Georg Büchner: Leonce und Lena (1836)
Peter, König
König Peter vom Reich Popo, der Vater des Leonce, weiß sich den Idealen der Aufklärung verpflichtet und hantiert schon beim Ankleiden mit philosophischen (vor allem kantischen) Begriffen, ohne zu ahnen, was sie bedeuten. »Die Substanz ist das An-sich, das bin ich. Er läuft fast nackt im Zimmer herum. Begriffen? An-sich ist an sich, versteht ihr? Jetzt kommen meine Attribute, Modifikationen, Affektionen und Akzidenzien: wo ist mein Hemd, meine Hose? – Halt, pfui! der freie Wille steht da vorn ganz offen. Wo ist die Moral: wo sind die Manschetten?« (I, 2). Er ist überzeugt, seinem Volk das Denken abnehmen zu müssen: »Der Mensch muß denken und ich muß für meine Unterthanen denken, denn sie denken nicht« (I, 2).
Er macht sich einen Knoten ins Taschentuch, um sich an sein Volk zu erinnern: »das ist’s. – Ich wollte mich an mein Volk erinnern!« (I, 2). Als er vor dem Staatsrat über die Verheiratung seines Sohnes sprechen möchte, stürzt ihn der philosophische Grundsatz, dass etwas sein oder auch nicht sein kann, in Verwirrung, und er hebt die Sitzung auf (I, 2).
Auf die Nachricht, dass Prinz und Prinzessin geflohen sind, reagiert er aber durchaus praktisch und lässt die Grenzen des Reiches überwachen, was allerdings keinen besonderen Aufwand bedeutet, da sie von den Fenstern des Schlosses aus einsehbar sind (III, 3). Auch als er bemerkt, dass er bei der Hochzeit »in effigie« seinen Sohn mit einer (vermeintlich) Fremden verheiratet hat, ist er sich sofort über die Konsequenzen im Klaren und will die Heirat rückwirkend wieder aufheben. Nachdem sich alles zum Besten aufgeklärt hat, ist er »gerührt« und »der glücklichste Mann« (III, 3). Unverzüglich überträgt er seine Macht dem Prinzen, um mit seinen »Weisen«, dem Staatsrat, »ungestört jetzt bloß nur noch zu denken« (III, 3).
Leonce, Prinz
Leonce ist der Sohn und Thronfolger des Königs Peter vom Reich Popo. Er bezeichnet sich selbst als »Müßiggänger« (I, 1) und reflektiert ironisch seine Untätigkeit: »Ich habe alle Hände voll zu thun, ich weiß mir vor Arbeit nicht zu helfen. Sehen Sie, erst habe ich auf den Stein hier dreihundert fünf und sechzig Mal hintereinander zu spucken« (I, 1).
Er stellt den Sinn jeglicher Lebensaufgabe in Frage und ist überzeugt, dass Langeweile der einzige Motor menschlichen Handelns sei: »Sie studiren aus Langeweile, sie beten aus Langeweile, sie verlieben, verheirathen und vermehren sich aus Langeweile und sterben endlich aus Langeweile« (I, 1), der Unterschied besteht für ihn lediglich darin, dass er sich dieser Sinnlosigkeit bewusst ist. Deshalb beneidet er auch seinen Hofmeister darum, dass er noch Sinn in seinen Aufgaben sieht: »Wie der Mensch läuft! Wenn ich nur etwas unter der Sonne wüßte, was mich noch könnte laufen machen« (I, 1). So sucht Leonce verzweifelt nach einer Beschäftigung, die ihm etwas bedeutet, wie sinnlos sie auch sein mag: »Komm wir wollen Ameisen zergliedern, Staubfäden zählen; ich werde es doch noch zu irgend einer fürstlichen Liebhaberei bringen« (II, 2). Sein engster Vertrauter Valerio bringt ihn durch seine Genusssucht darauf, sich wieder auf die Befriedigung einfacher Bedürfnisse zu besinnen: »Der Kerl verursacht mir ganz idyllische Empfindungen; ich könnte wieder mit dem Einfachsten anfangen, ich könnte Käs essen, Bier trinken, Tabak rauchen« (I, 3).
