Leslie-Gordon, Robert von
Junger Mann, mit dessen Zufallsbekanntschaft mit Cécile und Pierre von St. Arnaud während eines Urlaubs in dem Harzer Kurort Thale die Geschichte ihren Lauf nimmt. Er ist Zivilingenieur und für eine englische Firma mit der Verlegung von Kabeln beschäftigt, die ihn in ferne Länder, u.a. nach Persien, Ägypten und in den Himalaya geführt hat. Er entstammt einer schottischen Familie, ist aber augenscheinlich in Schlesien aufgewachsen, wo seine Schwestern noch wohnen, hat auch in der preußischen Armee gedient, aus der er wegen Schulden austreten musste (vgl. 10/66). St. Arnaud sieht in ihm »einen perfekten Cavalier, der die Tugenden unserer militärischen Erziehung mit weltmännischem Blick vereinigt«, und schätzt besonders, dass er mit seiner Weitgereistheit und Weltkenntnis nicht renommiert (10/65). Schon bevor Gordon mit den St. Arnauds bekannt wird, beobachtet er das ungleiche Paar mit einiger Neugier und vermutet hinter der Verbindung einen »Roman« (2/14). Dieser Eindruck verstärkt sich bei den Ausflügen, die er in den folgenden Tagen mit ihnen und einigen anderen Feriengästen unternimmt und bei denen die schöne Cécile ihn mehr und mehr in ihren Bann zieht. Er bittet seine Schwester Clothilde brieflich darum, Erkundigungen über sie einzuziehen. Von seiner Firma nach Bremen gerufen, muss er seinen Urlaub abbrechen. Trotz widerstreitender Gefühle ist er froh, einer Versuchung entgangen zu sein (vgl. 16/126), und nimmt sich vor, Cécile nicht wiederzusehen (vgl. 17/130). Während eines längeren Aufenthalts in Berlin nimmt er den Kontakt jedoch wieder auf und verbringt zahlreiche Abende im St. Arnaudschen Haus, meist in Gesellschaft Rosa Hexels und Dr. Dörffels. Nach vier Wochen »voll der heitersten Anregungen« (19/153) erreicht ihn der lang erwartete Brief seiner Schwester, der ihm Céciles Vorgeschichte enthüllt. Ein Gemisch von moralischer Überhebung, Mitleid mit der ›armen, schönen Frau‹ (vgl. 22/178) und uneingestandenem Begehren sorgt dafür, dass er bei der nächsten Begegnung die gebührende Distanz vermissen lässt, die Cécile ihn mit bewegenden Worten wiederherzustellen bittet (vgl. 23/184-186, 188 f.). Erneut von seiner Firma abberufen, glaubt er sich ein zweites Mal einer Versuchung entronnen, hofft darauf, auf längere Reisen geschickt zu werden, und schreibt Cécile einen Abschiedsbrief (vgl. 25/191 f.). Er erhält jedoch Weisung, nach Berlin zurückzukehren. Dort sieht er Cécile mit Geheimrat Hedemeyer in der Oper. Sofort glaubt er an eine Liaison zwischen beiden und bestätigt damit Hofprediger Dörffels Mutmaßung, dass er »fixer Ideen fähig« ist (18/145). Eine Eifersucht bemächtigt sich seiner, die Cécile wenig später zutreffend eine Eifersucht »aus Ueberheblichkeit und Sittenrichterei« nennt (26/202) und in der sich Rosa Hexels frühe Diagnose bewahrheitet: »je mehr Don Juan, je mehr Torquemada« (8/54). Er beleidigt Cécile schwer, St. Arnaud fordert ihn zum Duell, Gordon fällt. Zuvor bittet er Cécile in einem Brief um Verzeihung (vgl. 28/211).
Gordons vollständiger Familienname lautet anfangs Gordon-Leslie (4/23, vgl. auch 9/57), von S. 142 an Leslie-Gordon. Der Erzähler nennt ihn durchgehend Gordon.