Kürenberg

Berühmter Dirigent, Ehemann von Ilse Kürenberg, »unfreiwillig freiwillige[r] Langemarckstürmer« im Ersten Weltkrieg (II, 405). 1934 war er als Generalmusikdirektor in derselben Stadt tätig, in der Friedrich Wilhelm Pfaffrath, damals Oberpräsident der Provinz, jetzt Oberbürgermeister, mit seiner Familie lebte und lebt; seine Ehe mit Ilse, der Tochter des jüdischen Kaufhausbesitzers Aufhäuser, verhinderte seine Berufung nach Berlin (II, 420) und zwang ihn in die Emigration (II, 404 f.). Dort hatte ihn 1944 ein Brief aus einem englischen Kriegsgefangenenlager erreicht, in dem Siegfried Pfaffrath ihn um »Notenbeispiele der neuen Musik« (der Zwölftonmusik) gebeten hatte (II, 405). Er ist nach Rom gekommen, um die Uraufführung von Siegfrieds Sinfonie zu dirigieren. Dass Siegfried der Sohn des Mannes ist, den er vor seiner Emigration vergeblich um Hilfe für seinen jüdischen Schwiegervater gebeten hatte, erfährt er erst in Rom bei einem Abendessen mit Siegfried, lässt sich davon aber nicht in seiner freundschaftlichen Haltung zu Siegfried beirren (II, 434).

Seit dem Kriegsende führt er mit seiner Frau ein Nomadenleben (II, 433), das sie von Konzert zu Konzert führt. Er hat, so Siegfrieds Wahrnehmung, ein »festes ernstes Männergesicht« (II, 431), in den Augen seiner Frau ist er »ergraut, ziemlich kahl, doch mit hellen Augen in seinem guten festen Gesicht, ein wenig stämmig in der Gestalt« und »wirkte verschlossen, deutender gesagt, fest in sich ruhend und im Geistigen lebend« (II, 404). Die Kürenbergs führen eine Ehe ohne Streit (ebd.). Sie lieben gutes Essen und sie »liebten die Antike« (II, 405).

Für den Abend laden sie Siegfried zum Essen ein (II, 404), das sie in dem Zimmer ihres Hotels in der Bahnhofsgegend selbst zubereiten (II, 431-440). Nach dem Essen, bei dem nicht gesprochen wird, reden sie zunächst über Rom (II, 435) und dann über Siegfrieds Musik. Kürenberg erwartet von Siegfrieds Kompositionen »eine Überraschung, eine noch nie gesprochene Sprache« und rät ihm, sich nicht in den Elfenbeinturm zurückzuziehen, sondern sich ins Leben zu begeben und dabei dennoch einsam zu bleiben (II, 439 f.).

Nach dem Konzert trifft er im Dirigentenzimmer auf die Pfaffraths und Judejahn. Friedrich Wilhelm Pfaffrath schwätzt von »der guten Zeit von neunzehnhundertdreiunddreißig« (II, 543) und bietet ihm ein Gastspiel »im alten, zwar noch zerstörten, aber bald wiederhergestellten Theater« an (II, 544). Kürenberg gibt »höflich sachliche Antwort«, seine Frau lotst ihn aus dem Zimmer (ebd.).

Er lässt seine Verbindungen spielen, um zu erreichen, dass Siegfried den Musikpreis zugesprochen bekommt, aus diplomatischen Gründen allerdings nur den halben (II, 566 f.). Zur Feier des Preises und zum Abschied – sein Abflug nach Australien zum nächsten Konzert steht bevor – lädt er Siegfried am nächsten Tag in ein Restaurant an der Piazza Navona ein. Als er von Siegfrieds Plan erfährt, mit dem Preisgeld nach Afrika zu reisen, empfiehlt er ihm, »nach Mogador zu gehen« (573). Währenddessen wird seine Frau, die an diesem letzten Treffen nicht teilnimmt, von Judejahn erschossen (II, 576).