Tammuz (Dumuzi, Duzi, Damu, Adon-Tammuz, Tammuz-Adoni)
Tammuz, der Schäfer und schöne ›Jüngling-Gott‹ (IV, 32), ist ein ursprünglich wohl aus Sumer stammender und nahezu im gesamten Vorderen Orient, besonders in Mesopotamien, Phönizien und Kanaan verehrter Vegetationsgott. Sein Mythos ist in verschiedenen Varianten überliefert, deren Hauptakteure entsprechend unterschiedliche Namen tragen (Dumuzi/Inanna, Tammuz/Ischtar, Adonis bzw. Adonai/Astarte). Die griechische Entsprechung Adonis (Adonis/Aphrodite) geht vermutlich auf den syrisch-phönizischen Tammuz-Adonis-Mythos zurück. Die ägyptische Entsprechung ist Osiris (Osiris/Isis).
Tammuz-Mythos
Tammuz-Kult in Kanaan
Adonisgärtchen
Attribute und Eigenschaften des Tammuz
Joseph und Tammuz
Jaakob und Tammuz
Tammuz-Muster bei anderen Figuren
Tammuz-Mythos. Die im Roman präsentierte Variante des Tammuz-Mythos, wie Joseph sie seinem Bruder Benjamin im »Adonishain« erzählt (IV, 445-459), ist eine Mischung aus der sumerisch-babylonischen (Dumuzi), westsemitischen (Tammuz, Adonai, Adonis) und griechischen (Adonis) Überlieferung. Deshalb wird der ›schöne Herr‹ wechselweise Tammuz, Dumuzi, Adoni, Adonai und Adonis genannt (entsprechend erscheint Ischtar auch als Astaroth, Aschera, Astarte, Aschtarti, Aschrath, Aschirat oder Nana). Der ägyptische Osiris wird mit Tammuz nahezu gleichgesetzt. Tammuz ist der »Usiri des Ostens« (IV, 131). Für Joseph sind alle diese Varianten ein und derselbe Gott: »Er ist Tammuz, der Hirte, der da Adonis heißt, aber im Unterlande Usiri«, erklärt er seinem Bruder (IV, 457).
Nach Josephs Erzählung (IV, 454-459) ist Tammuz-Adonis der Sohn eines Königs der phönizischen Hafenstadt Gebal (Byblos) und seiner schönen jungen Tochter, in die ihn »Nana, die da heißt Astaroth« verliebt gemacht hatte. Als sie schwanger wurde »und der König sah, daß er seines Enkels Vater war«, wollte er sie töten, aber die Götter verwandelten sie in einen Baum. Nach zehn Monaten sprang der Baum auf, »und siehe, Adonai, der Knabe, ging daraus hervor« (455). Astaroth-Ischtar, »die das alles angerichtet«, verliebte sich sogleich in den schönen Knaben, und weil sie ihn niemandem gönnen wollte, versteckte sie ihn im »Unteren Reich«, dessen Herrin Ereschkigal nun aber ihrerseits den Reizen des Kind-Jünglings erlag und ihn nicht wieder herausgeben wollte (455).
Als Astaroth-Ischtar in die Unterwelt kam, um den Liebling zurückzufordern, ließ Ereschkigal sie durch den Pförtner »nach den Bräuchen« ihres Reiches behandeln: An jedem der sieben Tore der Unterwelt musste sie ihm ein Stück ihrer Kleidung und ihres Schmucks aushändigen, so dass sie zuletzt nackt vor Ereschkigal hintrat. Da nun gingen die beiden eifersüchtigen Göttinnen sogleich mit ›krummen Fingern‹ aufeinander los. Schließlich ließ Ereschkigal die Rivalin »einschließen mit sechzig Schlössern und schlug sie mit sechzig Krankheiten« (456).
Durch Ischtars Abwesenheit erstarb auf der Erde alle Fruchtbarkeit, die Pflanzen blühten nicht mehr und der »Mutterleib war verschlossen« bei Mensch und Tier. »Das Leben, von Lust verlassen, erstarrte in Traurigkeit« (456). Als das dem »Herrn der Götter« zu Ohren kam, »legte [er] sich ins Mittel zwischen den Herrinnen« und verfügte, »daß Adoni sollte ein Drittel des Jahres im Unteren Reich verbringen, ein Drittel auf Erden und ein Drittel, wo es ihm selbst beliebte. So führte Ischtar den Geliebten herauf« (456), und das Leben kehrte auf die Erde zurück.
