Jahu

Jahu ist ein Vorläufer des Gottes Israel. Zu Abrahams Zeiten war er der Gott eines kriegerischen Wüstenstammes »von äußerst ursprünglichen Sitten« gewesen, das sich »Gottesstreiter« (Israel) nannte. Der Ehrenname Israel, den Jaakob sich bei dem nächtlichen Kampf am Jabbok bei Peni-el errang, war demnach »keine Erfindung seines eigentümlichen Gegners« (IV, 130).

Jahu war »ein schnaubender Kriegsherr und Wettererreger« und »schwer zu behandelnder Kobold mit mehr dämonischen als göttlichen Zügen, tückisch, tyrannisch und unberechenbar, vor dem sein braunes Volk, übrigens stolz auf ihn, in Angst und Schrecken lebte« (IV, 131). Trotz seines primitiven Charakters war ihm »eine große theologische Laufbahn vorbehalten«, denn »Bruchteile seiner Glaubensträgerschaft« waren »durch geistliche Werbung und Verständigung zu einem Bestandteil von Abrahams Glaubenssippe geworden«, und durch sie waren dann auch »Teile der wüstenhaften Wesenheit« des Jahu »nährend eingedrungen in das durch den Geist des Menschen nach Verwirklichung trachtende Gotteswesen«, das Abraham ›hervordachte‹ (ebd.).

Das ist der Grund, warum sein Name, »der einst ein Kriegsgeheul war« (ebd.), auch von den Abrahamsleuten als Gottesname gebraucht wird (IV, 132), wie man gleich zu Beginn des Romans bei Josephs (nicht ganz ordnungsgemäßen) Gebeten im Mondlicht und beim anschließenden »Schönen Gespräch« mit dem Vater sehen kann (IV, 66 f., 117; vgl. auch IV, 349, 374 und V, 1619).

Etymologische Zusammenhänge zwischen dem Namen des Beduinengottes und dem hebräischen Gottesnamen Jahwe werden nahegelegt (IV, 132). – In seinem Himmelstraum (IV, 459-468) wird Joseph der Titel ›Jahu, der Kleine‹ verliehen (IV, 467).

Fischer (338) vermutet, dass TM sich bei der Charakterisierung des Wüstengottes Jahu auf Meyer (69 ff. u.ö.) gestützt hat. – Argumente für einen etymologischen Zusammenhang zwischen dem hebräischen Tetragramm JHWH und Jahu (IV, 132) fand TM bei Jeremias I (272 f., 359), die Gleichsetzung von ›Jahwe‹ und ›Jahu‹ bei Benzinger (124 f.). – Das Motiv der Besänftigung des Wüstengottes durch eine frisch abgeschnittene Vorhaut (IV, 131) ist aus den Geschichten Moses (vgl. Exodus 4,24-26) übernommen und in die Sphäre des Wüstengottes transponiert.

Letzte Änderung: 18.08.2013  |  Seitenanfang / Lexikon   |  pfeil Zurück