Rachel
Stubenmädchen Diotimas, das auf Ulrich wie eine kleine schwarze Eidechse wirkt. Sie hat in seinen Augen etwas Orientalisch-Liebliches (22., 95). Rachel, von Diotima »Rachelle« genannt, 19 Jahre alt, hat eine Geschichte: sie stammt aus einer »häßlichen Hütte in Galizien« und wurde verstoßen, als ein »gewissenloser Bursche« sie geschwängert hatte. Verzweifelt gelangte sie mit dem Kind nach Wien und durch Zufall oder Fügung zu Diotima. Ihr Kind, ein Mädchen von eineinhalb Jahren, hat sie in Pflege gegeben. Sie besucht es, obwohl sie es als Strafe empfindet (41., 163 ff.).
Rachel geht ganz und gar in der Verehrung für ihre Herrin auf; sie verrichtet alle Arbeiten, von der Körperpflege bis zum Tischdecken, mit Andacht und lässt sich durch Romanlektüre bilden, denn sie hat eine Beziehung zur Schriftkultur aus ihrem Elternhaus mitgebracht (164).
Durch Soliman, Arnheims 16jährigen schwarzen Diener, der in sie verliebt ist, gewöhnt Rachel sich daran, ihre Herrin und Arnheim zu beobachten und zu belauschen (79.). Sie rückt von ihrer Bewunderung für Diotima ab und wählt sich Ulrich zum Objekt.
Aber trotz ihres heimlichen Schmachtens nach Ulrich weiß sie, dass sie eines Tages dem ungeschickten Werben von Soliman nachgeben wird, und ergreift sogar als die Erfahrenere die Initiative. Das ist die beschränkte Realität im Kontrast zu all den Möglichkeiten ihrer erotischen Phantasie, »eingeschrumpft aus tausend Männern zu einem etwas lächerlichen kleinen Wicht und dem einen, der alle anderen ausschließt« (117., 604).
Am Ende kommt Rachel noch einmal vor, während Diotimas großer Abendgesellschaft. Ulrich bemerkt nicht, dass ihre Augen nicht mehr glänzen; sie sieht elend aus, denn sie ist erneut schwanger (III, 38., 1027).