Schmidt, Corinna
Tochter Wilibald Schmidts, 25 Jahre alt, »klug und tüchtig«, blitzgescheit und »espritvoll« (7/87 f.). Sie ist »wie wild aufgewachsen«, denn die Mutter starb offenbar sehr früh und der ganz von seiner Tochter ›eingenommene‹ Vater ließ ihr sehr viel Freiheit (11/160). Nur Haushälterin Schmolke, die an ihr ein Stück weit Mutterstelle vertrat, hat ihr gelegentlich »was gesagt« (ebd.).
Corinna hat einen »Stich ins Moderne« (1/14), ein Wesenszug, den Cousin Marcell Wedderkopp, der sie liebt und heiraten möchte, beklagt (vgl. 7/88), Wilibald Schmidt dagegen für eher nachrangig hält (vgl. 7/86-90). Was die beiden »modern« nennen, betrifft Corinnas Sinn für das »Aeußerliche« (15/208), ihren ganz freimütig eingestandenen »Hang nach Wohlleben« (5/62) und den Wunsch, den eher bescheidenen Verhältnissen des Gelehrten- und Lehrermilieus, in dem sie aufgewachsen ist und dem sie in einer Ehe mit Marcell verhaftet bliebe, durch eine reiche Heirat zu entkommen. Deshalb hat sie es sich in den Kopf gesetzt, Jenny Treibels jüngeren Sohn Leopold zu heiraten, obwohl sie ihn nicht liebt und sich an seiner Seite, wie Marcell prognostiziert, »todt langweilen« würde (5/61).
Sie verdreht Leopold gekonnt den Kopf, es kommt zu einer heimlichen Verlobung, an der Corinna, bestärkt durch Jenny Treibels ebenso energischen wie kränkenden Widerstand, einige Wochen lang wider besseres Wissen festhält. Denn sie ist sich längst über ihre »Schuld« im Klaren, darüber, dass »Alles bloß Berechnung« ist und sie mit Leopolds Gefühlen spielt (14/195).
In diesen Wochen macht sie Besuche bei Professorenfrauen (vgl. 14/195 f.), ein Hinweis darauf, dass sie sich mit den »von ihr verspotteten Lebensformen« wieder anzufreunden versucht (15/208 f.). Den letzten Anstoß zur Besinnung gibt die Schmolke (vgl. 14/200-203), Corinna löst das Verlöbnis. Marcell, der soeben eine Stelle als »Gymnasial-Oberlehrer« (15/205) bekommen hat, verzeiht ihr und macht ihr die Versöhnung leicht, was ihr ihr die zweifache Apostrophierung als »Glückskind« einbringt, zuerst vom Vater (16/212), dann von der Schmolke, die die Dinge auf den Punkt bringt: »Du hast ganz unverantwortlich un beinahe schauderöse gehandelt un kriegst ihn nu doch. Du bist ein Glückskind.« (16/213) Zwei Tage später erscheint die Verlobungsanzeige. Mit dem Hochzeitsfest der beiden schließt der Roman.
In Corinnas Eskapade spiegelt sich die jugendliche Liebesgeschichte ihres Vaters und Jenny Treibels in gleicher Figurenkonstellation, aber mit umgekehrten Vorzeichen und gegenteiligem Ausgang.