V., Theodor (Advokat, Justiziarius)
Der Aufenthalt des siebzigjährigen Advokaten und seines Großneffen, des Erzählers Theodor, auf dem Stammschloss der Freiherrn von R. im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts liefert die Rahmenhandlung, zu deren Erhellung er Theodor später die Geschichte der Familie von R. erzählt, die dieser »beinahe mit seinen Worten« wiedergibt.
Der Alte regelt als Advokat die Angelegenheiten der Familie von R. seit den Zeiten des alten Roderich. Nach dessen Tod hatte er versucht, zwischen den zerstrittenen Brüdern Wolfgang und Hubert zu vermitteln, war aber bald zu dem Schluss gekommen, dass die »besondere unheimliche Manier Huberts in allem, was er sprach und tat«, die Ablehnung Wolfgangs rechtfertigte (259f.).
Nach Wolfgangs Tod war er von dessen Bruder und (unrechtmäßigem) Erben Hubert sen. in seinem Amt bestätigt worden, und nach Huberts Tod oblag es ihm, den testamentarisch als legitimen Erben offenbarten Roderich jun. zu seinem Recht zu verhelfen. Dabei kam er dem Mord an Roderichs Vater Wolfgang von R. auf die Spur, auf die ihn der Mörder selbst, der alte Hausverwalter Daniel, mit seinen Schlafwandeleien gebracht hatte. Als bald darauf der junge Schlossherr den erneut schlafwandelnden Daniel mit denselben Worten ansprach, mit denen sein Vater seinen Mörder angesprochen hatte, und Daniel daraufhin tot zusammenbrach, klärte V. den entsetzten Roderich über Daniels Mordtat auf: »Die ewige Macht ließ den Sohn Rache nehmen an dem Mörder des Vaters« (278).
Von Theodor, der ihn bei seinem letzten Besuch auf dem Stammschloss im Herbst 179- begleitet, wird V. für seine »derben Späße« gleichermaßen geschätzt wie gefürchtet (244). In der ersten Nacht im Schloss erlebt V. die Geistererscheinungen, die sein Großneffe als Spuk wahrnimmt, gleichzeitig als Traum und beschließt, den Geist des toten Daniel zu bannen, was ihm in der folgenden Nacht gelingt (207ff.).
Für die Verliebtheit seines Großneffen zeigt er Verständnis, mahnt ihn aber beständig, sich nicht in diese aussichtslose Liebe zu versteigen und sich zu blamieren. Als Seraphine vermeintlich im Sterben liegt, sperrt er ihn kurzerhand im Zimmer ein, damit Theodor nicht versucht, den »liebelnden Schäfer« am Totenbett neben dem Ehemann zu geben (234). Am darauffolgenden Tag beschließt er die Abreise der beiden.
Zu Hause erkrankt er schwer, nachdem er die Nachricht von Seraphines Tod erhält. Sein drastisch schwankender Gesundheitszustand veranlasst ihn, sich »von jedem Geschäft ganz zurück zu ziehen« (244). Im folgenden Sommer – seinen nahenden Tod erwartend – berichtet er seinem Großneffen vom Tod der Baronesse und erzählt ihm die Geschichte des R***schen Majorats.