Hemor (Chamor)
Als Jaakob, aus Mesopotamien nach Kanaan zurückkehrend, bei Schekem sein Lager aufschlägt, ist Hemor dort Stadtfürst. Mit ihm schließt Jaakob einen Vertrag über das Recht zur Ansiedelung vor den Toren der Stadt und über den Kauf von Saatland (IV, 160-163; vgl. Genesis 33,19).
Hemor regiert nicht autonom, die Stadt ist Ägypten tributpflichtig und hat eine ägyptische Besatzungstruppe, deren Kommandant Weser-ke-Bastet ihm allerdings kaum dreinredet und zudem mit Hemors Sohn Sichem enge Freundschaft hält (IV, 155).
Hemor ist ein »grämlicher Greis mit schmerzhaften Knoten an den Gelenken« (IV, 155). Jaakob sucht ihn mit »hübschen Geschenken« günstig zu stimmen (IV, 160), was kaum nötig ist, denn Hemor ist gleich bei der ersten Begegnung von Jaakobs würdiger Erscheinung so sehr eingenommen, daß er »schon nach kurzem aufstand und hinging, den Scheich zu küssen« (IV, 162).
Eigentlich darf Hemor nach Weisung der Ägypter kein Land an die »Chabiren« (Hebräer) verkaufen. »Allein stille Blicke, die er mit dem Vorsteher der Besatzung tauschte, welcher für sein Teil ebenso erwärmt von Jaakobs Wesen war wie er selbst, beruhigten ihn über diesen Punkt« (IV, 162). So verkauft er Jaakob ein Stück Saatland für 100 Schekel Silbers.
Vier Jahre nach Jaakobs Ansiedelung vor Schekem verliebt sich Hemors Sohn Sichem bei einem Weinfest in Jaakobs Tochter Dina und bestürmt den Vater, für ihn bei Jaakob um Dina zu werben. Das tut Hemor auch, lässt sich zu Jaakobs Lager hinaustragen, nennt ihn »Bruder« und stellt ihm »reiche Morgengabe« für die Braut in Aussicht (IV, 169). Als die von Jaakob hinzugerufenen älteren Söhne Bedenkzeit wünschen, zieht er »etwas beleidigt« davon (IV, 171).
Nachdem Sichem Dina in die Burg entführt hat, kündigt Hemor an, er werde, wenn die Hochzeit trotz dieses Zwischenfalls mit Jaakobs Zustimmung zustande komme, »dreihundert Käfersteine« mit Sichems und Dinas Namen prägen lassen »zum Gedenken dieses Tages und ewiger Freundschaft zwischen Schekem und Israel« (IV, 177).
Bei dem Gemetzel, das die Jaakobssöhne kurz darauf unter den Einwohnern seiner Stadt anrichten, stirbt er vor Schreck (IV, 181).
Zur Geschichte um Dina vgl. Genesis 34.