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Tammuz-Kult in Kanaan. In der Zeit der Sommersonnenwende (IV, 448), im Monat Tammuz (IV, 344), wird das große Fest des Tammuz gefeiert, das Joseph (natürlich ohne Wissen seines Vaters, vgl. IV, 448) in Beth-Lachem, in Schekem (IV, 32) und im »Adonishain« bei Hebron (IV, 447-454) mehrfach als Beobachter miterlebt. Das Ritual des Festes weiß allerdings weder von einer Weisung des Göttervaters noch davon, dass Ischtar den schönen Knaben selbst in die Unterwelt gebracht hat, um ihn dort vor begehrlichen Blicken zu verstecken. Es beruht auf einer anderen Variante der Geschichte des »blühenden Jünglings« (IV, 71), die den irdischen Tod ins Spiel bringt.
Ihm zufolge stirbt Tammuz-Adonis, er wird von Ninib, dem Eber, zerrissen (IV, 24, 434, 449, 454), und Ischtar-Astaroth sucht laut klagend nach dem Geliebten. Schließlich findet sie den Zerrissenen und trägt ihn unter großem Jammer zu Grabe. Die Suche nach dem »vermißten Sohn« (IV, 32), das Auffinden des Getöteten, das Begräbnis und die Totenklage werden alljährlich im ersten Teil des Tammuz-Festes, dem »Fest der weinenden Frauen« (IV, 32, 447-449), wiederholt. Die Frauen wiederholen das Geschehen dabei aus Ischtars Sicht, genauer: Sie sind Ischtar, »jede von ihnen ist wie die Göttin, und jede klagt: ›Niemand liebte dich mehr als ich!‹« (449). Vier Tage wird der Leichnam des »schönen Herrn« (eine Holzfigur) aufgebahrt und beklagt (451), und nach dem Begräbnis am vierten Tag währt die Totenklage noch »zwei Tage lang und einen halben« (452).
Am Abend des dritten Tages aber, an dem das »Fest des Lampenbrennens« (IV, 32, 452), der zweite Teil des Tammuz-Festes, gefeiert wird, finden die Frauen das Grab leer. Ein »Mägdlein zarten Antlitzes« bringt die frohe Botschaft: »Tammuz lebt! Der Herr ist auferstanden! Umgestürzt hat Er die Wohnung des Todesschattens! Groß ist der Herr!« (452). »Dann beginnt der Jubel«, berichtet Joseph seinem Bruder, und das Tammuz-Fest findet seinen Höhepunkt und Abschluss in einem Freudenfest (454). – Das Lied, mit dem Aschers Tochter Serach dem Großvater Jaakob verkündet, dass Joseph noch lebt (vgl. V, 1706-1718), folgt diesem Muster.
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Adonisgärtchen. In den Monaten vor und nach dem großen Fest schmücken die Frauen den Kultort im Adonishain mit allerlei »Gärtlein«. Das sind mit Erde gefüllte und mit rasch keimender Saat besäte Schalen oder hölzerne Rahmen (IV, 446), so genannte ›Adonisgärtchen‹, die das Werden und Vergehen symbolisieren. Sie verweisen auf den vegetationsmythologischen Zusammenhang des Kults. Die Geschichte von Tammuz-Adonis ist mythische Erzählung des Kreislaufs von Aussaat, Wachsen und Vergehen. Nicht nur die Zeit des Vergehens in der sommerlichen Dürrezeit und im Winter, sondern auch die Zeit der Aussaat ist »Trauerzeit, Zeit der Bestattung des Korngottes, Usirs Bestattung ins Finstere und nur von ferne Hoffnungsvolle« (V, 1295). Die Unterwelt, in die Tammuz hinabfährt, ist die Erde, »der Schoß, in den man das Samenkorn bettete und aus dem es als nährendes Getreide emporsproßte, das Land des Schwarzmondes, des Winters und verkohlten Sommers« (IV, 95 f.).
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Attribute und Eigenschaften des Tammuz. Tammuz ist »jung und schön« (IV, 448), weshalb nicht nur Ischtar und Ereschkigal sich in ihn vernarrten: »mehr als ein Gott führte ihn hinweg und gönnte ihn niemandem« (IV, 457). Er ist ein Schäfer (IV, 24 u.ö.) und wird darum »Herr des Schafstalls« genannt (IV, 434, 451). Als »Usiri des Ostens« (IV, 131) ist er auch Herr des »unterirdischen Schafstall[s]«, des Totenreichs (V, 1295, 1301, 1626, 1761). Und wie »Usir, der Dulder« (IV, 434) ist auch Tammuz »der Dulder und das Opfer. Er steigt in den Abgrund, um daraus hervorzugehen und verherrlicht zu werden« (IV 449).
