Bienmüller, Alfred
Huf- und Nagelschmied in Jerichow. Sozialdemokrat. Lässt sich 1945 von seinen Parteigenossen überreden, in die KPD einzutreten. 1946 Bürgermeister von Jerichow (bis 1948).
644 Will den Sohn nicht zur Konfirmation schicken und begründet das gegenüber Pastor Brüshaver damit, dass er dafür kein Geld habe und es seinem Jungen außerdem »von seiner Hitlerjugend verboten« worden sei. Brüshaver wird wegen seines Besuchs bei Bienmüller von der Gestapo verhört.
678 Bei einem als Leichenschmaus für Anna Niederdahl getarnten illegalen Treffen der SPD-Genossen in Lübeck wird Heinrich Cresspahl aufgefordert, dafür zu sorgen, dass Bienmüller alles bekommt, was er benötigt, – wofür, bleibt unklar.
720 Bienmüller wird im November 1938 bei der Gestapo in Gneez angezeigt, weil er – wie einige andere – bei der zweiten »Reichsstraßensammlung« eine Spende unter Berufung auf die Taufe Edda Görings verweigert hatte. Die Ermittlungen ergeben, »daß die beleidigende Äußerung eine unabhängige Feststellung gewesen war, und daß Alfred Bienmüller, der schon seinen Sohn nicht hatte konfirmieren lassen, sehr wohl den Vorsatz äußern dürfe, nie für eine Taufe Geld auszugeben, ob er nun noch von seiner fünfzigjährigen Frau kleine Kinder bekommen werde oder nicht«.
1103-1104 Bei Heinrich Cresspahls Bemühungen, Jerichow in den ersten Nachkriegsmonaten zu versorgen, lässt Alfred Bienmüller sich gegen die Lieferung von Milch und Schlachtvieh an Gut Beckhorst für Reparaturen »ausleihen«. Aber Milch wie Kühe landen am Ende doch bei der Roten Armee.
1163-1164 Im August 1945 kommt Erwin Plath nach Jerichow, um Bürgermeister Cresspahl dazu zu bewegen, alte SPD-Genossen in der neu zu gründenden Kommunistischen Partei unterzubringen. »Kommunisten der ersten Stunde, und doch heimliche Posten der Sozialdemokratie.« Mit Alfred Bienmüller hat er schon gesprochen: »Alfred Bienmüller, Schmied in Jerichow, wollte das Opfer bringen.« Cresspahl ist dagegen.
1359-1362 Im Dezember 1945 kommt Erwin Plath noch einmal nach Jerichow zu einem Treffen und räumt ein, »daß die Eroberung von geheimen Einflußbereichen in der K.P. mißlungen ist.« Bienmüller, der an dem Treffen teilnimmt, beschränkt sich darauf, Erwin Plath Unbestimmtes anzudrohen für den Fall, dass er sie noch einmal »Kinnings« nennt, und fragt sich laut: »Wie Cresspahl bloß darauf gekommen ist. Daß er so eine gute Meinung von dir hatte.«
1409-1414 Im Oktober 1946 wird Bienmüller Bürgermeister als Nachfolger von Fritz Schenk. Er ist inzwischen Ortsvorsitzender der SED. Gerät mit dem Landrat und Wahlkampfleiter Gerd Schumann aneinander, der vor den Landtagswahlen im Oktober 1946 zu einer Wahlrede nach Jerichow kommt und über die subversiven Werbeplakate empört ist, die Bienmüller in der Stadt hat anbringen lassen. Bienmüller empfängt ihn ohne die erwartete Ehrerbietung, lässt ihn auf seinem »matschigen Werkstatthof« stehen. Hält am Ende der Wahlveranstaltung eine Rede.
1524 Hielt die Bildung einer ›amtlichen S.P.D.‹ in Jerichow (im Dezember 1945) für Unsinn.
1602 Bienmüllers Nachfolger als Bürgermeister (etwa ab 1948) ist Schettlicht.
Anhang, XI Cresspahl zählt Bienmüller zu seinen (wenigen) Freunden in Jerichow.
Anhang, XVI Bienmüller hat von Cresspahls Arbeit für die britische Abwehr gewusst: »Dennoch habe nicht Alexander [Paepcke] jene Sache gewußt; nur Alfred Bienmüller, Huf- und Nagelschmied zu Jerichow. Cresspahl habe Alexander nicht gefährden mögen. Bienmüller sei eine Notstation gewesen. Im übrigen wisse Alfred nicht genug, um auch nur ein Zehntel der Geschichte zusammenzudenken.«
Vgl. auch 1034. 1105. 1181. 1359.