Balthasar
Ein etwa drei- bis vierundzwanzigjähriger Student an der Universität von Kerepes. Er ist »anständiger, vermögender Leute Kind, fromm – verständig – fleißig« (553), ein »wohlgestaltete[r]« Jüngling, »aus dessen dunkel leuchtenden Augen ein innerer reger, herrlicher Geist mit beredten Worten spricht«, auf dessen blassem Gesicht aber auch eine »schwärmerische Trauer« liegt (552). Die rührt gewiss von seiner Verliebtheit in Candida her, liegt aber auch in seiner poetischen Natur begründet, die ihn mehr in die Waldeinsamkeit als in die Gesellschaft seiner Kommilitonen zieht (555).
Sein Freund Fabian versucht immer wieder, ihn aufzumuntern, tritt ihm aber mit seinem nüchternen, aller Schwärmerei und Poesie abholden Realitätssinn oft zu nahe und veranlasst ihn damit eher zu weiteren Grübeleien (533 f.). Seine etwas altmodische, »beinahe nach altteutscher Art« geschnittene Tracht steht ihm nach Meinung des Erzählers vor allem deshalb so gut zu Gesicht, »weil er seinem ganzen Wesen, seinem Anstande in Gang und Stellung, seiner bedeutungsvollen Gesichtsbildung nach wirklich einer schönen frommen Vorzeit anzugehören scheint« (552 f.)
Balthasar besucht das naturkundliche Kolleg von Mosch Terpin nur um dessen Tochter Candida willen, denn Terpins Umgang mit der Natur stößt ihn zutiefst ab. Seine Experimente kommen ihm vor wie »eine abscheuliche Verhöhnung des göttlichen Wesens« (555), dessen Gegenwart er auf seinen einsamen Waldspaziergängen sucht.
Er hat eine starke poetische Begabung, wie sein Gedicht »von der Liebe der Nachtigall zur Purpurrose« beweist, mit dem er Candida beim literarischen Tee in Mosch Terpins Haus seine Liebe gestehen will (567). Aber der Verwechslungszauber des ebenfalls anwesenden Zinnober sorgt dafür, dass der Beifall der Gesellschaft und Candidas Neigung nicht ihm, sondern dem hässlichen Zwerg zuteil werden (571 f.).
Im Wald trifft er zwei weitere Opfer des Zaubers, den Violinisten Sbiocca und den Referendarius Pulcher, den er vor dem Freitod bewahrt und mit dem er sich gegen den »Hexenkerl« verbündet (581). Gleich darauf erblickt er zum ersten Mal den Magus Prosper Alpanus, der in seiner märchenhaften Kutsche an den beiden vorüberfährt und Balthasar mit seinem »Stockknopf« (575) verzaubert. Balthasar spürt sofort, dass dies der Mann ist, der Zinnobers Zauber brechen wird (583). Gemeinsam mit Fabian sucht er den Magus auf, der ihm zu helfen verspricht und ihm Gelegenheit gibt, den Rivalen in einem magischen Spiegel Prügel zu versetzen (594 f.).
Da die magischen Prügel den wirklichen Zinnober getroffen haben, muss Balthasar aus Kerepes nach Hoch-Jakobsheim fliehen (597), weshalb er von den weiteren Vorgängen in der Stadt nur durch die Briefe Pulchers erfährt (612). Als aber die Verlobung Candidas mit Zinnober bevorsteht, besucht Prosper Alpanus ihn in seiner Waldlichtung, klärt ihn über Zinnobers Herkunft und die Hintergründe seines Zaubers auf und gibt ihm Anweisungen, wie er den Zauber endgültig brechen kann. Auch vermacht er ihm sein Landhaus, da er selbst demnächst nach Indien zu reisen gedenkt (615 ff.).
Balthasar kehrt nach Kerepes zurück und entzaubert Zinnober vor den Augen Candidas und der Verlobungsgesellschaft, indem er ihm mit Fabians und Pulchers tatkräftiger Hilfe die drei Zauberhaare ausreißt und verbrennt (627). Vom Zauberbann erlöst, gesteht ihm die schöne Candida ihre Liebe, und Mosch Terpin gibt dem durch Alpanus‘ Erbe zu ansehnlichem Reichtum gekommenen Kandidaten die Hand seiner Tochter. Nach einem von Alpanus und Rosabelverde zauberhaft verschönten Hochzeitsfest führt Balthasar mit Candida in Alpanus‘ Landhaus die »glücklichste Ehe« und wird ein »guter Dichter« (649).