Auch seine Geliebte Rosetta ist für Leonce, der als »wahrer Don Carlos« gilt (I, 4), reiner Zeitvertreib: »ich habe Langeweile, weil ich dich liebe. Aber ich liebe meine Langeweile wie dich. Ihr seid eins« (I, 3). Bevor er die Nachfolge des Königs antritt, soll er Prinzessin Lena vom Reich Pipi heiraten. Doch heiraten bedeutet für ihn »einen Ziehbrunnen leer trinken« (I, 3), und so sieht er auch keinen Anlass, dem Wunsch seines Vaters nachzukommen: »Wenn meine Braut mich erwartet, so werde ich ihr den Willen thun und sie auf mich warten lassen« (I, 3). Als ihn Valerio daran erinnert, dass er nach der Hochzeit zudem König werden soll, beschließt er, vor seiner Verantwortung zu fliehen.
Auf der Flucht trifft er vor einem Wirtshaus die ihm unbekannte Lena, ihre Worte wecken in ihm sofort melancholische Gefühle: »O, jeder Weg ist lang! Das Picken der Todtenuhr in unserer Brust ist langsam und jeder Tropfen Blut mißt seine Zeit und unser Leben ist ein schleichend Fieber« (II, 2). Lena sieht ihm seine Traurigkeit an, sie beschreibt ihn als »alt unter seinen blonden Locken«, er habe den »Frühling auf den Wangen, den Winter im Herzen« (II, 3). Er bemerkt, dass sie ihm im Gegensatz zu allem Bisherigen tatsächlich etwas bedeutet: »Es reden viele Stimmen über die Erde und man meint sie sprächen von andern Dingen, aber ich hab’ sie verstanden« (II, 2).
Als er in der folgenden Nacht versucht, Lena zu verführen, sie ihn aber abweist, möchte er sich auf diesem Höhepunkt der Emotionen in den Fluss stürzen, doch Valerio hält ihn davon ab. Sofort kehrt Leonces Zynismus zurück, und statt Valerio dankbar zu sein, macht er ihm Vorwürfe: »Mensch, du hast mich um den schönsten Selbstmord gebracht. Ich werde in meinem Leben keinen so vorzüglichen Augenblick mehr dazu finden und das Wetter ist so vortrefflich. Jetzt bin ich schon aus der Stimmung« (II, 4).
Am Beginn des dritten Akts erfährt man jedoch, dass Leonce und Lena sich inzwischen näher gekommen sind und heiraten wollen. Sie kehren maskiert ins Königreich Popo zurück, und die für Prinz und Prinzessin geplante Trauung wird nach Valerios Plan an den beiden Maskierten vollzogen. Erst danach setzen sie ihre Masken ab, und nicht nur der Hof, sondern auch Leonce wird gewahr, dass er die Frau geheiratet hat, vor der er geflohen war. Leonce glaubt weder an Gott noch an eine andere lenkende Kraft, das unwahrscheinliche Zusammentreffen mit Lena und die Erkenntnis, dass er sie geheiratet hat, ist für ihn »Zufall« (III, 3).
Unmittelbar nach der Hochzeit überträgt ihm sein Vater die Macht über das Reich. Die Untertanen sind für den jungen König »Puppen und Spielzeug«, mit denen man nach Belieben umgehen kann. Er ist in einer euphorischen Stimmung und macht sich einen Spaß aus den sich aus seiner Allmacht ergebenden Möglichkeiten. Um seiner Angetrauten Lena eine Freude zu bereiten, verspricht er ihr, durch phantastische Vorkehrungen für einen ewigen Sommer zu sorgen: »wir lassen alle Uhren zerschlagen, alle Kalender verbieten und zählen Stunden und Monden nur nach der Blumenuhr, nur nach Blüte und Frucht. Und dann umstellen wir das Ländchen mit Brennspiegeln, daß es keinen Winter mehr gibt und wir uns im Sommer bis Ischia und Capri hinaufdestilliren« (III, 3).
