden der Wirklichkeit zurückholt. Er macht sie auf die fruchtlose Egozentrik ihrer Selbstanklagen aufmerksam, die keinen Gedanken auf eine Wiedergutmachung der unentwegt thematisierten Schuld verschwenden (III, 3; LM II, 306), er spricht wie von ungefähr von »Leuten, die nichts ungerner, als Vergebung annehmen, und zwar, weil sie keine zu erzeigen gelernt haben«, und er macht ihr schließlich klar, dass man es auch im Guten übertreiben könne (III, 3; LM II, 307). Erst danach ist Sara bereit, den Brief zu Ende zu lesen und dem Vater zu antworten.

Hat sie von Waitwell gelernt, Vergebung anzunehmen, so doch nicht, Vergebung zu üben: Gegen ihre Rivalin, der sie wenig später begegnet, kennt sie keine Nachsicht. Auch nachdem sie ihre Geschichte kennengelernt hat (IV, 8; LM II, 330-333), verweigert sie ihr jedes Mitgefühl, verkennt auch die ›Ähnlichkeit‹, die sie in ihrem Traum gesehen hatte (s.o.), verbittet sich vielmehr, mit einer »verhärteten Buhlerin« (IV, 8; LM II, 335) auf eine Stufe gestellt zu werden (IV, 8; LM II, 336), und zieht mit dieser hochmütigen Geste die tödliche Rache der Marwood auf sich: Marwood vergiftet sie (IV, 9).

Erst als sie im Sterben liegt, wird sie der Vergebung fähig, zerreißt Marwoods Mordgeständnis und sagt, zu Mellefont gewandt: »Marwood wird ihrem Schicksale nicht entgehen; aber weder Sie, noch mein Vater sollen ihre Ankläger werden. Ich sterbe und vergeb‘ es der Hand, durch die mich Gott heimsucht« (V, 10; LM II, 349). Sterbend bittet sie ihren Vater, Mellefont als Sohn und Arabella als Tochter anzunehmen, und gedenkt zuletzt auch noch ihres armen Mädchens Betty, das ihr nichtsahnend das Gift der Marwood eingeflößt hat (V, 10; LM II, 349 f.).

Dass sie ihren Tod nicht als Bestrafung ihrer Fehler, sondern als Gnade deutet, lässt schließlich erkennen, dass sie sich auch mit ihrer eigenen Fehlbarkeit versöhnt hat: »Die bewährte Tugend muß Gott der Welt lange zum Beyspiele lassen, und nur die schwache Tugend, die allzu vielen Prüfungen vielleicht unterliegen würde, hebt er plötzlich aus den gefährlichen Schranken« (V, 10; LM II, 350).

Den Namen »Sara«, in der englischen Literatur des 18. Jahrhunderts häufiger gebraucht, könnte Lessing aus Richardsons Roman »Pamela« (1740) oder William Congreves Komödie »The Mourning Bride« (1697) entlehnt haben. Vgl. G. E. Lessing: Werke und Briefe in 12 Bänden, Bd. 3: »Werke 1754-1757«, hg. von Conrad Wiedemann unter Mitwirkung von Wilfried Barner und Jürgen Stenzel, Frankfurt a. M. 2003, S. 1262. – Zu den Namen in »Miss Sara Sampson« vgl. den Hinweis bei Sir William Sampson.

Mellefont

Der flatterhafte Liebhaber hat Sara aus dem Haus ihres Vaters entführt und wohnt seit neun Wochen mit ihr in einem »elenden Wirthshause« (I, 1; LM II. 267). Die versprochene Eheschließung zögert er zu ihrem Kummer immer erneut hinaus mit dem Argument, er müsse die Regelung einer Erbangelegenheit abwarten (I, 7; LM II, 276 f.). Mit demselben Argument hatte er auch schon seiner alten Geliebten Marwood, mit der er eine Tochter, Arabella, hat, mehr als zehn Jahre lang die Ehe verweigert (IV 8; LM II, 331 f.). Er hat »einen gewissen Punkt, über welchen er sich nicht bringen läßt, und sobald er diesen scharf in das Gesicht bekömmt, springt er ab« (IV, 8; LM II, 333): Er scheut die Ehe. »Sara Sampson, meine Geliebte! Wieviel Seligkeiten liegen in diesen Worten! Sara Sampson, meine Ehegattinn! – Die Hälfte dieser Seligkeiten ist verschwunden! und die andre Hälfte – wird verschwinden. – Ich Ungeheuer!« (IV, 2; LM II, 318).

