Wolfgang, Freiherr von R. (Wolfgang Born)
Figur der R***schen Familiengeschichte, die der Advokat V. seinem Großneffen, dem Ich-Erzähler Theodor, berichtet, um die unheimlichen Geschehnisse während ihres Aufenthalts in R…sitten nachträglich zu erschließen.
Gleich nach dem Tod seines Vaters Roderich (sen.) beschloss Wolfgang R…sitten zu verlassen und ein neues Schloss in Kurland zu bauen, obwohl die Majoratsstiftung des Vaters genau das verhindern sollte. Auch weigerte er sich, die testamentarisch festgelegten Ausgaben für das Stammschloss und die Erbauung eines Leuchtturms zu tätigen. Bereits zu Roderichs Lebzeiten widersetzte Wolfgang sich dessen Plänen, indem er heimlich – unter dem Namen Wolfgang Born – die adlige, aber arme Julie von St. Val heiratete.
Auch drohte er, den alten Hausverwalter Daniel zu entlassen, weil er sich nicht von »unbehilflichen, schlotterbeinigen Greisen« bedienen lassen wolle (52). Als dieser schwachen Widerspruch erhob, machte er ihm Vorwürfe, Schuld am Tod seines Vaters zu tragen, und trat ihn in seinem Jähzorn zu Boden. Diese Demütigung bereute er aber sehr bald schon, da ihm bewusst wurde, dass er Daniels Hilfe benötigte, um vermutete Schätze des Vaters finden zu können. Er schmeichelte sich nun bei Daniel ein, und tatsächlich zeigte dieser ihm eine Truhe voll Gold. Darüber hinaus deutete der Hausverwalter an, dass Reichtümer im eingestürzten Turm vergraben seien. Angesichts der vielen Geldsäcke entging ihm Daniels merkwürdiges Verhalten, das ihn hätte warnen können.
Während der Planung seines neuen Schlosses, das »reich« und »großartig« werden sollte, besserte seine Laune sich zusehends, bis sein jüngerer Bruder Hubert auftauchte. Wolfgang erzählte V. bei dieser Gelegenheit, dass dieser ihn wegen des Erbes beneide, ja sogar hasse. Der seiner Meinung nach »wahnsinnigste Verschwender« bekommt von ihm auch kein Bargeld (60). Er zeigte sich allerding bereit, auf seine Einkünfte in Kurland zu verzichten, wenn diese zugunsten von Huberts Familie festgeschrieben würden, was dieser aber ablehnte.
Hubert, der sich abgelehnt und zurückgesetzt fühlte, schloss mit dem immer noch rachsüchtigen Daniel einen Pakt: Die beiden wollten Wolfgang »wegschaffen« (83). Hubert bereite diesen Plan schnell, Daniel aber hielt am Plan fest, verübte den Anschlag und stieß Wolfgang, der des Nachts oft am Abgrund des eingestürzten Turmes sehnsuchtsvoll nach den vermeintlichen Schätzen in der Tiefe blickte, hinab.
Wolfgang wollte erst das Schloss so schön wie nur möglich herrichten, ehe er ihr seine wahre Identität preisgeben und seine heimliche Frau nachholen wollte. Da er das nicht mehr erlebte, war es Hubert ein Leichtes, den noch inoffiziellen Sohn Roderich (jun.) weiterhin zu verschweigen und an seiner statt als rechtmäßiger Erbe aufzutreten (82).