Als Dumuzi, wie »die Leute von Sinear den Tammuz nannten« (IV, 120), ist er der »wahrhafte Sohn«, »Damu«, das »Kindlein«. In den Hymnen des Tammuz-Festes, die Joseph zitiert, ist er Ischtars Kind und Gatte zugleich (IV, 450 f.), an anderen Stellen ist von ihm als »dem Bruder, Sohne und Gatten« der Ischtar die Rede (V, 1128 u.ö.).
Als »Kindlein« und »geliebte[r] Sohn« wird er in den Klageliedern des Festes einem »Schößling« verglichen, »den man in seiner Wasserrinne nicht gepflanzt hat«, mit einem »Reis, dessen Wurzeln ausgerissen sind«, und mit einem »Grünkraut, das im Garten kein Wasser getrunken« (IV, 450).
So wie Ischtar als Venus, als Abend- und Morgenstern, männlich und weiblich zugleich ist, »am Abend ein Weib und am Morgen ein Mann«, ist auch das Geschlecht des Tammuz nicht zweifelsfrei nur eines, denn »bei Göttern und Halbgöttern liegt es so eindeutig nicht«, gibt Joseph seinem Brüderchen Bescheid. »Vielleicht war Tammuz eine Jungfrau und ist ein Jüngling nur kraft des Todes« (IV, 457).
Das Motiv der Zwiegeschlechtlichkeit kehrt wieder in der Sternmetaphorik des mythischen Wechsels von Untergang und Wiederauferstehung: Auch Tammuz ist Venus, sinkt als (weiblicher) Abendstern in die Nacht des Todes, um als (männlicher) Morgenstern wieder aufzugehen: »In den Brunnen des Abgrunds hinab sank Attar-Tammuz als Abendstern; aber als Morgenstern, das war gewiß, würde er wieder daraus erstehen« (V, 1295).
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Joseph und Tammuz. Die Geschichten von Tammuz, Adonis und Osiris sind das ›mythische Schema‹, das der Roman der Geschichte Josephs unterlegt. Das Muster von Tod und Auferstehung ist die auffälligste Parallele: Wie Tammuz im Ritual des Tammuz-Festes stirbt und am dritten Tage wieder aufersteht, so fährt auch Joseph (zweimal) in die »Grube« (IV, 560 u.ö.), um am dritten Tage (IV, 575) bzw. im dritten Jahr (IV, 823) wieder daraus hervorzugehen. Die Lüge der Brüder, ein wildes Tier habe ihn zerrissen, gewinnt auf diesem Wege mythische Wahrheit. Joseph selbst ist seines mythischen ›Musters‹ stets inne (vgl. z.B. IV, 583-585; V, 1295 f.).
Josephs Geburt fällt in den Monat Tammuz (IV, 344), die Zeit der sommerlichen Dürre, in der Tammuz stirbt, und die Zeit des Tammuz-Festes, das seine Wiederauferstehung feiert. Eigentlich auf den späten Juni und Juli anzusetzen, wird der Tammuz-Monat, astrologischen Berechnungen folgend (s.u.), hier in das Sternzeichen der Zwillinge gelegt (IV, 108 f., 344), das nicht zufällig auch das seines Autors ist, mit dem Joseph auch den Aszendenten Jungfrau gemeinsam hat (IV, 349 u.ö.; vgl. dazu Fischer, 329-332).
Josephs Selbstverständnis als ›geweihter Jüngling‹, als bräutlich ›Aufgesparter‹ und verwehrtes »Ganzopfer«, das sich u.a. in seinem Alleinanspruch auf den Myrtenschmuck spiegelt, ist nicht nur wiederholende Nachahmung eines mythischen Musters seines eigenen Stammes, des verwehrten Opfers Isaak (vgl. IV, 104-107; V, 923), sondern verbindet sich für ihn auch stark mit der Figur des schönen ›Jüngling-Gottes‹ und später mit Osiris (weshalb er sich in Ägypten Osarsiph nennt).
