Absu

Das sumerische Wort »Absu« kommt im Roman in Verbindung mit Josephs Geburt und seinem Kosenamen Dumuzi-Absu (IV, 348; V, 1682) vor und wird dabei – mit der Bedeutung ›Abgrund‹ oder ›Tiefe‹ – als Metapher für den mütterlichen Schoß verwendet: Joseph ist »hervorgegangen aus dem dunkelblutigen Schoße des Lebens«, heißt darum »Dumuzi-Absu, des Abgrundes rechter Sohn« (IV, 348). Zu Benjamin sagt er: »aus demselben Abgrunde kamen wir beide, der da heißt ›Absu‹, uns aber heißt er Mami, die Süße, um die Jaakob diente« (IV, 445). Das Wort gewinnt im Zusammenhang des Tammuz-Adonis-Mythos vegetationsmythologischen Doppelsinn (Erdenschoß, Mutterschoß) und spielt zugleich auf Tod und Unterwelt an (vgl. auch V, 1295).

›Apsû‹ ist das Süßwassermeer, das sumerisch-babylonischer Kosmogonie zufolge – ebenso wie das Salzwassermeer Tiamat – vor der Erschaffung von Himmel und Erde existierte (Meissner II, 104) und dessen göttliche Hypostase der schon vor Anu anzusiedelnde Ur-Gott Apsû ist, der Gatte der Tiamat (II, 13, 16, 45 u.ö.). Nach der Erschaffung von Himmel und Erde liegt das Apsu zwischen Erde und Unterwelt (ebd. 111 f.). – »Dumuzi-abzu« ist nach Meissner (II, 24) der Name einer früheren Form des sumerischen Dumuzi und babylonischen Tammuz; ob und wie der Namenszusatz ›abzu‹ mit Apsû zusammenhängt, sagt er nicht. – Mit der Deutung des Namens »Dumuzi-Absu« als ›Dumuzi, Sohn des Abgrundes‹ folgt TM wohl Mereschkowskij (202).

Letzte Änderung: 23.02.2010  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeilZurück