Rimanni-Bel (Rimut)
Rimanni-Bel, kurz Rimut, heißt der Sehepriester im Tempelbezirk des Mondtempels E-chulchul in Charran, zu dem Laban und Adina ihre schwangere Tochter Rahel bringen, »damit er ihr und dem Kinde durch Wahrsagung die Zukunft deute« (IV, 337; vgl. 337-344). Rimanni-Bel, »das ist: ›Bel, erbarme dich meiner‹« (IV, 337), erscheint in »weißen Linnengewändern« und einer »ebenfalls linnenen Kegelmütze, – ein Greis schon, doch ranken und nicht von Speck entstellten Leibes, mit weißem Bart, einer geröteten Knollennase und scherzhaften Äuglein, in die zu blicken erheiternd wirkte« (IV, 338 f.). Er stellt sich als Nachfahre des Königs Enmeduranki von Sippar vor und weiß sich auch sonst gründlich zu rühmen (IV, 339 f.).
Für die Beteiligten, sogar für Rimanni-Bel selbst, ist der Orakelspruch »dunkel und mehrdeutig« (IV, 340), für die Leser dagegen ist er eine recht genaue Vorausweisung auf das künftige Geschehen, insbesondere auf Josephs Leben und Rahels frühen Tod: Das Kind werde ein gesunder Knabe sein, so weissagt er, von dessen Schicksal er sagen könne, dass er »in die Grube fahren und dennoch leben« werde, er »werde sein wie das Korn, das nicht Frucht trägt, es stürbe denn«, und ihm werde schließlich eine »Erhebung des Hauptes aus dem Tode« zuteil. Seine Mutter aber werde »den Stern ihres Knaben nicht sehen, wenn er am höchsten stände, es sei denn, sie hüte sich vor der Zahl Zwei« (IV, 341). Jaakob »grübelte manche Stunde noch über das Wesen des Orakels im allgemeinen«, Laban dagegen »mißbilligte solche Quengeleien« (IV, 342).
Nach Meissner betrachteten die babylonischen Sehepriester den vorsintflutlichen König Enmeduranki (Euedoranchos) von Sippar als ihren Ahnherrn. TM gestaltet Rimanni-Bels Berufung auf diesen Ahnherrn nach den bei Meissner zitierten Quellen (Meissner II, 54 f.), ebenso die Beschreibung seiner Kleidung (ebd. 55 f.), des Opferrituals (ebd. 87 f.) und des Orakelspruchs (ebd. 275 f.). – Auch Jeremias berichtet von Zeugnissen über den vorsintflutlichen »mythischen König Enmeduranki von Sippar«, auf den die »Vorzeichenwissenschaft« zurückgeführt wurde (Jeremias II 393 f.), die »sich dann weiter vererbte an ›Söhne von Sippar und Babylon‹«.(ebd. 40; vgl. auch 465).