Bolkonskaja, Fürstin Lisa (die kleine Fürstin, Lise, Lisaweta Karlowna) – geb. Meinen

Gattin von Andrej Bolkonski, den sie »im vergangenen Winter« (d.h. etwa ein halbes Jahr vor Beginn der Geschichte) geheiratet hat (1/I,II,15). Sie ist schwanger, ihr Mann bringt sie, bevor er zur Armee geht, nach Lyssyje Gory in die Obhut seiner Schwester Marja und seines Vaters, wo sie nach der Geburt des Kindes, Nikolai, stirbt.

Sie gilt als »la femme la plus séduisante de Péterbourg« (ebd.); ihre Oberlippe mit einem »kaum sichtbaren schwarzen Schnurrbärtchen« ist etwas zu kurz geraten, so dass ihr Mund meist leicht geöffnet ist und ihre »glänzenden weißen Zähne« sehen lässt, ein »Fehler«, der ihr eine »besondere, ihr eigene Schönheit« verleiht (1/I,II,16f.). In ihrer Gesellschaft fühlt jedermann auch sich selbst »besonders liebenswert« (1/I,II,17)) mit Ausnahme ihres Ehemanns, den ihre stets gleichbleibende Lebhaftigkeit und Schwatzhaftigkeit schon nach wenig mehr als einem halben Ehejahr verdrießt (1/I,III,26f.). Sie leidet unter seiner Kälte und beklagt sich im Beisein Pierres bitter über die Veränderung seines Verhaltens (1/I,VI,48f.). Ihre Schwägerin Marja sieht in ihr »ein ganzes Kind, so ein liebes, vergnügtes Kind« (1/I,XXV,183).

Angst und Antipathie bestimmen ihr Verhältnis zu dem alten Fürsten, unter dessen Launen sie in Lyssyje Gory leidet (1/III,III,379). Beim Besuch von Fürst Wassili und Anatole Kuragin lebt sie auf und kokettiert mit Anatole (1/III,IV,396).

Im März 1806 kommt sie mit ihrem Kind nieder und stirbt. Kurz vor ihrem Tod kehrt der totgeglaubte Andrej heim, doch sie kann die Bedeutung seiner Rückkehr nicht erfassen. Ihr Gesicht trägt noch im Tod einen kindlichen Ausdruck des Vorwurfs, als wollte sie sagen: »›Ich habe euch alle geliebt und habe niemandem etwas Schlechtes zugefügt, und was habt ihr mir angetan?‹« (2/I,IX,573)