Auf diese Parallelisierung mit Tammuz-Adonis-Osiris verweist insbesondere seine Identität als mythisches Doppelgeschlecht, als ›aufgesparte‹ Braut und ›geweihter Jüngling‹ in einem. Deren persönlicher Bezugspunkt ist Jaakobs übermäßige Liebe zu Rahel. Joseph sieht sich als dem Vater in Jünglingsgestalt wiedererstattete Rahel: »Jaakob aber meint Rahel, wenn er auf mich blickt, wie die Leute des Landes die Nana meinen, wenn sie den Tammuz Herrin heißen« (IV, 458; vgl. auch V, 924). Seine Neigung, Ischtar und Tammuz ineins zu setzen, und seine Vermutung, dass Tammuz ursprünglich eine Jungfrau war »und ist ein Jüngling nur kraft des Todes« (IV, 457), ist mythische Selbstspiegelung. »Also hatte der Tod aus der Geliebten den Sohn gemacht, in dem sie lebte und der ein Jüngling war nur kraft des Todes«, gibt er später Potiphar zu verstehen (V, 924; vgl. auch V, 1128).
Der jungfräuliche Jüngling hält sich in Erwartung seines göttlichen Bräutigams »rein« (IV, 458; V, 1137) wie eine der Ischtar heiligen »Bräute Gottes«, der ›enitu‹ (IV, 50 f.), und erhebt Anspruch auf den Brautschleier der Mutter, die (mit Ischtar- und Tammuzmotiven bestickte) Ketônet passîm, (IV, 500). Er begründet diesen Anspruch gegenüber Ruben mit der schon im Adonishain geäußerten Überzeugung: »Ich und die Mutter sind eins« (ebd.). Der Satz lässt den ›Herdenturm‹ Ruben wanken (ebd.).
Jaakob und der Erzähler nennen Joseph »Dumuzi, ›Wahrhafter Sohn‹« (IV, 120 u.ö.) und »Dumuzi-Absu, des Abgrundes rechter Sohn« (IV, 348). Dabei verwenden sie das sumerische Wort Absu (Apsû, Abzu: Tiefe, Wassertiefe, Urmeer) im vegetationsmythologischen Doppelsinn für den Erden- und den Mutterschoß, der damit zugleich ›Unterwelt‹ konnotiert (s.o.; vgl. auch IV, 445, V, 1295).
Das »Tammuz-Attribut der Schönheit« bleibt Joseph »in angemessener Wandlung treu [...] dank dem doppelten Segen nämlich, für dessen Kind er immer gegolten« (V, 1770).
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Jaakob und Tammuz. Jaakob hält zwar die kanaanäischen Fruchtbarkeitskulte für »Baalsunflat und Sakralhurerei« (IV, 417), »wo man den Fruchtbarkeitsgötzen vor- und nachhurte in festlicher Vermischungswut« (V, 1140 f.). Aber bei dem in Sichem verehrten Tammuz-Adoni macht er eine Ausnahme, hatte doch schon Urvater Abraham mit dem Priesterkönig von Sichem, Malkisedek, Gespräche über eine starke »Wesensgleichheit« zwischen seinem Gott und dem sichemitischen Adonai geführt, die darin liegen mochte, dass sein einiger und einziger Gott, ähnlich wie Tammuz-Adoni in der Unterwelt, »in Banden lag und ein harrender Gott der Zukunft war« (IV, 435). Auch der Umstand, dass Tammuz-Adoni bei den Sichemiten »den Namen El eljon, Baal-berit, den Namen des Höchsten also« trug, denselben Namen, den Abraham dem »Gott seiner Erkenntnis« gegeben hatte, fördert Jaakobs Neigung, »in dem zerrissenen Sohn von Schekem den wahren und höchsten Gott, den Gott Abrahams, und in den Sichemiten Bundesbrüder im Glauben zu erblicken« (IV, 71 f.).
Das mag ihn dazu bewogen haben, seinem Lieblingssohn Kosenamen zu geben, die sämtlich der Tammuzgestalt zugehören. Schon bevor Joseph geboren wird, nennt er ihn »mit dem uralten, archaischen Namen einer amtlich kaum noch recht anerkannten [...] Jünglingsgottheit: Dumuzi, echter Sohn« (IV, 335) und »Dumuzi-Absu, das Lamm« (V, 1682). Wie Ischtar den Sohn und Geliebten nennt er ihn »Damu, ›Kindlein‹«, »›Sproß‹ und ›blühendes Reis‹« (IV, 120).
Seine Klage um den vermeintlich von einem wilden Tier zerrissenen Joseph nimmt vollends die Gestalt der Ischtar-Klage an: »Weh, weh! Über den geliebten Sohn erhebt sich Wehklage. Über das Reis, dessen Wurzeln ausgerissen sind, über meine Hoffnung, die ausgerissen ist wie ein Setzling – Wehklage. Mein Damu, mein Kind!« (IV, 636). Er vergleicht ihn, wie Ischtar, einem ›verdorrten Grünkraut‹ (IV, 637; vgl. IV, 450), verwendet die beim »Fest der weinenden Frauen« gebrauchte Formel: »Niemand liebte ihn mehr als ich« (IV, 650; vgl. IV, 449) und will wie sie nicht mehr essen und trinken (IV, 636; vgl. IV, 451).
