Altenwyl, Helene (Helen)

Altenwyls schlagfertige und selbstsichere Tochter und Hans Karls Cousine, Gräfin Helene Altenwyl, genannt Helen, wird von Stani und Baron Neuhoff umworben und als ideale Frau gehandelt, ist aber insgeheim in Hans Karl verliebt. Sie ist elegant, reich, hübsch, gescheit, artig und hat »die besten Manieren von der Welt« (XII, 57). Helene ist eine intelligente Frau, die mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hält. Im Gegensatz zu Hans Karl braucht sie nach eigener Aussage »nie nachzudenken, woran ich mit mir selber bin« (XII, 99). Mit dem Klischee von der ›artigen‹ Frau räumt sie auf: »Ich bin nicht artig: ich spür’ nur, was in den Leuten vorgeht, und das belästigt mich – und da reagier’ ich dagegen mit égards, die ich für die Leut’ hab’. Meine Manieren sind nur eine Art von Nervosität, mir die Leut’ vom Hals zu halten« (XII, 70). Ihren ersten Auftritt hat Helene auf der Soirée, wo sie davor warnt, mit Konversation und Geschwätz das »Wirkliche« zu »verflachen« (XII, 64). In ihrer ersten Unterhaltung mit Hans Karl (vgl. Szene II, 1) über den Clown Furlani bringt sie ihr Verständnis zum Ausdruck: »Ich begreif’, daß Ihnen der Mensch sympathisch ist. Ich find’ auch alles, wo man eine Absicht merkt, die dahintersteckt, ein bißl vulgär« (XII, 69). Baron Neuhoffs dreiste Schmeicheleien und Annäherungsversuche wehrt sie energisch ab (vgl. XII, 93). Während ihres Schlagabtauschs mit Neuhoff nimmt sie Hans Karl vor dem eifersüchtigen Intriganten in Schutz und macht damit zugleich seine ›Sonderstellung‹ deutlich: »Berechnung und Kari Bühl! Ja, sehen Sie ihn denn wirklich so wenig! Freilich ist es unmöglich, sein letztes Wort zu finden, das bei andern so leicht zu finden ist. Die Ungeschicklichkeit, die ihn so liebenswürdig macht, der timide Hochmut, seine Herablassung, freilich ist alles ein Versteckspiel, freilich läßt er sich mit plumpen Händen nicht fassen. – Die Eitelkeit erstarrt ihn ja nicht, durch die alle andern steif und hölzern werden – die Vernunft erniedrigt ihn ja nicht, die aus den meisten so etwas Gewöhnliches macht – er gehört nur sich selbst – niemand kennt ihn, da ist es kein Wunder, daß Sie ihn nicht kennen!« (XII, 95) Helene scheint Hans Karl besser zu kennen als er sich selbst und deckt ihm sein Denken und Handeln auf (vgl. Szenen II, 14 und III, 8). Als Hans Karl nach seinem impliziten Geständnis (vgl. Szene II, 14) fluchtartig das Haus verlässt, ist Helene im Begriff, ihm nachzugehen. Als der zurückgekehrte Hans Karl ihr sein Verhalten nicht erklären kann, erklärt Helene es ihm: »Was Sie hier hinausgetrieben hat, das war ihr Mißtrauen, Ihre Furcht vor Ihrem eigenen Selbst [...]. Vor Ihrem tieferen Willen« (XII, 130). Schließlich ist es auch sie, die Hans Karl ihre Liebe gesteht und die Verlobung initiiert (XII, 131 f.).