Roderich, Freiherr von R. sen.
Figur der R***schen Familiengeschichte, die der Advokat V. seinem Großneffen, dem Ich-Erzähler Theodor, berichtet, um die unheimlichen Geschehnisse während ihres Aufenthalts in R…sitten nachträglich zu erschließen.
Roderich war der älteste Freiherr von R. und Vater von drei Söhnen. Um die Familie an das R…sittensche Anwesen zu binden und dieses vor Zersplitterung zu schützen, bestimmte er es zu einem Majorat und griff so radikal in die Erbschaftsverhältnisse zugunsten des Erstgeborenen ein. Der Ich-Erzähler sieht in dieser Stiftung die Ursache allen Unglücks, das sich bis zum gleichnamigen Enkel des Ahnherrn durch die Familiengeschichte gezogen hat: »Armer alter, kurzsichtiger Roderich! welche böse Macht beschworst du herauf, die den Stamm, den du mit fester Wurzel für die Ewigkeit zu pflanzen gedachtest, im ersten Aufkeimen zum Tode vergiftete« (284).
Im Dorf war Roderich selten zu sehen und lebte mit seinem Hausverwalter Daniel und wenigen Bediensteten auf dem Stammschloss nahe der Ostsee. »Die Gegend ist rauh und öde«, was dem »finstern, menschenscheuen Wesen« des Freiherrn entsprach (199). Mit dem Diener Daniel verbrachte er Nächte mit »astronomischer, oder, wie man wissen wollte, mit astrologischer Arbeit« in seinem astronomischen Turm, was ihm den Ruf einbrachte, der »schwarzen Kunst« ergeben zu sein (200).
Der Justitiar V. kennzeichnet ihn als stur, denn »kein menschliches Wesen auf der Welt« sei in der Lage gewesen, »des alten Freiherrn Entschlüsse nur einigermaßen zu lenken«. Die Ehe seines ältesten Sohnes Wolfgang mit der adligen, aber armen Julie von St. Val lehnte er strikt ab, weil er in den »Gestirnen« eine »Verbindung mit einer der ältesten Familien des Vaterlandes« vorhergesehen hatte (279). Selbst nach der heimlichen Hochzeit versuchte er, Wolfgang zur Lösung dieser Beziehung zu zwingen. Der Alte starb 1760 beim Einsturz seines Astronomieturmes. Die näheren Verhältnisse des Unglücks blieben mysteriös, zumal er seinen Tod vorhergesehen hatte.