In seinem unmäßigen Schmerz will er gar wie Ischtar-Astaroth ins Totenreich hinabsteigen, um den »wahrhaften Sohn« ins Leben zurückzuholen, was sein erster Knecht Eliezer mit der trockenen Bemerkung kommentiert, »spätestes am siebenten Tor würde sich [...] unvermeidlich herausstellen, dass du die Mutter nicht bist...« (IV, 650).
Der Erzähler weist versteckt auf Bezüge zwischen Tammuz und Jaakob hin, wenn er Jaakob zweimal als »Herrn des Schafstalls« bezeichnet (IV, 279 und 280; vgl. IV, 434, 451).
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Tammuz-Muster bei anderen Figuren. Das Muster des ›verwehrten Opfers‹ verbindet auch Jaakobs Vater Isaak mit Tammuz, weshalb er häufig beim Namen des Dumuzi, ›wahrhafter Sohn‹, genannt wird (vgl. z.B. IV, 121, 130, 170, 185, 193, 449 u.ö.).
Nach Überzeugung des Erzählers sind Wesensbestandteile des Tammuz – wie die anderer Götter der Hirtenvölker auch – »nährend eingedrungen« in die von Abraham gestiftete monotheistische Gottesidee. Zu ihrer ›Gestaltung‹ hätten »auch der Usiri des Ostens, Tammuz, sowie Adonai, der zerrissene Sohn und Schäfer Malkisedeks und seiner Sichemiten, Geistesstoff und Farbe geliefert« (IV, 131).
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Band IV: 10, 21, 24, 32, 54, 71, 94, 108, 120, 131, 194, 288, 294, 298, 335-337, 344 f., 348, 353, 402, 415, 434, 440, 446-459, 523, 542, 583, 624, 635, 636 f., 639 f., 641 f., 649 f. – Band V: 924, 963, 941, 1128, 1295 f., 1377, 1432, 1682, 1705, 1717, 1770, 1789.
Die wichtigsten Quellen TMs für die Charakterisierung des Tammuz sind Jeremias II (314 f., 344-348 u.ö.), Meissner (II, 24 f., 183 f. u.ö.), Jeremias I (329-333 u.ö.), Mereschkowskij (202-248).
Mit der Gleichsetzung von Tammuz und Adonis und der engen Verknüpfung mit Osiris folgt TM seinen Gewährsleuten, darunter Jeremias I (278, 332, 343, 385, 460 u.ö.) und Mereschkowskij (204, 208 u.ö.). Auf diese beiden Werke stützt sich auch die Beschreibung der Tammuzkulte.
Nach den bei Ungnad (231-239) abgedruckten altsumerischen Texten sind die Tammuz-Klage (IV, 450 f.) und der Hymnus über den auferstandenen Tammuz (IV, 452 f.) gestaltet, die Joseph im Adonishain zitiert. Sie können hier in einem Auszug nachgelesen werden.
Die Rückbindung der Josephsgeschichte an den Tammuz-Adonis-Osiris-Mythos fand TM schon bei Jeremias I in dem ebenfalls hier nachzulesenden Kapitel »Die mythologischen Motive in den Josephserzählungen« (329-333).
Zur Berechnung von Josephs Geburtsdatum vgl. Fischer (329-332). Die Übereinstimmung von Josephs Sternzeichen mit dem seines Autors (Zwillinge) erklärt Fischer damit, dass sich die »astrologischen Positionen [...] seit Kodifizierung des Sternkreis-Kalenders um ein Sternbild gegenüber den astronomischen verschoben« haben, »so daß eine heutige Geburt im Juni astrologisch einer damaligen Geburt im Juli = Tammuz entspricht« (329).
Im Tagebuch erwähnt TM eine »Joseph-Statue«, die die schweizerische Schauspielerin und Autorin Elsie Attenhofer nach Lektüre des ›Jungen Joseph‹ angefertigt hatte und die TMs Vorstellung von Joseph-Tammuz' Zweigeschlechtlichkeit sehr entsprochen zu haben scheint (TB 1935-36, Eintrag vom 3.11.1935, S. 199 f.).
Biblischer Name: Tammus.