Klessentin, Manfred von
Ehemaliger Regimentskamerad Leos, »noch von den Kadetten her« (7/50), den Leo unvermutet in dem Restaurant wiedertrifft, in dem er und seine Schwestern nach dem Theaterbesuch mit Onkel Eberhard zu Abend essen. Er hat die militärische Laufbahn an den Nagel gehängt und ist, teils aus Neigung, teils aus materieller Not, Schauspieler geworden. Die mit dieser Berufswahl verbundene Abweichung von aristokratischen Standesnormen, denen er mit seinem das Adelsprädikat tilgenden Künstlernamen (»Herr Manfred«) gleichwohl Genüge tut, scheint er ebenso gelassen zu nehmen wie den Umstand, dass er bisher nicht über kleine Nebenrollen hinausgekommen und auch sicher ist, »daß ›Herr Manfred‹ kein großer Künstlername werden wird« (7/53 f.). Er hofft darauf, eine »sogenannte gute Partie« zu machen, und würde dann »keinen Augenblick zögern«, dem Theater den Rücken zu kehren. Er sei zwar gern Schauspieler, aber eine »Tiergartenvilla mit einem Delphinbrunnen, der immer plätschert und den Rasen bewässert«, wäre ihm lieber, was Eberhard von Poggenpuhl eine »gesunde Reaktion« nennt (7/54). Während Therese auf Klessentins ehrliche Selbstauskünfte erwartungsgemäß reserviert reagiert, begegnen ihm die übrigen Poggenpuhls, besonders Onkel Eberhard, mit vorurteilsloser Offenheit und regem Interesse.
Klessentin ist das Gegenstück zu Leo, ein nüchterner ›Realist‹, der, anders als Leo, seine triste Lage auch ohne »Fata morgana« aushält (vgl. 4/32).