E-chulchul
E-chulchul heißt die Tempelanlage des Mondgottes Sin in Charran, »in deren innerster, von Steinen funkelnder Zelle aus vergoldetem Zederngebälk die bärtige Statue des Abgottes auf silbernem Sockel stand« (IV, 251) und deren Höfe mit »silberbeschlagenen und von bronzenen Stieren bewachten Toren« verschlossen sind (IV, 250). Ihr großer Stufenturm, den man von Labans Gehöft aus über die offene Steppe hin am Horizont sehen kann (IV, 236), ist »ein siebenfarbiges Ungetüm aus Kacheln, azurblau in der Höhe, so daß das dortige Heiligtum und Absteigequartier des Gottes [...] mit dem Blau der oberen Lüfte gleißend zusammenzufließen schien« (IV, 250).
Jaakob sieht in dem Tempel eine »Festung des Götzenglaubens« und empfindet beim Anblick seiner »hinfälligen Anmaßungen« Eifersucht für seinen und Abrahams Gott, die sich freilich auch aus dem Verdacht nährt, dass Gott »im Grunde auch recht gern in einem Haus aus Emaille, vergoldeten Zedern und Karfunkelstein« wohnen würde (IV, 251).
Als Rahel im fünften Monat schwanger ist, besteht Laban darauf, dass ein »Sehepriester« des Sin-Tempels (Rimanni-Bel) ihr und dem Kind »durch Wahrsagung die Zukunft deute« (IV, 337). Jaakob bleibt zu Hause, »um nicht den Prunkgreuel zu sehen von E-chulchul und nicht ein Ärgernis zu nehmen am zugehörigen Hause der Buhlweiber und Liebesknaben, die sich den Fremden überließen für schweres Geld, zu Ehren des Abgottes« (IV, 338).
Der Tempel wird bei Jeremias II (360) und Meissner (I, 219; II, 19, 245) erwähnt. Die Beschreibung des Tempels, insbesondere seiner azurblauen Kacheln, orientiert sich vermutlich, wie Fischer (368) gezeigt hat, an Meissners Bericht über den Tempelturm Etemenanki in Babel (Meissner I, 310-314), wohl auch an Mereschkowskij (142).