Buddenbrook, Hanno (Johann)
Sohn von Thomas und Gerda Buddenbrook. Der letzte Erbe des Hauses Buddenbrook wird zu Beginn des Jahres 1861 geboren (VII, 1.). Er überlebt die Geburt mit Mühe und ist im ersten Jahr oft ernstlich krank (VII, 5.). Seine Augen sind goldbraun, eine Mischung aus den blauen väterlichen und den braunen von Gerda.
1868 geht »der kleine Johann«, in der Familie Hanno genannt, zur Schule, ungern. Er ist ein zartes Kind mit hellbraunen Locken, das viel weint. Nachts leidet er unter »pavor nocturnus«, Panikanfällen im Schlaf (VIII, 3., 508). Ida Jungmann betreut ihn ostpreußisch beruhigend, seit er ein Jahr alt ist.
Mit sieben Jahren entdeckt er durch seine Mutter die Musik, die er mit Hilfe des Organisten Pfühl rasch versteht (VIII, 7., 552). Hannos Hingabe an die Musik wird mit einer seltenen emotionalen Teilnahme erzählt, im Kontrast zur sonst distanzierten Erzählhaltung des Romans. Thomas steht dieser Entwicklung nicht positiv gegenüber, er gibt sich als fordernder Vater und schüchtert den Sohn ein, der dann ganz verstummt (VIII, 5., 533f., 561f.). Mit Entsetzen sieht der Vater, dass Hanno einen Strich unter seinen Namen in der Familienchronik gezogen hat: »Ich glaubte... es käme nichts mehr...« (VIII, 7., 576).
Hanno hat schrecklich unter Zahnbehandlungen bei Herrn Brecht zu leiden, die ihn krank machen (VIII, 7., 563f). Gänzlich negativ sind auch seine Erfahrungen in der ehrwürdigen »Alten Schule«, die in freundlicheren Zeiten Thomas und Christian besuchten. In den unteren Klassen unterrichten unzulängliche, auch ekelerregende alte Lehrer (Tietge, VIII, 7., 566f.).
Doch es gibt einen Trost für ihn: sein Mitschüler Kai Graf Mölln schließt sich ihm an, die beiden werden enge Freunde. Große Freude bereitet Hanno das Puppentheater, sein Weihnachtsgeschenk 1869, nachdem er zum ersten Mal im Theater war – »Fidelio« (VIII, 8.). Auch ein Harmonium hat er bekommen, und in den folgenden Jahren spielt er seinem Freund oft darauf vor (X, 2.). Das sind ihre Vergnügungen, beide lehnen sportliche Übungen ab.
Hanno unterscheidet sich durch sein zartes, brünettes Aussehen und seine Kränklichkeit von den starken, blonden Mitschülern. Aber er soll natürlich Kaufmann werden. Eine wochenlange Wonne sind für ihn die Sommerferien in Travemünde an der Ostsee mit der Mutter und Ida Jungmann (VIII, 3.).
Beim Tod seines Vaters beobachtet der nun 15jährige Hanno mit allen Sinnen, was vorgeht, wie schon bei der Großmutter (X, 8.). Zu seinem Vormund hat Thomas Stephan Kistenmaker bestellt, der ihn immer wieder fragt, was er denn werden wolle (XI, 2.). Hanno lebt jetzt mit seiner Mutter und einer Haushälterin in einer kleinen Villa.
Die Schultage sind von Angst bestimmt, besonders wenn er, wie es einmal detailliert geschildert wird, sich – wegen »Lohengrin« am Abend – nicht vorbereitet hat und es am Wintermorgen des Jahres 1877 in seinem spartanisch eiskalten Zimmer auch nicht mehr schafft (X, 2.). Freund Kai versteht ihn, sein eigenes Außenseitertum ist aggressiver, aber auch Hanno wird von den Mitschülern nicht angegriffen, »aus unbestimmter Furcht vor [...] seinem trüben, scheuen und kalten Blick« (XI, 2., 794). Kai meint, in der Schule sei alles verzerrt; Hanno: Und danach? Er könne nichts »werden«. »Ich möchte sterben« (XI, 3., 819). Alles ermüde ihn, sein Körper habe keine Heilkraft. Kai tröstet ihn: »Sei nicht verzweifelt«.
Es folgt eine medizinische Beschreibung der Symptome von Typhus. Hanno ist im Frühjahr erkrankt und stirbt, weil er die Stimme des Lebens, die zu ihm dringt, nicht hört ( XI, 3., 832).