Lena, Prinzessin
Prinzessin Lena vom Reich Pipi scheint die Welt nur aus Romanen zu kennen: »Wir haben Alles wohl anders geträumt mit unsern Büchern hinter der Mauer unsers Gartens« (II, 1). Sie soll mit Prinz Leonce verheiratet werden, sehnt sich aber nach wahrer Liebe, die sie in einer arrangierten Ehe nicht finden zu können glaubt: »O Gott, ich könnte lieben, warum nicht? Man geht ja so einsam und tastet nach einer Hand, die einen hielte […]. Aber warum schlägt man einen Nagel durch zwei Hände, die sich nicht suchten?« (I, 4) Sie beklagt den Widerspruch zwischen ihrem hohen gesellschaftlichen Stand und ihrer mangelnden Freiheit: »Die Blumen öffnen und schließen, wie sie wollen, ihre Kelche der Morgensonne und dem Abendwind. Ist denn die Tochter eines Königs weniger, als eine Blume?« (I, 4)
Sie flieht mit ihrer Gouvernante und trifft in einem Wirtshaus auf Leonce und Valerio. Mit Leonce empfindet sie wegen seiner Melancholie Mitleid: »Es kommt mir ein entsetzlicher Gedanke, ich glaube es gibt Menschen, die unglücklich sind, blos weil sie sind« (II, 3). Am Abend treiben ihre romantischen Gefühle sie nach draußen: »Ich brauche Thau und Nachtluft wie die Blumen. [...] Ich kann nicht im Zimmer bleiben. Die Wände fallen auf mich« (II, 3).
Im Garten des Wirtshauses hängt sie allein ihren Gedanken an den Tod nach, als Leonce auftaucht und sie zu verführen versucht, indem er auf ihre Gedanken eingeht. Lena: »Der Tod ist der seligste Traum.« Darauf Leonce: »So laß mich dein Todesengel seyn. Laß meine Lippen sich gleich seinen Schwingen auf Deine Augen senken« (II, 4). Doch sie möchte nichts überstürzen und entflieht ihm nach dem Kuss. Aber schon bald ist sie sich ihrer Liebe sicher und kehrt mit Leonce ins Königreich Popo zurück, um ihn Valerios Plan gemäß maskiert zu heiraten.
Als sich aufklärt, dass sie doch den ihr zugedachten Prinzen geheiratet hat, erklärt sie sich das im Gegensatz zu Leonce, der von Zufall spricht, mit »Vorsehung« (III, 3). Mit Leonces Vorschlägen, mit der nun vorhandenen Macht Krieg zu führen und »infusorische Politik und Diplomatie« zu treiben, kann sie nichts anfangen. Sie scheint sich nichts als ein friedliches Leben zu wünschen: »Lena lehnt sich an ihn und schüttelt den Kopf« (III, 3).
Valerio
Valerio ist der engste Vertraute des Prinzen, seine »Profession« ist, wie er mit ironischem Stolz verkündet, »die große Beschäftigung, müßig zu gehen« (I, 1). Er zelebriert geradezu die Sinnlosigkeit jeder Tätigkeit, wenn er sagt: »ich könnte mich in eine Ecke setzen und singen vom Abend bis zum Morgen: ›Hei, da sitzt e Fleig an der Wand! Fleig an der Wand! Fleig an der Wand!‹ und so fort bis zum Ende meines Lebens« (I, 1). Als er am Schluss des Stücks Staatsminister werden soll, möchte er festsetzen, »daß wer sich krank arbeitet kriminalistisch strafbar ist« (III, 3).
Als Leonce verzweifelt eine sinnstiftende Beschäftigung sucht, preist Valerio die Vorteile des Alkohols gegenüber der Liebe und der geistigen Tätigkeit an: »Ergo Bibamus. Diese Flasche ist keine Geliebte, keine Idee, […] sie wird nicht langweilig, wird nicht treulos« (II, 2). So wundert es nicht, dass in einer seiner Vorstellung nach perfekten Welt alle ein Leben der Untätigkeit und des Genusses führen: »dann legen wir uns in den Schatten und bitten Gott um Makkaroni, Melonen und Feigen, um musikalische Kehlen, klassische Leiber und eine kommode Religion!« (III, 3)
Valerio macht sich über das Äußere der Gouvernante lustig, indem er ihre Nase mit dem »Thurm auf Libanon, der gen Damaskus steht« (II, 2) vergleicht. Auch vor dem Prinzen hat er wenig Respekt und hält seine romantischen Liebesgefühle für eine Torheit: »Der Weg zum Narrenhaus ist nicht so lang […]. Ich sehe ihn schon auf einer breiten Allee dahin« (II, 2). Im Gegensatz zu dem durch die Liebe verklärten Blick des Paares auf Nacht und Natur nennt Valerio die Natur zwar »eine schöne Sache«, die aber noch schöner wäre, »wenn es keine Schnaken gäbe, die Wirthsbetten etwas reinlicher wären« (II, 4).
