Böhnhase (Tabak-Böhnhase, Böhnhaase)

Tabakwarenhändler in der Stadtstraße von Jerichow.

164 Vertreibt im Herbst 1932 die Zigarettenmarke »Trommler«, die Bilder von nationalsozialistischen Politikern als Beilage anbietet; die Sorte »Kollektive« nimmt er nicht ins Sortiment, bestellt aber Probelieferungen der bei Bauern und Landarbeitern beliebten »Roten Sorte«. Böhnhase »war D.N.V.P., der ließ sich von den Sozialdemokraten nichts sagen«.

723 In der Pogromnacht vom 9. auf den 10.11.1938 schaut Böhnhase wie alle anderen zu, wie die SA den Laden der Tannebaums zerstört. Als Oskar Tannebaum auf die Straße gestoßen wird, sagt er: »Nu geit de Reis los, sä de Mus, dor löp de Katt mit ehr tau Boen« [Nun geht die Reise los, sagte die Maus, als die Katze mit ihr auf den Dachboden lief].

909 Im Herbst 1942 wird Böhnhase »aus Jerichow abgeholt, weil er Rauchwaren gegen Naturalien verkauft hatte. Sieben Jahre Gefängnis.«

1219 Im Sommer 1945 hat Heinrich Cresspahl (als Bürgermeister von Jerichow) bei Böhnhase zwei Säcke gerösteten Kaffees beschlagnahmen lassen.

1355-1357 Im Herbst 1945 »trat Böhnhase auf als Gründer der lokalen L.D.P.D., Tabak-Böhnhase, ehemals D.N.V.P., sieben Jahre Gefängnis wegen Wirtschaftsvergehen im Jahr 1942, Rauchwaren gegen Räucherspeck, dennoch nicht anerkannt als O.d.F., Opfer des Faschismus, immerhin zur Stelle als Pfeiler des antifaschistischen Liberalismus, Sprechstunden während der Geschäftszeiten, die Rationierung des Tabaks kein Argument gegen die Partei, die Abschaffung der Raucherkarten eins für sie.« Er kommt damit Mining Köpcke und Bergie Quade zuvor, denen der Stadtkommandant von Jerichow, K.A. Pontij, die »Gründung / einer Ortsgruppe / einer Partei / des Liberalismus / (oder: der Liberalität) und / der Demokratie / Deutschlands« vorgeschlagen hatte. »Frau Köpcke wie Bergie gestanden sich ein, daß sie einen männlichen Appetit unterschätzt hatten, auch war Böhnhase zu lange weggewesen vom Trog; sie traten seiner Partei bei«.

Vgl. auch 215. 293. Anhang XI.