Ninib
Name des Ebers, der den schönen Jünglingsgott Tammuz-Adonis zerrissen hat (IV, 434). – Ninib ist aber zugleich auch Tammuz selbst. Das hängt, wie Joseph seinem kleinen Bruder Benjamin im Adonishain erklärt, mit dem »Geheimnis der Stellvertretung« zusammen, das »im Sternenstande von Mensch, Gott und Tier« beschlossen liegt, »und ist das Geheimnis des Austausches«, wie es schon an dem ›verwehrten‹ und gegen den Widder ausgetauschten Opfer Isaak offenbar geworden sei. Ebenso bringe »der Sohn sich dar durch das Tier« (IV, 449). – Deshalb, so Joseph, sei Ninib »nicht verflucht, denn es steht geschrieben: einen Gott soll man schlachten, und des Tieres Sinn ist der des Sohnes, der seine Stunde kennt, als wie im Feste, und kennt auch die, da er des Todes Wohnung umstürzen und hervorgehen wird aus der Höhle« (IV, 449 f.).
Band IV: 434, 449, 454 (vgl. auch 24, 71, 94, 194, 542, 642 und V, 941, 1542).
Nach Jeremias II (377) ist ›Ninib‹ eine frühere Lesart von Ninurtu (Ninurta), dem babylonischen Kriegs- und Jagdgott und ›Herrn des Südpunktes‹ (d.h. des Mittags und Sommers), dem der Tammuz-Monat geweiht ist. Deshalb wird er »in der Gestalt geschaut [...], die den mythischen Träger des Tod-Leben-Mysteriums [also Tammuz] im Kreislauf in der Sommersonnenwende verwundet und so sein Hinabsinken verursacht« (ebd., 189). Die Übertragung des Namens auf den Eber oder Keiler des Adonis-Mythos dürfte TM von Mereschkowskij (218) übernommen haben. Zur Identität des todbringenden Tiers mit dem getöteten Helden vgl. ebenfalls Mereschkowskij (ebd.) sowie Jeremias II (347, v.a. Anm. 1). – Zu dem Wort »einen Gott soll man schlachten« vgl. die Anmerkungen bei Isaak.