Mellefont hat sein Vermögen in »der nichtswürdigen Gesellschaft von Spielern und Landstreichern« durchgebracht, wie sein Diener Norton die aristokratischen Libertins nennt, mit denen er sich augenscheinlich umgeben hat (I, 3; LM II, 271). Dies und sein »strafbarer Umgang mit allen Arten von Weibsbildern, besonders der bösen Marwood« (ebd.) hat zudem seinen Ruf ruiniert, wie Saras Vater erst spät bemerkte (III, 1; LM II, 299).

Der Umgang mit der tugendhaften Sara macht Mellefont für die Tugend ebenso empfänglich wie sein früherer Umgang für das Laster: Er plagt sich mit Schuldgefühlen, klagt sich selbst an, nennt sich einen »Nichtswürdigen« und Saras Entführung ein »Verbrechen«, gegen das sein bisheriger Lebenswandel Tugend zu nennen sei (I, 3; LM II, 270 f.). Er ist aber zu schwach, seine neuen Einsichten umzusetzen. Das zerreißt ihn, und er wird sich selbst zum »Räthsel«: »Wofür soll ich mich halten? Für einen Thoren? oder für einen Bösewicht? – oder für beides?« (IV, II; LM II, 318).

Als er durch Marwoods Brief erfährt, dass Sara sterben wird, richtet er sich, von Schuldgefühlen durchdrungen, selbst, obwohl Sara und Sir William ihm verzeihen: »Es stehet bey mir nicht, das Geschehene ungeschehen zu machen; aber mich wegen des Geschehenen zu strafen – das steht bey mir!« Sterbend bittet er Sir William, sich seiner Tochter anzunehmen, und stirbt mit den Worten: »Gnade! o Schöpfer, Gnade!« (V, 10; LM II, 351) 

Der sprechende Name der Figur (engl. »fond [of] mel«: ›Honigfreund‹, was wohl auf die von Blüte zu Blüte fliegende Honigbiene anspielen soll) wurde schon von William Congreve in seinem Stück »The Double Dealer« (1693) verwendet. Zu den Personennamen in »Miss Sara Sampson« vgl. den Hinweis bei Sir William Sampson.

Marwood (Lady Solmes)

Frühere Geliebte des Mellefont. Um Saras willen hat Mellefont das »länger als zehn Jahr« (IV, 8; LM II, 333) bestehende Verhältnis gelöst und die gemeinsame Tochter Arabella der Obhut ihrer Mutter entzogen (II,1; LM II, 282). Marwood, die mit der Flatterhaftigkeit ihres Liebhabers ausgiebige Erfahrungen hat (IV, 8; LM II, 333), nimmt auch dieses Mal den Kampf auf: Sie setzt den Vater ihrer Konkurrentin, Sir William, über den Aufenthaltsort seiner Tochter in Kenntnis (II, 4; LM II, 291) in der – wie sich später zeigt, irrigen – Annahme, er werde Sara von Mellefont trennen. Sie holt sich ihre Tochter zurück und reist mit ihr und ihrer Bedienten Hannah dem flüchtigen Liebespaar nach, um Mellefont nach allen Regeln der Kunst unter Druck zu setzen.

Obwohl reizbar und leidenschaftlich, setzt sie ihre Affekte zunächst mit kühler Berechnung ein, um ihr Ziel zu erreichen (II, 1-6). Als das alles nicht verfängt und Mellefont sie zudem aufs Übelste demütigt, gerät sie in »Raserey«, kündigt ihm an, Arabella qualvoll töten zu wollen (»Sieh in mir eine neue Medea!« II, 7; LM II, 295), geht mit einem Dolch auf den Geliebten los und möchte schließlich sich selber töten (II, 7). Damit verliert sie kostbares Terrain und greift zu einer letzten List: Sie erklärt sich zum Schein mit der Trennung einverstanden unter der Bedingung, dass sie ihre Rivalin »wenigstens einmal sehen« darf (II, 7; LM II, 297). Mellefont gibt ihrem Wunsch statt und führt sie als seine Verwandte Lady Solmes bei Sara ein.

