Alraune

In Jaakobs achtes Ehejahr »fiel das Vorkommnis mit den Dudaim« (IV, 327): Der achtjährige Ruben findet auf dem Feld eine Alraune. Er weiß von den zahlreichen zauberischen Wirkungen, die der Pflanze zugeschrieben werden. Besonders ihre Früchte, die Dudaim, sollen die Fruchtbarkeit der Frauen fördern. Er gräbt das »Zaubermännchen« aus, »fleischig-weiß, mit zwei Beinen, kinderhandgroß, bärtig und überall zäsrig behaart«, und bringt es mit Kraut und Früchten der Mutter Lea (IV, 329).

Die freut sich sehr über den Fund und vergilt dem Sohn die Gabe mit »Datteln in die Faust« und »Schmeichelworten«. Denn »Lea's Leib hielt Brache« seit der Geburt ihres Sohnes Juda. Das ist ihr großer Kummer, dem sie mit den Kräften der Alraune abzuhelfen hofft, auch wenn sie eigentlich überzeugt ist, sie nicht zu brauchen (IV, 326). Ihre Schwester Rahel bittet sie, ihr wenigstens einige der Dudaim zu überlassen, da Lea doch schon vier Kinder habe und sie selbst noch keines. Lea weigert sich, doch als Rahel ihr dafür eine Nacht mit Jaakob verspricht, überlässt sie der Schwester »mit wogender Brust« alles, »die Alraune, Kraut und Rübe, alles zusammen« (IV, 333). In der so erkauften Liebesnacht wird Leas einzige Tochter Dina gezeugt (IV, 334).

Der Zwerg Gottlieb in Potiphars Haus hat ein »Alraunengesicht« (IV, 796): »kindlich-greis, kleinfaltig, verhutzelt und alraunenhaft« (IV, 786).

Biblische Bezeichnungen: Liebesäpfel,  Dudaim. – Abb.: Aus dem »Tractatus de herbis« des »Hortus sanitatis«, Straßburg 1497. Bildquelle: UB Salzburg.

Letzte Änderung: 28.01.2011  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeilZurück