Sichem

Der Sohn Hemors, des Stadtfürsten von Schekem, »ein verhätscheltes Herrensöhnchen mit einigem Harem, ein Teppichlieger und Süßigkeitenschlecker, eine elegante Drohne« (IV, 155), verliebt sich bei einem Weinfest in Jaakobs Tochter Dina und bittet seinen Vater, für ihn bei Jaakob um Dinas Hand anzuhalten (IV, 169).

Jaakob überlässt die Angelegenheit weitgehend seinen ältesten Söhnen, die hier eine Chance wittern, ihre schon gleich bei der Niederlassung vor den Toren der Stadt vier Jahre zuvor gehegten Raubpläne zu verwirklichen. Sie fordern von Sichem, dass er sich beschneiden lasse (IV, 171). Den »zappligen Jüngling« (IV, 161) beeindruckt die Forderung wenig, aber nachdem er sie erfüllt hat und die Brüder ihm Dina dennoch verweigern, reißt ihm der Geduldsfaden: Er entführt Dina in seinen Harem (IV, 173), schreibt aber nach einigen Tagen einen Brief, der »seiner Form nach sehr artig und nach seiner Gesinnung ebenfalls höchst verbindlich und entgegenkommend war« und in dem er nochmals um Dinas Hand anhält (IV, 176 f.). Nun fordern die Brüder, dass »alles, was Mannesnamen sei zu Schekem«, sich ebenfalls beschneiden lassen solle (IV, 178), und als auch diese Bedingung »ohne Besinnung angenommen« wird (IV, 179), fallen die Brüder drei Tage später über die Stadt und ihre von der Beschneidung geschwächten Männer her und metzeln sie nieder.

»So steckte am Ende des Strafgerichts, das kaum zwei Stunden dauerte, Sichem, der Burgsohn, schändlich zugerichtet, kopfüber in dem Latrinenrohr seines Badeszimmers« (IV, 181).

Letzte Änderung: 03.10.2008  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück