Äpfelweib (Rauerin, Liese)

Sie ist ein »altes häßliches Weib« (229), laut Lindhorst eine »fatale Kreatur« (257). Von Angelike Oster allerdings wird sie als alte Seherin geschätzt, Heerbrand ist sie als »Kartenlegerin und Kaffeegießerin« bekannt (314). Sie selbst sieht sich als »weise Frau« und betrachtet den Archivarius als ihren größten »Feind« (267). Von Serpentina hört Anselmus später, dass die Alte ein Produkt der Liebe zwischen einer Feder des bösen schwarzen Drachen und einer Runkelrübe sei. Ihre Mittel seien die »feindlichen Prinzipe, die in schädlichen Kräutern und giftigen Tieren wohnen« (292).

Anselmus stolpert auf dem Markt über ihren Apfelkorb in die Geschichte hinein. Obwohl er ihr als Entschädigung all sein Geld überlässt, verflucht sie ihn mit dem Spruch:»Ja renne – renne nur zu, Satanskind – ins Krystall bald dein Fall – ins Krystall!« (229) Ihre »gellende, krächzende Stimme« wirkt auch auf die Umstehenden unheimlich, »so daß man dem vorhin noch ganz Unbemerkten jetzt teilnehmend nachsah« (230).

Ihr hexenhaftes Äußeres verschlägt der hilfesuchenden Veronika den Atem: Indem »sie sprach, wackelte das hervorragende spitze Kinn, verzog sich das zahnlose Maul von der knöchernen Habichtsnase beschattet« (264). Die schwarzen borstigen Haare, die unter einem bunten Kopftuch hervorschauen und der schwarze Kater, der sie stets begleitet, tun ein Übriges. Sie weiß aber Veronika mittels ihrer Magie zu überzeugen und verspricht, ihr »mit allen Kräften« beizustehen (266).

Zur Tag- und Nachtgleiche gießt sie »im Bann des magischen Kreises« einen magischen Spiegel, mit dessen Hilfe Veronika Anselmus sehen und beeinflussen kann. Dass Veronika von Anselmus gar nichts haben wird, wenn es ihr gelingt ihn von Serpentina abzubringen, weiß die Alte ganz genau und ihre Hilfestellung erweist sich als eigennützig.

Ihr Plan geht auf: Anselmus lässt sich von Serpentina ablenken, scheitert mit seiner Aufgabe und wird vom Salamanderkönig in die Kristallflasche gesperrt, wo sie ihn verhöhnt: »hab’ ich dir’s nicht längst voraus gesagt?« (305). Als sie sich aber mit dem gestohlenen goldenen Topf davon machen will, wird sie von Lindhorst aufgehalten. Der verwickelt sie und ihren Kater in einen Kampf, in dem die beiden unterliegen und getötet werden. Zuletzt schrumpft die Alte zur Futterrübe zusammen, die Lindhorsts Papagei zur Belohnung verzehren darf.