Als der Prinz sich vor Liebeskummer ins Wasser stürzen will, packt Valerio zu und rettet ihm das Leben, löst den Ernst der Situation aber sofort mit einem Wortspiel: »Ich werde Sie lassen, sobald Sie gelassen sind und das Wasser zu lassen versprechen« (II, 4). Er beschwert sich über Leonces »Lieutenantsromantik« und über seinen Undank (II, 4).
Um die Heirat zwischen Leonce und der noch Unbekannten zu ermöglichen, entwirft er einen Plan und verlangt von Leonce für den Fall, dass er gelingen sollte, einen Ministerposten. Er führt Leonce und Lena maskiert vor König Peter und stellt sie ihm als »Automaten«, als bloße »Pappdeckel und Uhrfedern« vor, bei denen der »Mechanismus der Liebe« in Gang gekommen sei, der zu seiner Besiegelung des kirchlichen »Amen« bedürfe (III, 3). Daraufhin lässt der König sie als Ersatz für den verschollenen Prinzen und die Prinzessin verheiraten. Als Valerio erkennt, dass die Braut niemand anderes als die Prinzessin ist, amüsiert er sich über den Zufall: »Ich muß lachen, ich muß lachen. Eure Hoheiten sind wahrhaftig durch den Zufall einander zugefallen« (III, 3).
Gouvernante
Die alte Gouvernante Lenas sorgt sich um sie wie eine »liebe Mutter« (II, 3). Sie hat eine große Nase, die Valerio mit dem »Thurm auf Libanon« (II, 2) vergleicht. Doch lässt sie sich dessen Unverschämtheiten nicht einfach so gefallen: »Warum reißen Sie, Geehrtester, das Maul so weit auf, daß Sie Einem ein Loch in die Aussicht machen?« (II, 2)
Anfangs versucht sie noch, Lena mit dem Argument, Leonce gelte als »wahrer Don Carlos« (I, 4), von der geplanten Heirat zu überzeugen. Doch als sie Lenas Verzweiflung sieht, hat sie Mitleid mit ihr: »Mein Kind, mein Kind! ich kann dich nicht so sehen. – Es kann nicht so gehen, es tödtet dich« (I, 4). Sie flieht mit Lena aus dem Palast in der Hoffnung, dass sich unterwegs ein »irrender Königssohn« (II, 1) zeigen würde, der Lenas Liebe erwecken könnte. Als der sich in Gestalt des Leonce auch tatsächlich einfindet, erkennt sie ihn freilich nicht, rät Lena vielmehr ab, ihn zu treffen (II, 3). Nachdem sich aber Leonces Identität enthüllt hat, sieht sie ihre Hoffnungen zuletzt doch erfüllt: »Daß meine alten Augen endlich das sehen konnten! Ein irrender Königssohn! Jetzt sterb ich ruhig« (III, 3).
Hofmeister
Muss sich am Anfang des Stücks Leonces Spott gefallen lassen (»Mein Herr, was wollen Sie von mir? Mich auf meinen Beruf vorbereiten?«) und wird schon nach zwei kurzen, unterwürfigen Repliken von der Bühne geschickt, nicht ohne noch einmal Leonces Spott zu ernten: »Mein Herr, ich gratulire Ihnen zu der schönen Parenthese, die Ihre Beine machen, wenn Sie sich verbeugen« (I, 1).
Präsident
Der Präsident des Staatsrats des Reiches Popo überbringt dem Prinzen die Nachricht, dass Prinzessin Lena am nächsten Tag eintreffen werde und dass sein Vater gedenke, ihm sogleich nach der Hochzeit das Regiment zu übertragen (I, 3). Der Prinz behandelt ihn wenig respektvoll, und auch Valerio macht sich über ihn lustig: »Soll ich dem Herrn Präsidenten eine Schelle anlegen?« (I, 3)
Der Präsident, Inbegriff eines Hofschranzen, redet dem König nach dem Mund und glänzt durch politische wie rhetorische Unfähigkeit: »Ein königliches Wort ist ein Ding, – ein Ding, – ein Ding, das nichts ist« (III, 3). Auf die Frage des Königs, ob es möglich sei, jemanden »in effigie« hängen zu lassen, antwortet er: »Verzeihen, Eure Majestät, es ist noch viel besser, denn es geschieht ihm kein Leid dabei, und er wird dennoch gehängt« (III, 3). Daraufhin wird beschlossen, dass auch die Trauung des vermeintlich abwesenden Paars »in effigie« vollzogen werden kann.
