Bühl, Hans Karl (Kari)
Der neununddreißigjährige Graf Hans Karl Bühl, von seiner Schwester Crescence und seinem Neffen Stani, ›Kari‹ genannt, genießt einen hervorragenden gesellschaftlichen Ruf. Er ist vor sieben Wochen aus dem Krieg heimgekehrt und wohnt gemeinsam mit Crescence und Stani in einem Stadtpalais in Wien. Er hat einen ruhigen, zurückhaltenden, ausgleichenden Charakter und beobachtet das Geschehen distanziert, ohne sich ein abschließendes Urteil über einen Menschen zu erlauben, weil er der Meinung ist, dass man nicht reden kann, »ohne die heillosesten Konfusionen anzurichten« (XII, 142). Crescence und Stani bezeichnen ihn als komplizierten, undurchschaubaren, sprunghaften und entschlusslosen Menschen (vgl. XII, 11, 14), für Helene Altenwyl ist er »ein Mann, bei dem die Natur, die Wahrheit alles erreicht und die Absicht nichts« (XII, 43). Gegenüber Helene gesteht der ›absichtslose‹ Hans Karl: »Mit neunundreißig Jahren nicht wissen, woran man mit sich selber ist, das ist doch eine Schand’« (XII, 98).
Die Altenwylsche Soirée, auf die Crescence ihn nötigen will, ist ihm ein Gräuel, weil er immer mit zwischenmenschlichen Mißverständnissen rechnet: »das Ganze ist ein so unentwirrbarer Knäuel von Mißverständnissen. Ah, diese chronischen Mißverständnisse!« (XII, 13) Nach seinem unfreiwilligen Gespräch mit dem unsympathischen Intriganten Neuhoff entschließt er sich nach langem Zögern, die Soirée zu besuchen (vgl. Szene I, 14). Sein Erscheinen knüpft er an die Notwendigkeit einer Unterredung mit seiner ehemaligen Geliebten Antoinette, deren zerrüttete Ehe er im Auftrag ihres Mannes Adolf Hechingen retten will. Auf Wunsch seiner Schwester will er auf der Soirée auch als Heiratsvermittler für Stani tätig werden, der eine Verlobung mit Helene beabsichtigt. Zuvor hat Hans Karl Crescences Angebot abgelehnt, ihn selbst mit Helene zu verkuppeln (vgl. XII, 16). Auf das »Programm«, das er am Abend zu absolvieren hat, bereitet er sich mit einem Zirkusbesuch vor, wo er sich den Clown Furlani – »eine Art von dummem August...« – ansehen will (XII, 61).
Auf der Soirée erklärt er Antoinette, dass ihre ehemalige Liaison mit ihm einer »Verkettung von Zufällen« geschuldet und eine »Ungeschicklichkeit« gewesen sei, die er genossen habe, die aber endgültig beendet sei (XII, 84-85). Die Ehe hingegen sei das »Institut«, das »aus dem Zufälligen und Unreinen das Notwendige, das Bleibende und das Gültige« mache (vgl. XII, 86). In seiner Unterhaltung mit Helene (vgl. Szene II, 14) kann er sich entgegen der Abmachung mit Crescence nicht dazu entschließen, ihr zu einer Heirat mit Stani zu raten (vgl. XII, 100). Stattdessen gesteht er ihr, dass er in ihr »das Notwendige« sehe (XII, 99), und erzählt er ihr von einer Vision, die er im Krieg hatte: Verschüttet und dem Tod nahe, hatte er die Vorstellung, dass Helene seine Frau sei. Während seines anschließenden Spitalaufenthaltes habe er sich »auf einmal ausdenken können, was das ist: ein Mensch. Und wie das sein muß: zwei Menschen, die ihr Leben aufeinander legen und werden wie ein Mensch« (XII, 103). Nach diesem Geständnis verlässt Hans Karl fluchtartig das Altenwylsche Haus, kehrt aber zurück und trifft auf Helene, die gerade im Begriff ist, ihm nachzugehen. Nachdem sie ihm ihre Liebe gestanden hat, gesteht er sie sich endlich auch selbst ein: »Was ist das für ein Zauber, der in dir ist. Gar nicht wie die anderen Frauen. Du machst einen so ruhig in einem selber« (XII, 133) Nach seiner Verlobung ist Hans Karl jede Konversation zu viel, und er verlässt das Haus fluchtartig mit dem Hinweis, nie wieder eine Soirée besuchen zu wollen (vgl. XII, 143).