Papenbrock, Robert

Ältester Sohn von Albert und Louise Papenbrock, geboren 1895; Bruder von Lisbeth Cresspahl, Hilde Paepcke und Horst Papenbrock. Verschwindet im Mai 1914 nach Südamerika, kehrt 1935 zurück, nachdem Albert Papenbrock ihn von seinem Bruder Horst hatte suchen lassen. Dient sich sogleich den Nationalsozialisten an, zieht nach Schwerin, bekommt dort ein Parteiamt, wird Mitglied der SS. 1937/38 im Auftrag der NSDAP in Nordamerika zur Anwerbung von Nazis. Im Krieg als »Sonderführer S.S.« für die Hinrichtung von Geiseln in der Ukraine verantwortlich. Aus Russland schickt er eine junge Frau, Slata, mit der er ein Kind hat, nach Jerichow zu seinen Eltern. 1947 kommt er heimlich durch Jerichow. Kann sich schwimmend nach Westdeutschland durchschlagen. Lebt in Lübeck. 

58-59 Lisbeth Cresspahl in einem von Gesines Totengesprächen über das wilde Leben ihres großen Bruders vor seinem Verschwinden: »Als Robert siebzehn war, mußte Hilde ihn immer zwei Stunden vor Schulanfang wecken, damit Louise Papenbrock nicht das Dienstmädchen in seinem Bett fand. / Das Mädchen hieß Gerda, und war so alt wie ich. Sie hat ins Dorf geheiratet, denn schwanger war sie. / Und Papenbrock zahlte die Aussteuer.« – »Robert hat ein Pferd in einem Wettrennen mit einem Auto totgeritten.« – Bedrohte seine kleine Schwester Lisbeth mit einem Revolver, sie entkam dem Schuss nur durch Zufall. – Robert »kam betrunken zur Schule, machte Schulden in Restaurants, schoß auf Spatzen in der Stadt und traf Fensterscheiben. Als er die Tochter eines Lehrers geschwängert hatte, mußte er nach Parchim getan werden«, wo er ein luxuriöses Leben führt. »Er saß in der Goldenen Traube in der Langen Straße bei Ente und Rotwein und sah vor dem Fenster den Rektor mit seiner Frau und lud das bestürzte Paar ein zu Ente und Rotwein. Das war sein Ende in Parchim.« – »Von Parchim ging er nach Hamburg.« – »In Vietsen wurde gesagt: Er lernt Import und Export in Rio de Janeiro

473 Kommt mit dem Bruder Horst nach Deutschland zurück, wohnt in Schwerin in einer beschlagnahmten Villa.

532 Was Horst Papenbrock seit seiner Rückkehr mit dem älteren Bruder »den Nazis verweigerte, das bekamen die von Robert Papenbrock«, der inzwischen ein Parteiamt in Schwerin innehat. Es geht »die Rede, er habe neben seiner braunen, der ›Amtswalter‹-Uniform, noch eine andere, die schwarze der Geheimpolizei«.

555-556 In Jerichow hält sich das Gerücht, der aus Südamerika Zurückgekehrte sei gar nicht Robert Papenbrock. Über die Unterschiede zwischen dem jungen Robert Papenbrock und dem Zurückgekehrten. Auffällig ist auch, »daß er nicht einmal gefragt hatte nach dem Kind, das er der Tochter seines Französischlehrers gemacht hatte«.

557-558 Seine Erzählungen von seinem Leben in Süd- und Nordamerika. Sein Urteil über Nordamerika: »Durch und durch verjudet und verniggert, die Amerikaner. Diesen Krieg gewinnen wir.« – Über seinen schnellen Aufstieg in der Partei nach seiner Rückkehr.

