Tannebaum, Marie
Tochter von Frieda und Oskar Tannebaum in Jerichow.
724 Sie wird in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 im Haus ihrer Eltern von SA ermordet, »acht Jahre alt, ein wildes, verschlossenes Mädchen, das sich im Gräfinnenwald umhergetrieben hatte, seit Lehrer Stoffregen sie nicht mehr in seine Schule gelassen hatte«. Sie hat lange schwarze Zöpfe. Ihre Mutter trägt sie aus dem Haus und sinkt mit ihr zu Boden. »Sie hielt ihr Kind immer noch wie eins, das bloß schläft und nicht aufwachen soll.«
740 Kriminalkommissar Vick: »Da ist ein Judenbalg erschossen worden. [...] Marie Sara Tannebaum.«
756-757 Am nächsten Tag schickt die Gestapo einen Sarg und beauftragt Fuhrunternehmer Swenson, ihn am Abend zu einer nächtlichen Beisetzung nach Gneez zu fahren. Aber Tannebaums laden den Sarg auf ihren Ackerwagen und verlassen Jerichow mit Maries kleinerem Bruder Walter Richtung Lübeck. Auch Pastor Brüshavers Angebot, das Kind auf dem Jerichower Friedhof zu beerdigen, schlagen sie aus: »Sie is nu gestorben wie ne Jüdin; so soll sie denn ne jüdische Beerdigung kriegen«, gibt Oskar Tannebaum ihm Bescheid.