Baal, Baalat, Baalim
Die westsemitischen Wörter für Gott (Baal mit der Bedeutung: Herr, König, Meister), Göttin (Baalat) oder Götter (Baale, Baalim) werden im Roman vorwiegend als allgemeine Bezeichnungen der westsemitischen, teils auch der mesopotamischen Gottheiten (vgl. aber Bel) verwendet. Der kritischen Sicht der Abrahamsleute auf die Vielgötterei in Kanaan und Mesopotamien entsprechend haben die Begriffe einen mehr oder weniger deutlichen pejorativen Akzent.
Insbesondere Jaakob hegt Abscheu gegen den »Baalsunflat« seiner Landsleute (IV, 417 u.ö.) und predigt den Seinen von dem einen Gott Abrahams, der viele Namen habe, aber immer der einzige und höchste Gott El eljon sei und bleibe. Bei den Kanaanäern dagegen »gab (es) keinen Baal, es gab nur Baale, das heißt Inhaber, Besitzer und Beschützer von Kultstätten, Hainen, Plätzen, Quellen, Bäumen, eine Menge Flur- und Hausgötter, die vereinzelt und ortsgebunden webten, in ihrer Gesamtheit kein Gesicht, keine Person, keinen Eigennamen hatten und höchstens ›Melkart‹, Stadtkönig hießen, wenn sie eben dergleichen waren, wie der von Tyrus. [...] Da war wenig Würde und gar keine Gesamt-Majestät« (V, 1732). Eine Ausnahme macht Jaakob nur bei Baal-berit, dem Hauptgott von Sichem, Tammuz-Adonis.
TMs Begriffsverwendung entspricht im Wesentlichen der Begriffserläuterung, die er bei Jeremias I (248) vorgefunden haben dürfte: »Die in der Bibel bezeugten kanaanäischen Gottesbezeichnungen Ba'al und Molek [vgl. Melech] sind nicht eigentliche Gottesnamen. Ba'al, bereits in der Amarnazeit in Kanaan nachweisbar, entspricht dem babylonischen Gottes-Epitheton Bel [vgl. Bel], und Molek [...] ist wohl absichtliche Verdrehung des Gottesattributes, das babylonisch gesprochen Malik ›Entscheider‹ lautet. Beide Epitheta bezeichnen den betreffenden summus deus des Landes«.