Mundöffnung, Ritual der
Teil des ägyptischen Bestattungsrituals, das Joseph sich von Bata, einem Bäckermeister in Menfe, erklären lässt: Die Mundöffnung, so Bata, werde so genannt, »weil der Priester dabei mit einem geeigneten Stabe den Mund öffnet dem Toten, daß er wieder essen und trinken und die Nähropfer genießen möge, die man ihm darbringt« (IV, 759). Das Ritual wird nicht nur an den Toten, sondern auch, und zwar täglich, an der Statue des Ptach im Ptach-Tempel zu Menfe vollzogen (IV, 758). Dass demnach, wie Joseph (in ironischer Umkehrung) bemerkt »der Unterschied zwischen dem Dienst der Götter und dem der Toten« keiner sei (IV, 759), scheint Bata nicht zu bemerken, denn er erzählt das Ritual zweimal.
Die Erkältung, die Potiphars Hausmeier Mont-kaw sich bei der Bestattung seines Schwagers zuzieht und mit der sein ›bescheidenes Sterben‹ (V, 978) beginnt, ist u.a. Folge des Aufenthalts in dem ›gesteinskalten Zug und Höhlenhauch‹ an dem Felsengrab, »vor dessen bescheidenem Portal ein Priester in der Hundsmaske Anups die Mumie aufrecht hielt, während ein anderer mit dem mystischen Kalbsfuß die Zeremonie der Mundöffnung an ihr vornahm und die kleine Gruppe der Leidtragenden, die Hände auf den mit Asche bestreuten Köpfen, dem Zauberakt zusah« (V, 988).
Die Beschreibung des Rituals stützt sich vermutlich auf Erman/Ranke (365). – Vgl. dazu auch Assmann I, 408-431. – Abb.: Papyrus aus dem Totenbuch des Hunefer.