559 »Lisbeth hatte es nicht gefallen, daß der Fremde sie nach mehr als zwanzig Jahren umarmen wollte, als sei sie nicht seine Schwester.«

570 Erfährt durch Horst Papenbrock von dem Gespräch zwischen Hagemeister und Warning über Griem, das seine Schwester Lisbeth in der Eisenbahn mitgehört hatte, tut unbeteiligt, initiiert aber den Prozess gegen Hagemeister und Warning, bei dem Lisbeth aussagen muss (vgl. 571, 1481).

570-571 Reist im Auftrag der NSDAP nach Nordamerika, um, wie man später erfährt, für den Nationalsozialismus zu werben (vgl. 1481). – Er hat die Anzeige gegen Hagemeister und Warning wegen »Verunglimpfung eines nationalsozialistischen Amtsträgers« (d.i. Reichsarbeitsdienstführer Griem) erstattet. – Er wird »nicht vor Anfang 1938 aus den Staaten zurückerwartet«.

910 Im Krieg als »Sonderführer« in der Sowjetunion eingesetzt. Von dort schickt er den Eltern ein zweiundzwanzigjähriges Mädchen (Slata). »Die Eltern sollten sie für ihn in Jerichow aufbewahren. Louise behandelte sie als Dienstmädchen.«

1000 Nach Kriegsende gibt es von Robert Papenbrock zunächst »keine Nachricht, als daß die Sowjets ihn umbringen würden, hätten sie ihn erst«.

1127 Cresspahl hatte Albert Papenbrock nach 1945 frühzeitig angekündigt, »daß die Sowjets suchen würden nach dem Vater von Robert Papenbrock, der in der Ukraine für die Hinrichtung von Geiseln bekannt geworden war«.

1193-1194 Aus Sicht von Frau Abs, die sich auf Cresspahls angeheiratete Verwandtschaft einen Reim zu machen versucht: Papenbrock »hatte einen toten Sohn [Horst], für den durfte er eine Gedenktafel aufstellen im Familienbegräbnis, der andere sollte verschwiegen werden, Kinder hatte der umgebracht in der Ukraine, Dörfer angezündet. Dennoch hatte bei den Papenbrocks ein Mädchen aus der Ukraine gelebt, anfangs als Dienstmädchen, von Dezember 1944 an ausdrücklich als Verlobte«.

1479-1481 In ihrem Tagebuch aus dem Jahr 1947 macht Gesine Cresspahl unter der Chiffre »R.P.« einige Einträge. »Ein Strich zwischen den beiden Buchstaben hatte daraus die Formel für Requiescat In Pace gemacht. Das half wenig, den Vorfall zur Ruhe zu bringen«. Der Vorfall: Sie hatte den als Kriegsverbrecher gesuchten Robert Papenbrock, der eines Tages heimlich nach Jerichow gekommen war, in der Küche mit Jakob und Frau Abs sitzend angetroffen und energisch aus dem Haus gewiesen: »Raus! schrie sie. – Du sast rut hier!« [Du sollst raus hier!] Danach hatte sie Jakob und seiner Mutter von Roberts Untaten erzählt und beide billigten ihr Verhalten. Aber am nächsten Tag überkamen sie ›eisige Zweifel‹.

1481 Gerät nach diesem Vorfall am Dassower See in einen Posten der Roten Armee und rettet sich »mit einer beträchtlichen Fleischwunde an einem seiner fetten Beine« schwimmend ans westliche Ufer. Schreibt seiner Nichte einen Brief aus Lübeck, in dem er sich als »zum Krüppel geschossen« bezeichnet und schließt den Brief mit dem »feierlichen Nachsatz: Somit enterbe ich dich denn.« 

Anhang VIII Aus Cresspahls Erinnerung: Robert »wurde zunächst in der Auslandsorganisation der N.S.D.A.P. beschäftigt, als Tagungsredner, als Dolmetscher für Werberedner in Übersee; dann übernahm ihn der S.D.«.

Vgl. auch 50. 320. 560. 600. 606-607. 613. 616. 767. 785. 1345. 1524. 1526. Anhang V, VII-VIII.