Niemeyer, Hulda
Einziges Kind von Pastor Niemeyer, neben Bertha und Hertha Jahnke die dritte Jugendfreundin Effi Briests. Hulda ist »damenhafter« als Bertha und Hertha, »dafür aber langweilig und eingebildet«, eine »lymphatische Blondine«, deren vorspringende Augen »beständig nach 'was zu suchen schienen« und damit Anlass zu Witzeleien geben: »Sieht sie nicht aus, als erwarte sie jeden Augenblick den Erzengel Gabriel?« (1/8). Sie hat ein geziertes Auftreten (vgl. 5/46, 18/177) und neigt zu Sentimentalität (vgl. 5/44, 9/80, 12/144). Gegen ihre Freundinnen kehrt sie die Ältere, Vernünftige heraus und handelt sich damit Effis Spott ein: »Immer Gouvernante; Du bist doch die geborne alte Jungfer.« (1/10)
Obwohl sie sehr darauf aus ist, möglichst bald verheiratet zu sein, und gern mit Verehrern prahlt, »die gar nicht da sind« (12/112), bewahrt sie bei der Nachricht von Effis Verlobung ihre Fassung und überlässt »die Bezeugung von Unmut und Ärger ihrer Mutter« (3/20).
Auf Effis Polterabend tritt sie als Käthchen von Heilbronn in der Holunderbaumszene auf und ist in ihrem Kostüm, das ein »sehr eng anliegendes Sammetmieder« hat (4/28), »das Entzücken aller jungen Offiziere« (5/38). Am Hochzeitstag macht Leutnant Nienkerken ihr den Hof, was Frau von Briest, anders als ihr Mann, nicht begreift. Sie stößt mit dem Leutnant so kräftig auf das Brautpaar an, dass ihr Weinglas zerbricht (vgl. 5/45).
Als Effi im Sommer darauf einige Wochen in Hohen-Cremmen verbringt, ist der Umgang mit Hulda schwierig. Hulda kann es nicht verwinden, dass sie immer noch keinen Bräutigam hat (vgl. 15/138). Ein Jahr später, bei Effis zweitem Sommeraufenthalt in Hohen-Cremmen, ist sie nicht anwesend, sondern hält sich in Friesack zur Pflege einer alten Erbtante auf. Von dort schreibt sie »immer zufriedene Briefe, nicht weil sie wirklich zufrieden war (im Gegenteil), sondern weil sie den Verdacht nicht aufkommen lassen wollte, daß es einem so ausgezeichneten Wesen anders als sehr gut ergehen könne« (24/256).