Grützmacher, Wanda
Schauspielerin am »Nordend-Theater«, wohnhaft in einer Hinterstube bei Glaser Schlichting in der Tieckstraße 27a, eine »alte Schul- und Jugendfreundin« von Pauline Pittelkow, die sie auf Wunsch des alten Grafen Haldern für den Abend einlädt. Sie ist nicht nur »ein Liebling des Publikums, sondern auch des Direktors«, lässt sich gern von »Bourgeoiswitwern« zum Essen einladen, wobei sie stets das Teuerste wählt, ist »für leben und lebenlassen« und behandelt »delikate Vorkommnisse von einem gewissen höheren Standpunkt aus«, für den sie »stereotype, dem urältesten Berliner Witzfond entnommene Wendungen« bereithält (3/17).
Der »frappierenden Schönheit« ihrer Freundin hat sie nichts entgegenzusetzen, »aber an ›Pli‹ war sie dieser, wie die Pittelkow selbst zugestand, sehr überlegen«: Am Abend kommt sie in einem Kleid aus »schwarzem Sammet« mit einer roten Rose und sieht »sehr stattlich« aus (4/24). Sie lässt sich von den Herren gebührend den Hof machen und gibt im weiteren Verlauf des Abends einige Proben ihrer Schauspiel- und Gesangskunst, weigert sich allerdings, das von den Herren gewünschte Duett »Bei Männern, welche Liebe fühlen« aus der »Zauberflöte« zu singen. Das hat mit »ganz unmotivierten Anstands- und Tugendrückfällen« zu tun, an denen sie, »wie die meisten ihrer Art«, gelegentlich leidet (5/37), sehr zum Ärger von Pauline Pittelkow, die Ziererei nicht ausstehen kann: »Und wenn sie sich dann ausgeziert hat, denn ziert sie sich wieder nicht genug und hat so was Johliges und Genierliches.« Alles in allem aber sei sie doch »eigentlich eine nette Person und jedenfalls eine sehr gutmütige« (6/39).