Hofprediger
Vollzieht die Trauung »in effigie« an den beiden »Automaten«. Zunächst »in der größten Verwirrung« durch die ungewohnte Situation, findet er schließlich die Trauformel und macht sich mit seinem »Amen« auch schon wieder entbehrlich. »Gut gemacht,« kommentiert Valerio die Blitztrauung, »kurz und bündig; so wäre denn das Männlein und das Fräulein erschaffen, und alle Thiere des Paradieses stehen um sie« (III, 3).
Landrat
Inspiziert die vom Schulmeister angeführten Bauern, die sich im Sonntagsstaat und mit Tannenzweigen in der Hand vor dem Schloss versammelt haben, wo sie das Volk spielen und das Hochzeitspaar mit »Vivat« begrüßen sollen. Denn »im Programm steht: sämmtliche Untertanen werden von freien Stücken reinlich gekleidet, wohlgenährt und mit zufriedenen Gesichtern sich längs der Landstraße aufstellen«. Der Landrat ermahnt den bereits wankenden Schulmeister, auf Nüchternheit zu achten (III, 2).
Schulmeister
Führt die Bauern an, die sich im Sonntagsstaat und mit Tannenzweigen in der Hand vor dem Schloss versammelt haben, wo sie das Volk spielen und das Hochzeitspaar mit »Vivat« begrüßen sollen. Er ermahnt die schon betrunkenen Leute, im entscheidenden Moment die Tannenzweige vor sich hin zu halten, »daß man meint ihr wärt ein Tannenwald und eure Nasen die Erdbeeren«, und erinnert sie daran, dass sie beim Vorbeifahren der Kutsche vom hinteren zum vorderen Ende des Spaliers laufen sollen, »daß es aussieht als wärt Ihr ins Quadrat erhoben«. Vom Landrat aufgefordert, für Nüchternheit einzustehen, lässt er wissen, dass er »vor Nüchternheit kaum mehr stehen« könne, und übt mit den Bauern noch einmal den »Vivat«-Ruf ein – mit eher mäßigem Erfolg (III, 2).
Rosetta
Rosetta, die Geliebte des Leonce, hat nur einen Auftritt (in I, 3). Das »zierlich gekleidet[e]« Mädchen erkennt, dass die Liebe für Leonce lediglich »Müßiggang« bedeutet, und wird dafür von Leonce mit Respekt für ihre Klugheit bedacht: »Du hast Recht wie immer. Du bist ein kluges Mädchen, und ich halte viel auf deinen Scharfsinn«.
Sie leidet unter den Zweifeln an der Dauerhaftigkeit von Leonces Liebe: »die Zeit kann uns das Lieben nehmen«. Als Leonce sie auffordert, für ihn zu singen und zu tanzen, singt sie von ihrer Todessehnsucht: »O meine müden Füße ihr müßt tanzen / In bunten Schuhen / Und möchtet lieber tief, tief / Im Boden ruhen«. Im Gegensatz zu Leonce nimmt sie diese Gedanken ernst. Als Leonce ihre Umarmung abwehrt, fühlt sie sich einsam und verlassen: »Ich bin eine arme Waise, / Ich fürchte mich ganz allein« (I, 3).
Ceremonienmeister
Der für das Hochzeitsfest zuständige Hofbeamte wartet ungeduldig auf den Beginn der Feierlichkeiten, der sich, da die Brautleute geflohen sind, hinauszögert: »Alles geht zu Grund. Die Braten schnurren ein. Alle Glückwünsche stehen ab. Alle Vatermörder legen sich um, wie melancholische Schweinsohren. Den Bauern wachsen die Nägel und der Bart wieder. Den Soldaten gehn die Locken auf. Von den zwölf Unschuldigen ist Keine, die nicht das horizontale Verhalten dem senkrechten vorzöge.«
Als der Präsident des Staatsrats alle Untertanen anweist, die Melancholie des Königs über das ausbleibende Brautpaar zu teilen, verfügt er, dass es Personen, die kein Schnupftuch bei sich haben, »Anstands halber untersagt« ist zu weinen (III, 3).