Treibel, Otto
Jenny Treibels älterer Sohn, seit acht Jahren verheiratet mit Helene Treibel und Vater der kleinen Lizzi. Er hat sich vom Betrieb seines Vaters unabhängig gemacht und betreibt in der Nähe der väterlichen Fabrik, am Ende der Köpenickerstraße, einen »Holzhof« der »höheren Observanz«, handelt nämlich mit »Farbehölzern« (d.i. Hölzer, die zum Färben benutzt werden) aus Übersee (2/20).
Obwohl Otto demnach immerhin etwas mehr Eigenständigkeit und Selbstbehauptungswillen zu haben scheint als sein Bruder Leopold, macht Jenny Treibel keinen Unterschied zwischen ihnen, attestiert beiden »Temperamentlosigkeit« und eine »Milchsuppenschaft«, die den Eindruck mache, als kämen sie nicht aus Berlin, sondern »von Herrnhut oder Gnadenfrei« (8/99).
In der Ehe mit der gleichermaßen temperamentlosen Helene gibt letztere den Ton an (vgl. 8/104-108, 10/137-139), was Otto resigniert und etwas melancholisch hinnimmt (vgl. 8/108; 10/139 f.). Es ist eine Ehe ohne Wärme und Leidenschaft, in der, wie der alte Treibel anmerkt, selbst Auseinandersetzungen ohne Temperament geführt werden, sondern »furchtbar ›gebildet‹ gestritten wird« (10/138).
Herrnhut und Gnadenfrei sind zwei Ansiedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine, einer vom Pietismus geprägten christlichen Glaubensgemeinschaft.