Nachdem es ihr gelungen ist, Mellefont von dieser Begegnung fortzulocken (IV, 7; V, 2; V, 3) und allein mit Sara zu sprechen, wird deutlich, was sie mit diesem Zusammentreffen bezweckt: Sie will Sara über Mellefonts treulosen Charakter aufklären, um sie zur Aufgabe der Verbindung zu bewegen. Sie erzählt ihr, immer in der Maske der Lady Solmes, ihre eigene Geschichte, die in der Tat geeignet ist, Mellefonts Charakterschwächen zu enthüllen, denn es zeigt sich, dass er Marwood seit mehr als zehn Jahren mit derselben Erbschaftsgeschichte hingehalten hat, mit der er auch Sara die Heirat verweigert (IV, 8; LM II, 331 f.; vgl. I, 7; LM II, 277). Außerdem lässt sie Sara wissen, dass Mellefont mit Marwood eine Tochter hat, richtig vermutend, dass Mellefont ihr das verschwiegen hat (ebd.; LM II, 332 f.).

Es gelingt ihr, die Rivalin zutiefst zu verunsichern, sie muss aber feststellen, dass Sara Mellefont gleichwohl nicht aufgeben will, vielmehr von ihr einen Rat erbittet, wie sie den flatterhaften Liebhaber in den Ehehafen bringen kann (IV, 8; LM II, 333). Marwood verliert für einen Moment die Kontrolle über ihre Gefühle und fordert Sara unwirsch auf, »ihre Ansprüche auf einen Mann aufzugeben, auf den Marwood die ersten und stärksten hat« (ebd.; LM II, 334).

Damit erreicht sie das genaue Gegenteil: Sara stellt sich ganz auf Mellefonts Seite, lässt jedes Mitgefühl für die betrogene Rivalin vermissen und erkennt auch die ›Ähnlichkeit‹ zwischen ihrer und Marwoods Geschichte nicht, die sie in der Nacht zuvor in ihrem Traum gesehen hatte (vgl. I, 7; LM II, 275). Vielmehr verbittet sie sich hochmütig, mit Marwood »in einen Rang« gesetzt zu werden. Dies und die selbstgefällige Feststellung, die Verzeihung des Vaters (die sie tatsächlich Marwood zu verdanken hat) sei ein Zeichen, dass ihr »der Himmel selbst« verziehen habe, bringt die Marwood zur Weißglut (ebd.; LM II, 334-337). Sie gibt sich Sara zu erkennen.

Wenig später vertauscht sie das Gift, das sie ursprünglich für sich selbst vorgesehen hatte (IV, 9; LM II, 337), mit dem »Kordialpulver«, das Betty für die ohnmächtige Sara bereitgelegt hat. Sie flieht, ihre Tochter Arabella als Geisel nehmend, nach Dover und hinterlässt Mellefont ein Schreiben, in dem sie ihre Tat bekennt: »Rache und Wut haben mich zu einer Mörderinn gemacht«(V, 10; LM II, 349).

Der sprechende Name der Figur (engl. »to mar« und »would«: ›Die gern schaden würde‹) wurde schon von William Congreve in seinem Stück »The Way of the World« (1700) verwendet. – Zu den Namen in »Miss Sara Sampson« vgl. den Hinweis bei Sir William Sampson.

Arabella (Bella)

Die uneheliche Tochter Marwoods und Mellefonts. Mellefont hat sie der Aufsicht ihrer Mutter entzogen und der Erziehung einer Dame anvertraut, die Anweisung hat, sie nicht an Marwood herauszugeben (II, 1; LM II, 282). Dennoch ist es Marwood durch eine List gelungen, das Kind mit sich zu nehmen, um es nun als Druckmittel gegen ihren abtrünnigen Geliebten einzusetzen (II, 4; II, 7).Nachdem Marwood Sara vergiftet hat, flieht sie und nimmt Arabella zu ihrem Schutz als Geisel mit. Sie hinterlässt ein Schreiben, in dem sie ankündigt, die Tochter »unverletzt« zurücklassen zu wollen, sobald sie selbst in Sicherheit ist (V, 10; LM II, 349).

