Fridrich, Nele

Studentin von Jakob Schüssler, die eine Magister-Arbeit über Jean Paul schreibt, den sie liebt (87, 258). In der Tür von Jakobs Dienstzimmer wird sie von der Türklinke getroffen, als Christian gewaltsam die Tür aufreißt (89). Später sehen wir sie im privaten Archiv von Walter Zechbauer arbeiten, der in seiner großen Villa eine unüberschaubare Sammlung von Büchern, Schallplatten, CDs usw. hat, die Nele ordnen und digital archivieren soll (94). Sie hatte einen Freund, Marcello Gattuso (103), der immer noch versucht, sich an sie zu klammern (98). Sie ist 23, spielt Cello, leidet unter Rückenschmerzen (130 f.). Nele hat grüne Augen und blonde Haare, trägt eine Brille (169).

Wie Christian und viele andere ist sie Gast auf Jakobs Geburtstagsparty. Zwischen ihr und Christian entwickelt sich ein verstohlener Augenkontakt, obwohl sie sich so abweisend wie bei ihren früheren Begegnungen verhält. Vor dem Zusammenstoß in der Tür zu Jakobs Dienstzimmer hatten sie schon eine schmerzhafte Begegnung auf der Straße, ohne sich zu kennen (43). Am späteren Abend trifft Christian sie beim Betrachten von Familienbildern, sie führen einen abstrakten gesellschaftskritischen Dialog und verstehen sich (180 ff.). Als Nadja Montanus dazwischen kommt, wirft sie Christian einen verstörenden Blick zu, aber dann ist sie weg (194). Mit Carl Brenner hat sie Italienisch gesprochen, sie war ein Jahr in Rom (189). Nele wird überwiegend aus der Sicht Christians dargestellt.

Christian trifft sie zufällig in Kreuzberg, als sie vom Schwimmen kommt. Sie ist immer auf der Hut, trinkt aber schnell Kaffee mit ihm und begleitet ihn zur U-Bahn. Nele hat bei Brenner studiert, erzählt auch, dass sie aus Waren an der Müritz stammt (222). Sie übersetzt ihm etwas aus einer italienischen Zeitung, findet sein Projekt, mit alten Kämpfern der Roten Brigaden zu sprechen, interessant. Nele beherrscht die überlegenen Sätze der kritischen Gesellschaftsanalyse noch besser als Christian, sie hat die französischen Theoretiker gelesen (245 f.). Auf den Mail-Austausch folgt eine Verabredung. Sie entscheidet, er richtet sich nach ihr.

In der Sommerhitze liegen sie dann von Mittag bis Mitternacht auf einer verbrannten Wiese in der Stadt und reden, nun ohne Vorbehalte. Sie erörtert lustvoll ihre Post-Post-Moderne-Theorien, er spricht von seinem Roman (der diesem ein wenig ähnelt – 260 f.). An einem Abend gehen sie ins Kino und ihre Bewegung aufeinander zu mündet in eine heiße Liebesnacht auf einer Parkbank, die später in seiner und in ihrer Wohnung Fortsetzungen findet (282 ff.).

Christian weiß nichts von ihren Beziehungen zu der Aktionsgruppe um Holger und Jan, mit der sie sich zuvor getroffen hat. Sie kann Jan nicht ausstehen, war aber bisher solidarisch mit dem erneuerten ›bewaffneten Kampf‹, und sie erklären ihr genau, was sie in Zürich vorhaben. Danach liegt sie im Gras und weint (276 f.).

Aber sie ist in Zürich dabei (322), es gibt massive Zusammenstöße mit der Polizei, eine Frau wird schwer verletzt, Nele blutet (327). Schon vorher hatte sie zu Holger gesagt, die Zeichen, die sie setzten, seien leer (328). Sie rettet sich nun nach Hause, nach Waren, und erholt sich bei ihrer älteren Schwester und deren kleinen Kindern (343 ff.). Nach ihrer Rückkehr ist sie mit dem ahnungslosen Christian zusammen, spricht von Heirat und Treue (368, 374).

Sie begleitet ihn zur Beerdigung seines Schulfreundes Martin ins Ruhrgebiet (409 ff.), dann auch nach Paris, wo er einen Informanten über die Roten Brigaden zu finden hofft (422 ff.). Erst sind sie Touristen, dann bekommt sie offenbar die Nachricht von der Verhaftung Holgers, lässt Christian allein, will weg aus Paris (425 ff., 444). Aber am Ende kehrt sie zu dem Café zurück, in dem er auf sie wartet (456).