Woyzeck

Der Soldat Franz Woyzeck lebt mit Marie Zickwolf und ihrem gemeinsamen, unehelichen Kind Christian zusammen. Da der Lohn seines Militärdienstes nicht ausreicht, um die Familie zu ernähren, muss er noch Geld hinzuverdienen. Zum einen rasiert er den Hauptmann, zum anderen nimmt er an einem Experiment des Doctors teil. Für das Experiment muss er sich ausschließlich von Erbsen ernähren, damit der Doctor seinen sich verschlechternden Gesundheitszustand beobachten kann. Das Geld, das er dabei verdient, bringt er zu Marie, ansonsten kann er nicht viel Zeit bei seiner Familie verbringen, da seine verschiedenen Tätigkeiten seine gesamte Zeit in Anspruch nehmen (H 4,4). Er leidet unter Wahnvorstellungen, hört z. B. Stimmen aus dem Boden kommen und glaubt an eine Verschwörung der Freimaurer.

Dem Hauptmann, der sich über ihn lustig macht, pflichtet er in allem bei, ohne auf den Sinn des Gesagten zu achten (H 4,5). Gegen den Vorwurf der Unmoral, den der Hauptmann ihm wegen des unehelichen Kindes macht, wehrt Woyzeck sich mit einem Bibelzitat: »Der Herr sprach: lasset die Kindlein zu mir kommen« (H 4,5). Seiner Vorstellung nach ist Tugend von sozialen und ökonomischen Faktoren abhängig, ohne Geld könne man auch nicht tugendhaft sein: »wenn ich ein Herr wär und hätt ein Hut und eine Uhr und en Anglaise und könnt vornehm reden, ich wollt schon tugendhaft seyn« (H 4,5). Die soziale Ungerechtigkeit ist seiner Ansicht nach von Gott bestimmt, daher stellt er sich vor, arme Menschen müssten selbst im Jenseits noch schuften: »Ich glaub’ wenn wir in Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen« (H 4,5).

Der Doctor beschimpft ihn, er habe »an die Wand gepißt wie ein Hund« (H 4,8). Woyzeck versteht nicht, was er sonst hätte tun sollen: »Aber Herr Doctor, wenn einem die Natur kommt« (H 4,8). Er vertraut sich dem Arzt an und berichtet ihm von den Stimmen, dieser macht jedoch keine Anstalten, ihn zu behandeln, sondern gibt ihm mehr Geld, da er für ihn ein »interessanter casus« ist (H 4,8).

Auch gegen den schlechten körperlichen Zustand Woyzecks unternimmt der Doctor nichts, sondern führt ihn seinen Studenten vor. Woyzeck hat Haarausfall, zittert und wird fast ohnmächtig, trotzdem wehrt er sich gegen die entwürdigende Situation, als er für die Studenten mit den Ohren wackeln soll (H 3,1).

Der Andeutung des Hauptmanns, dass Marie eine Affäre mit dem Tambourmajor hat, will er zunächst keinen Glauben schenken (H 2,7), doch als er beide im Wirtshaus zusammen tanzen sieht, packt ihn die Eifersucht (H 4,11). Kurz darauf befehlen ihm die Stimmen aus dem Boden, Marie zu töten, er zweifelt jedoch noch an der Notwendigkeit der Tat: »he was, was sagt ihr? Lauter, lauter, stich, stich die Zickwolfin todt? stich, stich die Zickwolfin todt. Soll ich? Muß ich?« (H 4,12)

Als er in einem Wirtshaus den betrunkenen Tambourmajor trifft, versucht er noch, seinen Hass auf ihn zu zügeln, doch der Rivale ringt ihn grundlos nieder und entwürdigt ihn damit vollends. Woyzeck kauft einem jüdischen Händler ein Messer ab, da er sich keine Pistole leisten kann, und geht damit zu Marie. Er nimmt sie mit vor die Stadt und spricht mit ihr, dabei ist er hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe und der Abscheu vor ihrem Treuebruch: »Heiß, heißer Hurenathem und doch möcht’ ich den Himmel geben sie noch einmal zu küssen« (H 1,15). Seine Entscheidung, Marie zu töten, steht jedoch fest: Er ersticht sie und läuft davon.

Nach dem Mord geht er in ein Wirtshaus, wo er sich mit der Prostituierten Käthe ablenken will. Diese weist ihn zurück, und als sie das Blut an seinem Arm sieht, muss er erneut fliehen. Da er das Messer liegen gelassen hat, kehrt er zu Maries Leiche zurück. Seiner Ansicht nach hat er sie von ihren Sünden gereinigt: »Was hast du eine rothe Schnur um den Hals? Bey wem hast du das Halsband verdient, mit deiner Sünde? Du warst schwarz davon, schwarz! Hab ich dich jetzt gebleicht« (H 1,19). Das Messer wirft er in den Teich, die Angst, dass es gefunden wird, lässt ihn jedoch nicht los. Selbst der Mond erinnert ihn an die Tat, und er bildet sich ein, der Zusammenhang müsste für jeden evident sein.

Als er nach dem Mord seinen Sohn wiedersieht, wendet dieser sich ab, der Narr Karl hilft ihm dabei, den Jungen zu beruhigen.