Den Namen Arabella verwendet schon Samuel Richardson in seinem Roman »Clarissa« (1747). – Zu den Namen in »Miss Sara Sampson« vgl. den Hinweis bei Sir William Sampson.

Waitwell

Der alte und treue Diener Sir Williams fühlt mit seinem Herrn und tut alles, um ihm bei der Versöhnung mit seiner Tochter behilflich zu sein. An Saras Schicksal nimmt er ebenfalls herzlichen Anteil, erkennt aber auch die Überspitztheit ihres Tugendbegriffs und bringt sie dazu, die Vergebung des Vaters anzunehmen (III, 3). Sir William sieht in ihm nicht nur einen Diener, sondern auch einen Freund und will schließlich »allen Unterschied zwischen uns aufheben« (III, 7; LM II, 315). Sara äußert über ihn: »Du bist ein rechtschaffner Mann. Es sind wenig Diener die Freunde ihres Herren!« (III, 3) 

Der sprechende Name (engl. »to wait« und »well«: ›der gut Dienende‹) wurde schon von William Congreve in seinem Stück »The Way of the World« (1700) verwendet. – Zu den Namen in »Miss Sara Sampson« vgl. den Hinweis bei Sir William Sampson.

Norton

Der verständige Diener des Mellefont schenkt seinem Herrn reinen Wein ein, als dieser ihm in einer seiner selbstanklägerischen Stimmungen vorwirft, einem »Elenden« zu dienen, »den die Erde nicht tragen sollte« (I, 3; LM II, 270). Er hat Mitleid mit Sara und drängt Mellefont, die Eheschließung endlich zu vollziehen (I, 5; LM II, 272). Trotz seiner Offenheit wahrt er seinen Status als Diener und versieht treu seine Pflichten. 

Der Name »Norton« ist wohl aus Richardsons Roman »Clarissa« (1747) entlehnt. – Zu den Namen in »Miss Sara Sampson« vgl. den Hinweis bei Sir William Sampson.

Betty

Das Mädchen ist »seit kurzen neun Wochen«, seit Saras Flucht aus dem väterlichen Haus deren Bedienstete (III, 6; LM II, 313). Sie hat ein »gutes Herz« und fühlt mit Sara, die sie ins Vertrauen zieht (ebd.). Nichtsahnend flößt sie ihrer ohnmächtigen Herrin das Gift ein, das Marwood zuvor gegen ein »Kordialpulver« vertauscht hatte (V, 10; LM II, 349). Als es Sara zunehmend schlechter geht, ahnt sie mit Entsetzen, was geschehen ist (V, 6; V, 7). Die sterbende Sara verfügt, dass niemand ihr Vorwürfe machen soll: »Das arme Mädchen! Daß ihr ja niemand eine Unvorsichtigkeit vorwerfe, die durch ihr Herz ohne Falsch, und also auch ohne Argwohn der Falschheit, entschuldiget wird« (V, 10; LM II, S. 350).

Der Name »Betty« ist wohl aus Richardsons Roman »Clarissa« (1747) entlehnt. – Zu den Namen in »Miss Sara Sampson« vgl. den Hinweis bei Sir William Sampson.

Hannah

Mädchen der Marwood. Sie redet ihrer Herrin nach dem Mund und ist ihr bei ihren Intrigen ohne besondere innere Anteilnahme behilflich. 

Der Name »Hannah« ist wohl aus Richardsons Roman »Clarissa« (1747) entlehnt. – Zu den Namen in »Miss Sara Sampson« vgl. den Hinweis bei Sir William Sampson.

Gastwirt

Der neugierige und geschwätzige Gastwirt empfängt Sir William und Waitwell in seinem Gasthof, in dem Sara und Mellefont Zuflucht gesucht haben. Er bringt sie direkt neben Saras Zimmer unter und sichert ihnen wunschgemäß zu, ihr Inkognito zu wahren (I, 2; LM II, 269).